Koenig & Bauer AG | 97070 Würzburg
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
Koenig & Bauer AG | 97070 Würzburg
Koenig & Bauer AG | 97070 Würzburg
Koenig & Bauer AG | 97070 Würzburg
Ich habe einmal in einer stickigen Ausbildungswerkstatt gestanden, während draußen die Skyline von Frankfurt in der Mittagshitze flimmerte. Irgendwo zwischen grauen Industriehallen und der Ahnung von Hochhäusern habe ich damals begriffen: Wer anderen das Schweißen beibringt, hantiert nicht nur mit Metallen – sondern unweigerlich auch mit Biografien, Hoffnungen, Frust. Und, um ehrlich zu sein, gelegentlich mit dem eigenen Schatten. Jeder Tag als Schweißlehrer überrascht aufs Neue – und zwar jenseits von Hochglanzprospekten und halbtrockenen Branchenstatistiken.
Der Schweißlehrer im Rhein-Main-Gebiet ist so etwas wie ein Werkstattpädagoge auf Zeit. Die Hauptaufgabe? Natürlich: Vermittlung von Schweißtechnik, Sicherheitsstandards, Normen. Aber wer glaubt, mit ruhigem Händchen und WIG-TIG-Zertifikat sei alles getan, unterschätzt die Realität. Zwischen Theorieeinheit und praktischer Übung stehen manchmal Menschen, bei denen der Funken sprichwörtlich erst noch überspringen muss – und niemand kann ganz vorhersagen, ob er heute in 5 oder 25 Augenpaaren diesen Moment sieht.
In Frankfurt selbst ist die Klientel bunt wie der Bahnhofsvorplatz. Junge Umsteiger aus der Industrie, Geflüchtete mit bruchstückhaften Sprachkenntnissen, spezialisierte Altgesellen, Schulabbrecher, Facharbeiterinnen in der Neuorientierung. All diese Menschen wollen – und sollen – lernen, mit Metall Naht um Naht Realität zu erschaffen. Wer da nur mit technischem Vokabular kommt, scheitert. Ein guter Schweißlehrer entwickelt im Idealfall nicht nur einen Riecher für die richtige Elektrode, sondern auch für die Stimmung im Raum. Unterschwellig übrigens, das gibt keine Schulung.
Wer sich fragt, warum Frankfurt? Die Stadt – und ihr Umfeld – ist und bleibt Industriestützpunkt, auch wenn das Bankenlicht alles überstrahlt. Metall- und Maschinenbau, Anlagenbau, Reparaturbetriebe: Überall wird geschweißt, geprüft, zertifiziert. Der Bedarf an qualifiziertem Nachwuchs ist beständig – und die Kluft zwischen Nachfrage und Angebot manchmal so breit, dass selbst die Stahlträger in der Großmarkthalle vor Neid erblassen könnten.
Die Einstiegsgehälter für Schweißlehrer liegen hier meist zwischen 2.800 € und 3.500 €. Wer Erfahrung (und pädagogisches Talent) vorweisen kann, schafft auch bis zu 3.800 €. Klingt solide? Mag sein – es gibt aber Standorte in der Region, wo noch Luft nach oben ist. Gegenüber reinen Schweißern punktet der Schweißlehrer-Beruf mit geregelteren Arbeitszeiten. Keine Nachtschichten, seltener Montageeinsatz. Dafür: Emotionale Belastung. Verantwortung – man trägt schließlich für Menschen und deren Sicherheit die Mitverantwortung. Was viele unterschätzen: Auch pädagogisches Scheitern kostet Kraft.
Frankfurt ist, vielleicht mehr als andere Städte, ein Laborversuch für das, was neue Technologien und gesellschaftlicher Wandel mit klassischen Gewerken machen. Automatisiertes Schweißen zieht in die Betriebe ein, Digitalisierung wird als Zauberwort herumgereicht – aber ohne echte, händische Kompetenzen bleibt jede technische Neuerung ein Kartenhaus. Der Schweißlehrer muss seine eigene Lernkurve permanent fortsetzen: neue Normen, veränderte Sicherheitsbestimmungen, wechselnde Werkstoffe. Gleichzeitig ist da das Tagesgeschäft – Auszubildende, Quereinsteiger, Umschüler. Mal läuft alles wie am Schnürchen, mal herrscht Chaos, mal Eigensinn, mal Verständnislosigkeit. Manchmal auch alles zugleich.
Was ich oft erlebt habe: Der Stolz, wenn jemand nach Wochen voller Rückschläge eine saubere Wurzelnaht abliefert. Oder die Momente, in denen man als erwachsene Lehrkraft heimlich mitzittert, ob die Nähte bei der TÜV-Prüfung halten. Dieser Spagat – technisch up-to-date und menschlich ansprechbar zu bleiben – ist vielleicht das größte Talent, das man (entwickeln) muss.
Akademisiert wird der Beruf bislang kaum – auch wenn die Zahl an Online-Konzepten und teuren Lehrgangsanbietern wächst. Aber in Frankfurt zählt am Ende, wie überzeugend jemand in der Werkstatt steht, wie viel Erfahrung mitbringt und, ganz ehrlich, wie gut er oder sie erklären kann. Der Sprung vom Schweißer zum Schweißlehrer ist nicht immer linear, doch wer Lust auf Entwicklung hat, findet hier rare Chancen: Zertifizierungen über Verbände, Spezialisierung auf bestimmte Schweißverfahren, oder gleich der Weg zum „International Welding Specialist“.
Mein Fazit, vorsichtig formuliert: Wer sich in Frankfurt auf das Abenteuer Schweißlehrer einlässt, sollte bereit sein für einen Beruf, der in Bewegung bleibt und nie so richtig planbar wird. Aber wann war Eindeutigkeit im Leben schon ein Vorteil? Wer Technik mit Geduld verbindet, wer gern mit Menschen arbeitet und auch mal emotionale Funken abkann – der findet hier einen Job mit Substanz, auch wenn der Schweiß manchmal mehr als nur auf dem Blech landet.
Das könnte Sie auch interessieren