Sommelier Gastronomie Jobs und Stellenangebote in Aachen
Beruf Sommelier Gastronomie in Aachen
Gläser voller Geschichten: Vom Alltag und Anspruch als Sommelier in Aachens Gastronomie
Manchmal frage ich mich, ob dieser Beruf nicht eher Berufung ist – oder ein bisschen beides. Sommelier in Aachen, mitten zwischen Kaiserdom und studentischem Stimmgewirr, das ist mehr als Flaschen entkorken und Weinkärtchen sortieren. Wer hier in die Gläser blickt, sieht nicht nur Farbe, Schlieren, Reflexe. Man spürt, dass die Stadt, die sich irgendwo zwischen westlicher Klarheit und rheinischer Herzenswärme verortet, auch ein eigenes Klima für Genießer hat. Und ja, für Quereinsteiger mit Spürsinn und Zusatzqualifikation sowieso. Wer also darüber nachdenkt, sich nach der Ausbildung, dem Wechsel aus Service oder Küche oder einfach abenteuerlustig auf das Terrain Weinservice zu begeben, sollte wissen, was auf ihn – oder sie – zukommt.
Was viele unterschätzen: Die Arbeit als Sommelier (und ich schreibe absichtlich neutral, denn das Klischee vom Herrn mit Weste und Nadelstreifen ist längst passé) ist in Aachen ein Grenzgang am Puls von Tradition und Moderne. Hier treffen französische und belgische Einflüsse auf deutsche Gründlichkeit, der Champagner vom Montagné mischt sich in den Kellerregalen mit trockenem Riesling aus der Mosel, und die Nachfrage nach Naturweinen überrascht so manchen, der heimlich dem „guten Bordeaux“ huldigt. Kurz: Man muss nicht alles wissen, aber eine ordentliche Portion Neugier und Offenheit mitbringen – und die Bereitschaft, jederzeit dazuzulernen. Das ist kein Hexenwerk, aber eben auch kein Durstlöscherjob.
Die Gastronomielandschaft in Aachen hat sich in den letzten fünf Jahren sichtbar verändert. Es gibt sie noch, die altehrwürdigen Hotels und feinen Adressen – aber die neue Generation von Gastronomen setzt auf handwerkliche Küche, regionale Produkte, Weinkarten mit Augenzwinkern, sogar Schaumwein aus der Eifel. Digitalisierung? Ist kein Fremdwort. Wer heute Sommelier ist, hat mehr als nur einen Zettel mit Jahrgängen im Kopf. Bestell- und Lagersoftware, Gäste-Apps, ach, sogar die Weinbegleitung wandert mittlerweile auf Instagram. Aber: Das Gespräch am Tisch bleibt unersetzlich – der Moment, wenn ein Gast überrascht innehält, weil ein bislang unbekannter fränkischer Silvaner plötzlich punktet. Oder er enttäuscht ist, weil das satte Rot „zu wenig Bauch“ hat, was auch immer das im Einzelfall heißt.
Geld ist natürlich auch ein Thema, auch wenn wir es nicht immer zugeben (erzählt das mal jemandem in der Probezeit). In Aachen verdienen Einsteiger nach klassischen Qualifikationen meist zwischen 2.400 € und 2.800 €; erfahrene Sommeliers, die auch Ausbildung, Einkauf und Kartenverwaltung übernehmen, liegen oft bei 3.000 € bis 3.600 €. Klar, das sind keine Bankerlöhne – aber auch keiner von diesen Hungertarifen, vor denen Großeltern immer warnen. Wichtig ist: Die Spreizung variiert, je nach Haus und Verantwortungsradius. Wer etwa in einem inhabergeführten Nobelrestaurant mit regionaler Weinkultur arbeitet (und davon gibt es in Aachen einige, die national kaum jemand kennt), kann mit Extras wie Umsatzbeteiligung oder Fortbildungsbudget rechnen. In Kettenbetrieben ist der Rahmen enger, da zählt Effizienz manchmal mehr als Experimentierkunst.
Berufseinsteigerinnen und -einsteiger, lasst euch nicht verunsichern: Man wächst rein, spätestens nach dem dritten Jahr traut man sich auch, ein Glas Côte du Rhône blind einzuordnen (oder, ehrlich gesagt, tut zumindest so). Doch das Lernen hört nie auf – auch, weil sich der Markt dauernd dreht. Klimawandel mischt mit: Aachens Gäste sind inzwischen neugieriger auf heimische Bio-Weine, orangefarbenes, trübes Zeug mit wenig Schwefel, irgendwas, das nach Zukunft riecht und schmeckt. Die Nachfrage nach Weinwissen wächst – ja, Gäste wollen Geschichten. Wer als Sommelier nicht erzählen kann, arbeitet am Kern vorbei. Und wer sich gegen Verkostungen, regionale Erzeugerbesuche und Fortbildungen sperrt, wird bald auf der Stelle treten. Es gibt in Aachen solide Angebote, vom Degustationskreis bis zur IHK-zertifizierten Weiterbildung – nicht alles ist Gold, das glänzt, aber Gelegenheit zu wachsen gibt’s zuhauf.
Mein Fazit, unperfekt, vielleicht auch nur zur Diskussion gestellt: Sommelier in Aachen zu sein, ist ein bisschen wie Wandern in der Eifel. Schöne Aussicht, steile Anstiege, ab und zu eine matschige Stelle – und auf halber Strecke fragt man sich, warum man das eigentlich macht. Dann kommt ein Sonnenstrahl durch den Regen, ein Aha-Erlebnis mit einem überraschenden Wein, und alles fügt sich plötzlich. Wer nach Routine sucht, wird scheitern – wer neugierig bleibt, neugierig macht und bereit ist, sich selbst immer wieder zu hinterfragen, der findet hier nicht nur einen Beruf, sondern einen verdammt abwechslungsreichen Alltag. Das jedenfalls ist meine ganz subjektive Erfahrung. Oder? Vielleicht irre ich mich. Aber dann eben mit Genuss.