Koenig & Bauer AG | 97070 Würzburg
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Eines gleich vorweg: Wer mit der romantischen Vorstellung liebäugelt, als Schweißlehrer in Nürnberg den Arbeitstag entspannt zwischen Kaffeeautomat und Schweißwerkbank zu verbringen, der irrt gewaltig. Schweißlehrer – das ist weit mehr als ein aufgewerteter Handwerker mit Redebedarf. Es ist eine eigentümliche Mischung aus Fachpraxis, Pädagogik und einer, ja fast väterlichen Geduld. Dabei gibt es in Nürnberg durchaus Bedarf an qualifizierten Kräften, die hinter dem Helm nicht nur Funken fliegen lassen, sondern auch Köpfe zum Glühen bringen. Doch was bedeutet das konkret? Und warum ist es alles andere als ein Schritt ins gemachte Nest?
Die Zeiten, in denen der Schweißlehrer nur als verlängerte Arm eines Ausbildungsmeisters verstanden wurde, sind vorbei – zumindest in Nürnberg: Große Mittelständler, aber auch handwerkliche Bildungszentren und überbetriebliche Ausbildungsstätten setzen zunehmend auf ein anspruchsvolles Weiterbildungsprogramm. Wer hier die Verantwortung übernimmt, wartet nicht nur auf pünktliche Azubis, sondern hantiert täglich mit technischen Innovationen, Sicherheitsvorschriften (die launischer sein können als so mancher Lehrling), Normen-Dschungel und individuellen Eigenarten seiner Schützlinge.
Und das klassische Klischee, Schweißen könne man „nebenbei“ vermitteln, zerfleddert schon am ersten Tag: Verständlich bleiben bei Begriffen wie Schutzgase, Hochfrequenzzündung oder gar der neuen, digitalen Nahtverfolgung – das ist keine Raketenwissenschaft, nein. Aber ein Spaziergang ist es auch nicht. Die didaktische Übersetzung komplexer Inhalte ins Alltagsdeutsch gehört fest zum Handwerk – und manchmal, das muss man ehrlich sagen, grätscht die Realität dazwischen: Da will man über WIG-Verfahren sprechen, doch der Fokus liegt ganz woanders – bei Motivationsloch, Prüfungsangst oder schlicht einer schlecht sitzenden Maske.
Apropos Realität: Wer als Berufseinsteiger oder seit Jahren mit dem Gedanken an einen Wechsel spielt, sollte einen Blick auf Nürnbergs Industrielandschaft werfen. Hier kreuzen sich Tradition (Metallbau, Kraftwerkstechnik, Fahrzeugbau) mit neuen Impulsen wie Roboterschweißtechnik und Digitalisierung. Das sorgt für gut gefüllte Lehrwerkstätten – aber auch für eine Klientel, deren Vorwissen, Ansprüche und berufliche Vorprägung kaum unterschiedlicher sein könnte. Dass die Schweißlehrkräfte dabei nicht nur mit veralteten Geräten arbeiten, zeigt die Investitionsbereitschaft der Betriebe: Stichwort neue Laserbearbeitung oder digitale Schweißsimulatoren, mit denen die Einstiegsbarriere gesenkt und Material gespart werden soll. Ob das den persönlichen, „schmutzigen“ Reiz der Funkenflug-Tage ganz ersetzt, sei dahingestellt – aber es schafft neue Möglichkeiten für die Unterrichtsgestaltung.
Was viele unterschätzen: Der Lehrer von heute muss sich ständig auf der Höhe halten, fachlich wie didaktisch. In Nürnberg sind spezialisierte Weiterbildungseinrichtungen und Innungen keineswegs Selbstzweck; sie gehören zum Rüstzeug. Ohne regelmäßige Schulungen zu Norm-Updates, Sicherheit oder neuen Werkstoffen – spätestens bei der Erstprüfung von Alu- oder Edelstahlnähten merkt man, dass der Beruf kein statisches Wissensfeld toleriert.
Natürlich, der schnöde Mammon. Neueinsteiger können, je nach Vorqualifikation und Träger, mit einem Gehalt von etwa 2.800 € rechnen – bei den großen Bildungsträgern und mit Zusatzqualifikationen sind auch Beträge zwischen 3.000 € und 3.600 € keinesfalls Utopie. Klingt erst mal solide – aber: Der Bauchladen wächst. Neben den Kernaufgaben häufen sich Dokumentationspflichten, Prüfungsabnahmen, Datenschutz-Kram und manchmal auch Coaching für auffällige Teilnehmer. Wer den Schritt wagt, muss flexibel sein. Mir jedenfalls wäre es nie eingefallen, wie viele Konflikte man in einen einzigen Kurstag packen kann – Elternanrufe inklusive.
Bleibt noch das persönlichste aller Argumente: Man sitzt am Abendbrottisch, die Hände riechen noch ganz leicht nach Schmauch – und der Kopf ist selten leer. Lehren heißt im besten Fall, ein kleines Stück Handwerksstolz zu vererben. In Nürnberg stoßen dabei verschiedene Generationen, Herkünfte und Berufsträume zusammen – und der Schweißlehrer ist der Lotse, der zwischen Welten übersetzt. Das mal offenherzig, mal mit strengem Blick, nie nur nach Lehrbuch. Wer darauf Lust spürt – und ein bisschen Sinn für die leisen Töne des Berufs mitbringt – für den eröffnet sich ein Arbeitsfeld, das weit mehr ist als Resteverwertung der Werkstattkarriere. Oder um es auf den Punkt zu bringen: Schweißlehrer werden? Es braucht mehr Fingerspitzengefühl als Muskelkraft. Aber genau das macht’s aus.
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