JONAS Farben GmbH | 42489 Wülfrath
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Hand aufs Herz: Wer hätte gedacht, dass sich hinter der simplen Schaumkrone ein kleiner Kosmos verbirgt, für den man mehr als nur einen Spülschwamm und das berühmte Feierabendbier braucht? In Bochum – dem alten Herz des Ruhrgebiets, wo Pilsken und Fußball immer noch zu den besten Verhandlungsmethoden zählen – spielt der Beruf des Schankanlagenreinigers eine Rolle, die unterschätzt wird. Ja, manche denken vermutlich: „Soll das ’n Job sein, Leitungen ausspülen und gut?“. Ich verstehe den Zweifel; geht mir manchmal nicht anders. Aber wie so vieles im Ruhrpott ist es auf den zweiten Blick härter, spezialisierter – und, Überraschung: auch zukunftsfähiger als gedacht.
Die Arbeit: Wer Schankanlagen reinigt, taucht ein in die Seele der hiesigen Gastrokultur. Das klingt großspurig – und vielleicht ist es das auch. Aber ohne regelmäßige, fachgerechte Reinigung droht mehr als ein schaler Geschmack. Hygienevorschriften? Gibt’s nicht zum Spaß. Zwischen Hektik und Feierabendbetrieb, wenn der Duisburger Stürmer schon wieder ein Tor geschossen hat, kümmern wir uns um meterlange Leitungen, Kohlensäure-Druck, Keimfreiheit und – nicht zu vergessen – den gewissen Glanz, der den Tresen so verführerisch macht. Nachlässigkeit hat da keine Chance, erst recht nicht, wenn ein Kontrolltermin droht.
Na klar, reden wir übers Geld – und ehrlich. In Bochum pendelt der Monatsverdienst meist zwischen 2.400 € und 2.800 €, je nach Erfahrung, Sorgfalt und manchmal auch Tagesform. Nicht üppig, aber solide – und besser, als viele glauben. Mit technischen Zusatzqualifikationen (Stichwort: moderne Anlagentechnik, Dokumentation nach DIN-Normen) geht’s auch mal rauf auf 2.900 € oder mehr. Klingt nicht nach großem Aufstiegstheater? Mag sein, doch: Wer einmal erlebt hat, wie ratlos selbst gestandene Kneipenbesitzer vor einer blockierten CO2-Leitung stehen, ahnt, warum sich Fachwissen wirklich auszahlt.
Was in Bochum auffällt: Hier läuft der Betrieb anders als in München oder Berlin. Viele Betriebe sind inhabergeführt, das Gastrolandschafts-Patchwork reicht von alten Zechenkneipen bis zu hippen Bars mit Craftbier-Konzept. Das beschert Schankanlagenreinigern, die nicht vor spontanen Einsätzen oder kurzfristigen Planänderungen zurückschrecken, einen abwechslungsreichen Joballtag. Apropos: Seit dem Aufwind der lokalen Brauszene basteln etliche Kleinbrauer an Experimenten. Das sorgt für neue Herausforderungen – technische Anpassungen in den Anlagen, alternative Schanksysteme, wechselnde Biersorten, die alle ihre eigenen „Macken“ haben. Wirklich – man mag’s kaum glauben, aber manchmal verbringt man die halbe Schicht nur damit, eine Leitung so zu reinigen, dass das Mango-Weizen nicht nach Keller riecht.
Jetzt die Schattenseite – und auch der Grund, warum viele Kollegen die Zähne zusammenbeißen (und zwischendurch auch mal fluchen): Der Job ist körperlich, oft schmutzig und selten planbar, jedenfalls nicht nach Uhr. Zeitdruck, Wochenendeinsätze, ein satter Geruchsmix aus Bier, Desinfektion und uralten Leitungen – das muss man mögen oder zumindest akzeptieren. Aber vielleicht liegt genau da der Reiz für Leute, die echtes Handwerk schätzen: keine Fließbandroutine, sondern echtes Problemlösen. Was mich immer wieder überrascht: Wie groß der Zusammenhalt untereinander ist, gerade in Bochum. Klare Absprachen, kleine Tipps am Telefon, „komm mal eben rum, ist’n Notfall“. Wer sich einbringen will – mitdenkt, lernt, draufhaut, wo nötig –, bekommt schnell die Wertschätzung, die im Gegensatz zu anderen Branchen nicht nur aus hohlen Worten besteht.
Ist das Zukunft? Im klassischen Sinne vielleicht nur für Leute, die Bock drauf haben, sich zu spezialisieren. Digitalisierung schleicht selbst in diesen Winkel – automatische Reinigungsprotokolle, Fernüberwachung, neue Filtersysteme. Aber was viele unterschätzen: Solange es Lokale, Vereine und echte Thekenmenschen gibt, wird es Arbeit geben, die nicht jeder machen will. Das ist letztlich die Nische, aus der Sicherheit entsteht. Oder anders: Wer seine Hände nicht nur in den Schoß legen will, sondern im Bier – natürlich möglichst steril –, der findet in Bochum immer noch einen ehrlichen Platz an der Arbeitsbank. Nicht immer bequem, aber meistens verdammt real.
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