Aktiv-Schuh Handelsgesellschaft mbH | Berlin, Potsdam, Leipzig, Chemnitz, Neubrandenburg, Greifswald, Rostock, Hamburg
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Aktiv-Schuh Handelsgesellschaft mbH | Berlin, Potsdam, Leipzig, Chemnitz, Neubrandenburg, Greifswald, Rostock, Hamburg
Es gibt Tage, da riecht es nach Regen im Schaufenster, weil fünf nasse Rucksäcke auf einmal abgestellt werden. Und manchmal, wenn die Nachmittagssonne quer durch die Neue Mitte scheint, sehe ich draußen Leute vorbeihuschen, die am Morgen noch nach neuen Schnürsenkeln für ihre alten Lieblingsboots gefragt haben. So unspektakulär das Bild nach außen scheinen mag: Schuhverkäufer in Jena – das ist mehr als Boxen stapeln und Größen vergleichen.
Manchmal werde ich gefragt: „Muss man da einfach nur Schuhe verkaufen? Das lernt man doch nebenbei, oder?“ Nun: Wer glaubt, dieses Berufsfeld bestehe einzig darin, Regalmeter zu sortieren und kassieren, unterschätzt die Bandbreite. Klar, fürs Heben und Umpacken braucht es manchmal Kraft (auch wenn Jenas Studis das anders sehen mögen…), aber das Herzstück bleibt der Kontakt. Es geht ums Zuhören. Darauf achten, wie jemand mit seinen Schuhen auf dem Parkett klackert; erkennen, ob es beim Probieren am Zeh drückt oder am Selbstwertgefühl. Reklamationen? Kommen vor. Klare Kommunikation wird dann zur halben Miete, der Rest ist Fairness – gegenüber Kundschaft und Ladenleitung gleichermaßen.
Die Stadt selbst gibt dem Beruf ein eigenes Gepräge. Jena wächst, vor allem an den Rändern. Da treffen Mittelstands-Alltag und akademischer Elan aufeinander – was, ehrlich gesagt, im Beratungsgespräch spürbar wird. Ein Teil der Kundschaft bringt technisches Detailinteresse mit, diskutiert Materialien, fragt nach Lieferlücken, weil die Kleinen wieder auf dem Spielplatz durchs Toben die Sohlen löchern. Rentner erzählen gern von einem „richtigen Schuster“, den’s in Lobeda wohl nie wieder gibt. Studenten suchen Funktionalität zum Festivalpreis, während der Chef oder die Chefin auf Wertigkeit und Herstellungsbedingungen achtet, notfalls mit eigener Google-Recherche bewaffnet. Rollenspiel gefällig? Mal Erklärbär, mal Komfort-Scout, mal geduldige Vermittlerin – je nach Tagesform.
Zahlen mal ohne Blatt: Im Raum Jena bewegen sich die Einstiegsgehälter für Schuhverkäufer meist zwischen 2.100 € und 2.400 € – wenn tarifgebunden, dann mit Plan; im inhabergeführten Segment teils drunter, aber stufenweise steigend. Wer sich reinhängt, Erfahrung aufbaut und vielleicht eine Weiterbildung wagt (Stichwort: Handelsfachwirt, Warenwirtschaftssysteme oder Visual Merchandising), kann mit 2.500 € bis 2.900 € rechnen. Viel? Nun, es wird niemand Millionär, aber: Ich kenne Kolleginnen, die zwischen Kasse und Lotterie-Terminal gelernt haben, wie man Laufkundschaft zu Stammgästen macht – und sich ein echtes Standing erarbeitet haben. Anerkennung gibt’s selten laut, aber doch: Das geflüsterte Dankeschön einer alten Dame bleibt hängen.
Technisch tut sich auch was. Digitale Warenwirtschaft ist Standard, mobile Bezahllösungen tauchen in immer mehr Läden auf. Die Herausforderung? „Digital Kunde bleiben.“ Viele, vor allem ältere Menschen, wollen Beratung zum Anfassen – während Jenas junges Publikum Schnelligkeit und Auswahl bevorzugt. Da den Spagat schaffen: keine Einbahnstraße. Und ehrlich – wer bei der ersten Preisdifferenz zur Onlinesuche die Nerven verliert, wird in Jena wenig Freude entwickeln. Flexibilität, innere Gelassenheit und Neugier auf Menschen… das alles braucht’s. Wer seinen eigenen Rhythmus findet, wird merken: Ein Tag im Schuhgeschäft ist selten vorhersehbar. Mal rennt dir die Zeit davon, mal halten dich fünf Wortwechsel an Ort und Stelle fest, bis du abends mit plattgelatschten Füßen, aber durchaus zufrieden, die Türen schließt.
Natürlich, es gibt Tage mit Frust. Mit schlechten Lieferungen, ewig gleichen Fragen, retournierten Schuhen. Wer aber Freude daran hat, Alltagskleinigkeiten eine Bühne zu geben, dabei ein Gespür für Materialien, Menschen und ein sich wandelndes Marktumfeld entwickelt, der findet in Jena überraschend viele Anknüpfungspunkte. Niemand muss hier Superverkäuferin sein. Aber ein bisschen Leidenschaft und Offenheit schaden nicht. Ich glaube, das ist es, was den Job am Ende ausmacht: Wer wachsam bleibt, sieht, wie neue Trends durchs Schaufenster wehen – und manchmal, mit etwas Stolz, wenn Kunden mit ihren neuen Schuhen hinaus ins Leben stapfen.
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