Jägerheim Dortmund | 44135 Dortmund
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Brogsitter Sanct Peter | Bad Neuenahr-Ahrweiler
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Das Wort "Saucier“ rollt manchen leicht französisch von der Zunge, klingt nach Haute Cuisine, Messingpfannen und kleinen Geheimnissen am Herd. Doch der Alltag – so viel gleich vorweg – sieht anders aus. Wer in Mülheim an der Ruhr den Weg in die Küche wählt, speziell an den Saucierposten, weiß: Das ist kein Beruf, bei dem ein Löffel genügt. Es ist das tägliche Ringen mit Hitze, Zeitdruck, manchmal auch der eigenen Geduld. Und dennoch – oder vielleicht gerade deswegen – hat dieser Platz in der Profiküche etwas Faszinierendes. Hauptsache, man bringt eine Portion Neugier und das berühmte „dicke Fell“ mit.
Natürlich, Saucier. Wer altmodisch denkt, sieht da noch die nachklassische Brigade, in der ein einzelner Koch all die Sohlen, Jus und Reduktionen dirigiert wie ein Kapellmeister. Heute? Da kommen die Aufgaben differenzierter daher. In ganz Mülheim – ob in den gehobeneren Gastronomien der Innenstadt, einer Hotelküche am Stadtrand oder im urbanen Regionalbistro – dreht sich beim Saucier fast alles um die Grundlage: Fonds ansetzen, Grundsoßen ausarbeiten, Fleisch und Fisch glasieren und, klar, „abschmecken bis zum Morgengrauen“. Nicht glamourös. Aber ohne geht es eben nicht – keine gute Küche ohne gute Soße, sagen die alten Hasen. Ich gebe zu: Ich glaube ihnen.
Gern werden die Anforderungen unterschätzt. Wer meint, es genüge, die Reihenfolge der Zutaten auswendig zu lernen, wird schnell überrascht: Am Saucierposten ist der Geschmackssinn der wichtigste Berater. Was viele nicht gleich sehen: Da wird während des Mittagsgeschäfts improvisiert, da passt kein Rezept zu 100 Prozent. Gerade in der Region, wo Kundschaft zwischen ehrlichem Ruhrpott-Hunger und gehobenen Ansprüchen schwankt, kommt es aufs Feingefühl an. Die Herausforderungen liegen selten im Offensichtlichen: Mal ist das Fleisch plötzlich zäh, der Fond zu flach, der Kollege zu knapp besetzt – bleibt nur, kreativ zu reagieren, während die Zeit im Nacken sitzt.
Was verdient man mit solcher Fingerfertigkeit in Mülheim? Um den sprichwörtlichen Löffel abzulegen: Für Einsteiger liegt der monatliche Verdienst meist zwischen 2.300 € und 2.800 €. Mit mehr Erfahrung, vielleicht in einem Haus mit Rang, steigt er auf 2.900 € bis 3.400 € – wobei das Spektrum nicht selten auch nach oben offen ist, zumindest für die, die sich unermüdlich beweisen. Manch einer fragt sich, ob der Aufwand zum Verdienst passt. Ich sage: Es hängt davon ab, wohin man will. Stellen gibt es – immerhin sucht der regionale Markt spürbar Nachwuchs, gerade in Betrieben, die Wert auf Handwerk statt auf Convenience legen. Aber: Wer keine Bereitschaft zur Mehrarbeit, zum Wochenenddienst oder zu gelegentlichen Schichten mitbringt, wird schnell desillusioniert. Kein Bürojob, klar.
Trotzdem, und das klingt vielleicht paradox: Hier in Mülheim steckt auch Bewegung im Soßentopf. Die Gastronomieszene taut auf, es gibt sogar Betriebe, die Weiterbildung zum Thema Sensorik, moderne Bindemethoden oder Allergenmanagement fördern – nicht alles selbstverständlich. Manches läuft experimentell: Molekulare Texturen, vegane Ansätze, klassische Theorien, Kreationen mit lokalen Kräutern. Manchmal fragt man sich, ob das alles noch Saucier ist oder schon Food-Designer. Wahrscheinlich beides. Wer sich dazwischen wiederfindet, hat eigentlich gewonnen: Handwerk, das sich wandelt, bleibt nie stehen. Der Saucier gehört dazu, auch in Mülheim. Man muss nur die richtigen Fragen stellen, abseits des Tellerrands, auch wenn’s anstrengend ist. Und vielleicht, so mein eigener Eindruck, beginnt Qualität manchmal genau dort, wo der erste Tropfen danebenläuft.
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