JONAS Farben GmbH | 42489 Wülfrath
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Stellen wir uns einmal einen typischen Freitagvormittag in Mülheim an der Ruhr vor: Es riecht noch nach feuchtem Holz und alten Bierfässern, am Tresen der letzten Eckkneipe klammern sich die Spuren einer langen Nacht an klebrigen Thekenrändern fest. Genau hier beginnt der Arbeitstag – oder besser gesagt: das Revier – für Schankanlagenreinigerinnen und -reiniger. Ein Beruf, der auf dem Papier ziemlich nüchtern klingt, in der Realität aber deutlich mehr Facetten hat als gedacht. Wer behauptet, es ginge hier nur ums Putzen, hat den Kern nicht verstanden. Aber der Reihe nach.
Man kann es drehen und wenden, wie man will – ohne saubere Schankanlagen bleibt das frisch gezapfte Bier im besten Fall fade, im schlimmsten Fall verkeimt. Gerade in Mülheim, einer Stadt mit langer Gastronomietradition und eben nicht nur hippen Szene-Locations, sondern vielen alteingesessenen Betrieben, ist die regelmäßige Reinigung der Zapfsysteme Pflicht und (Achtung: kein Scherz) Gesetz. Wer hätte gedacht, dass das Reinigen von Rohren, Schläuchen und Hähnen amtlich geregelt und von Brauereien regelmäßig kontrolliert wird? Ich habe tatsächlich gestaunt, wie akkurat die Vorgaben ausfallen – und wie oft in der Praxis improvisiert wird, weil eben jede Anlage so ihre Macken hat.
Schankanlagenreiniger sind selten bloße „Putzkräfte“. Im Gegenteil: Sie hantieren mit Chemikalien, zerlegen komplexe Kühlmechanismen, prüfen Filter, dokumentieren Reinigungsvorgänge und schauen auch mal in das Innenleben eines Kleinstkompressors, wenn der Bierfluss stockt. Technisches Grundverständnis ist dabei kein Luxus, sondern Voraussetzung. Was viele unterschätzen: Schon ein kleiner Fehler in der Handhabung oder Nachlässigkeit bei der Desinfektion kann enorme Auswirkungen haben – von Geschmacksverfälschung bis hin zu echten Gesundheitsrisiken. Wem Hygiene ein Fremdwort ist, der ist hier besser raus.
Gut, wer an dieser Stelle einen Mangel-Beruf vermutet, irrt sich nur halb. In Zeiten schrumpfender Gastronomie-Fachkräfte und steigendem Qualitätsbewusstsein ist gutes Personal gefragt – und zwar beständig. Zwar gibt es keinen klassischen Ausbildungsberuf zum Schankanlagenreiniger. In der Regel kommen Quereinsteiger oder handwerklich Begabte zum Zug. Manche bringen eine Ausbildung zum Haus- oder Betriebstechniker mit, andere Grundkenntnisse in Sanitär oder Lebensmittelhygiene. Kein Hexenwerk, aber – und das gilt in Mülheim ebenso wie anderswo – eine Portion Verantwortungsbewusstsein muss man schon mitbringen. Viele unterschätzen, wie eigenständig und flexibel man arbeitet. Wer auf Anweisungen wartet, während der Zapfhahn klemmt, wird hier eher nicht glücklich.
Wie steht‘s ums Geld? Auch so eine Sache, bei der man weder schimpfen noch prahlen kann. Das Einstiegsgehalt bewegt sich meist zwischen 2.400 € und 2.800 €. Mit wachsender Erfahrung, gewissen Spezialkenntnissen oder gar Zusatzqualifikationen – etwa im Umgang mit CO2-Anlagen, elektronischen Steuerungen oder vernetzten Kühlsystemen – sind in guten Lagen auch 3.000 € bis 3.400 € möglich. Klingt solide – ist es auch, zumindest im Ruhrgebiet. Extravaganzen sollte man aber nicht erwarten. Was noch auffällt: Die Arbeitszeiten tanzen selten nach der Pfeife eines Achtstunden-Tags. Frühmorgens in der Kneipe, zwischendrin bei der Brauereifiliale, abends noch ein Notruf aus dem Vereinsheim. Flexibel? Absolut. Planbar? Naja...
Was ich in letzter Zeit beobachte: Die Digitalisierung macht auch vor Schankanlagen nicht Halt. Moderne Zapfanlagen kommen längst mit Sensorik und digitalem Reinigungsprotokoll daher. Die Betriebe in Mülheim sind da – mindestens in Teilen – erstaunlich offen. Vor allem junge Betreiber setzen auf ferngesteuerte Systeme, automatische Spülzyklen, Apps zur Fehlerdiagnose. Das schafft neue Aufgabenfelder. Wer einen guten Riecher hat für technische Spielereien und keine Angst vorm Tablet, ist klar im Vorteil. Altehrwürdige Eckkneipen findet man freilich noch – aber der Mix aus Tradition und technischer Innovation wächst. Manchmal fast so, dass ich mich frage, ob der Beruf in zehn Jahren überhaupt noch nach Gummihandschuhen riecht.
Für mich bleibt: Wer eine Mischung aus technischem Gespür, pragmatischem Denken und einer Prise Unerschrockenheit mitbringt, kann in Mülheim an der Ruhr als Schankanlagenreiniger mehr erleben als viele ahnen. Es ist ein ehrlicher Job. Kein Beruf für Selbstdarsteller, aber für Menschen, die Qualität und Freiheit mögen. Und ganz ehrlich: Wen das Geräusch eines frisch gereinigten Zapfhahns kaltlässt, der verpasst vielleicht das Beste an diesem Job.
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