Mein Schiff Crew | 10115 Berlin
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HGK Logistics and Intermodal | 10115 Berlin
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Die Sache mit dem Beruf des Schiffskochs in Berlin – das ist schon ein Kapitel für sich. Wer bei dieser Tätigkeit direkt an Kreuzfahrtriesen denkt, liegt meilenweit daneben. Berlin ist zwar nicht Hamburg, dafür quirliges Binnenschifffahrtszentrum, voller Ausflugsschiffe und Charteryachten, wo kulinarisches Know-how mit Wellen schwingt. Und das, was beim Dinner auf der Spree so leichtfüßig wirkt, ist am Herd oft eher Schwerstarbeit. Oder, anders gesagt: Schiffskoch in Berlin sein, heißt improvisieren können – und zwar ohne doppelten Boden.
Wer den Sprung auf ein Binnenschiff wagt, bringt meist Erfahrungen aus der Gastronomie oder Hotellerie mit. Gelernte Köche, Quereinsteiger, Sinnsuchende – die Bandbreite ist erstaunlich, gerade in einer Stadt, die berufliche Biografien selten gradlinig verläuft. Ein offizieller Abschluss ist keine Pflicht, aber ohne Routine in Großküchen und einen sicheren Umgang mit Lebensmitteln wird’s eng. Und mal ehrlich – die Spree wartet nicht, bis die Mise en Place steht. Was viele unterschätzen: Mengenplanung an Bord ist fast schon eine mathematische Disziplin. Die Wege zum Nachschub? Umwegig. Wer am Morgen vergisst, Eier oder frisches Gemüse zu bunkern, muss mittags schon sehr kreativ kochen können. Immer nur Burger und Kartoffelsalat? Kommt nicht gut, weder beim Publikum noch beim eigenen Selbstwert.
Die Idylle, Abends auf dem Oberdeck die Reste der Käseplatte in Ruhe zu betrachten, gehört zur Realität. Ebenso wie Schichtdienste bis in die späten Stunden, plötzliche Wetterumschwünge oder Gäste mit ausgefallenen Diätwünschen. Wer hier frohgemut an Bord geht, verabschiedet sich idealerweise vorher schon von starren Arbeitszeiten. Berlin-typisch sind die Kunden bunt gemischt: Familien, Firmen, Touristen, Junggesellenabschiede – und alle, wirklich alle, erwarten frische Qualität. Fun Fact am Rande: Manche Kollegen schwören, dass ein einziger, schlecht gelaunter Junggesellenabschied mehr Chaos anrichten kann als ein hoher Wellengang auf der Havel. Aber da mag ich vielleicht übers Ziel hinausgeschossen sein.
Über Geld spricht man nicht? Doch, tut man. Das Gehaltsniveau für Schiffsköche in Berlin variiert. Wer einsteigt, darf mit etwa 2.600 € rechnen; mit Erfahrung, Zusatzqualifikationen und bei saisonal starker Nachfrage sind auch 3.200 € möglich – bei besonders gefragten Aufgaben, wie etwa Eventbetreuung auf luxuriöseren Schiffen, geht’s vereinzelt höher hinaus. Das ist nicht üppig, gemessen am Stadtleben, allerdings sind Trinkgelder auf manchen Touren beachtlich. Wer sich etablieren will, profitiert von den sehr speziellen Herausforderungen – Stichworte: kleine Lagerflächen, schwankende Temperaturen, scheinbar widersprüchliche Gästevorlieben. Was tatsächlich zählt, ist Flexibilität und die Bereitschaft, das eigene Repertoire immer wieder auf die Probe zu stellen. Weiterbildungen? Gibt’s, wenn man will – viele setzen auf Fachkurse zu Hygiene, internationaler Küche oder Diätetik, einige bauen sogar die Zusatzqualifikation Schiffskoch auf großen Flussschiffen aus, um später noch breiter aufgestellt zu sein.
Umweltschutz ist in der Binnenschifffahrt – und speziell in Berlin – längst kein Nebenthema mehr. Wer heute als Schiffskoch arbeitet, hat nicht nur die gesetzlichen Hygienevorgaben im Blick, sondern auch wachsende Ansprüche an nachhaltige Küche. Regionale Produkte und ressourcenschonende Prozesse sind keine nette Beigabe, sondern immer öfter Voraussetzung für Charterunternehmen oder Veranstalter. Ein Phänomen der letzten Jahre: Der Einzug digitaler Technik an Bord. Von smarten Lagerlisten bis hin zu Apps für Resteverwertung ist da einiges in Bewegung – und überrascht selbst alte Hasen. Aber am Ende bleibt der Beruf des Schiffskochs ein Stück Handwerk, ein Stück Chaos und durchaus auch ein bisschen Berliner Eigenart: pragmatisch, ruppig – und, im besten Fall, mit einer dicken Portion Herz.
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