Sanitätshaus Mertens & Strahl GmbH & Co. KG | 45127 Essen
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Bw Bekleidungsmanagement GmbH | Bad Frankenhausen
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Wenn ich an die Arbeit als Schuhverkäufer denke, dann sehe ich kein angestaubtes Traditionshandwerk. Ich sehe Menschen, die mit Mittagspausenbrot in der Hand die Saisonware auspacken, Kunden beraten, stapeln, tüfteln – manchmal auch diskutieren. In Erfurt ist dieser Beruf alles, außer triviale Routine. Erwarten Sie hier keine monotone Tagesschleife – eher das ewige Auf und Ab zwischen Ladentheke, Kassensturz und dem Geruch frisch ausgepackter Lederwaren, der sich mit dem Straßenlärm der Altstadt mischt.
Berufseinsteiger spüren das schnell: Ein Schuh ist eben nicht bloß ein Schuh – und kein Kunde gleicht dem anderen. Einer kommt und sucht Ruhe, die Nächste braucht „eine neue Sohle fürs Wochenende“, wieder ein anderer will wissen, ob das Modell vegan ist. Diese Bandbreite fordert Präsenz, Nachfragen, auch Durchhaltevermögen – körperlich wie mental. Stundenlanges Stehen, unzählige Beratungsgespräche, mal Lächeln, mal „klare Kante“: Das ist keine Kirche des schönen Scheins, sondern ein Ort für Multitalente. Es gibt Tage, da fragen drei Kundinnen nach dem gleichen Modell, aber jede meint einen anderen Zweck – Citytrip, Gartenarbeit oder Hochzeit. Soll mal jemand behaupten, der Beruf sei leicht zu erlernen.
Die Herausforderungen reichen inzwischen weit über das klassische Verkaufsgespräch hinaus. In Erfurt, wo Gründerzeit trifft auf Bauhaus, sind die Laufwege zu Fuß mittlerweile Alltag für viele – und so stellt sich immer öfter die Frage: Was will die Kundschaft eigentlich? Trends wie Nachhaltigkeit, faire Produktion oder Fußgesundheit haben dem Beruf ein neues Antlitz verpasst. Wer sich da nicht regelmäßig einliest, verliert schnell den Draht. Teilweise muss man über Sohlenbeschaffenheiten, Zertifikate oder Fußfehlstellungen Auskunft geben. Und – das ist nicht zu unterschätzen – digitale Tools, Warenwirtschaftssysteme und mobiles Kassieren mit dem Tablet gehören inzwischen genauso dazu wie das Nachjustieren von Kartonstapeln. Gut, wenn man da nicht die Nerven verliert – vor allem, wenn in der Erfurter Innenstadt samstags die Hölle losbricht.
Jetzt zum Thema, bei dem alle hellhörig werden: Gehalt. Wer gerade frisch einsteigt, kann in Erfurt typischerweise mit etwa 2.200 € bis 2.500 € rechnen – wohlgemerkt bei Vollzeit. Wer Erfahrung mitbringt, saisonal flexibel ist und vielleicht sogar Extras wie Kenntnis in Fußvermessung oder Beratung zu orthopädischen Produkten draufhat, der kommt auch mal auf 2.600 € bis knapp 2.900 €. Klare Sache: Die Konkurrenz im Einzelhandel um gute Mitarbeitende ist gewaltig – manche Ketten setzen auf variable Vergütung, lokale Fachgeschäfte dagegen punkten mit familiärer Atmosphäre (auch das kann sich am Monatsende bemerkbar machen, Stichwort Zulagen oder Umsatzbeteiligung). Aber ein Goldrausch? Nun ja, jedenfalls noch nicht.
Was viele unterschätzen: Der Beruf ist eine never ending Baustelle in Sachen Wissenserweiterung. Regionale Anbieter von Weiterbildungen (man glaubt es kaum) bauen Programme auf, die von Warenkunde über Digitalisierung im Einzelhandel bis hin zu Basiswissen für die Fußanalyse reichen. Wer zupackt, profitiert. Und: Die Altersspanne der Teams in Erfurter Schuhgeschäften ist enorm – Neulinge bringen oft frischen Wind, erfahrene Kräfte punkten mit Empathie und Stammkundenbindung. Gerade Umschüler oder Quereinsteiger erleben da manchmal eine Renaissance ihrer Talente – reden, zuhören, improvisieren, mit Menschen klar kommen. Ja, es braucht Geduld, ein gewisses Stehvermögen (wörtlich wie übertragen) und manchmal auch einen trockenen Humor. Aber: Wer hier ankommt, der geht meistens mit mehr raus als ein paar Schuhgeschichten – nämlich mit einem Gespür für Menschen. Und darauf kommt es am Ende wirklich an, oder?
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