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Saucier. Ein Wort, das in deutschen Küchen zwar noch klingt wie ein Relikt aus heldenhaften Tagen, aber längst vom Alltag überholt wird. Wer sich heute in Augsburg – einer Stadt, die kulinarisch beileibe nicht im Dornröschenschlaf liegt, aber auch nicht den Großstadtpuls von Frankfurt schlägt – als Saucier betätigt, muss mehr können als Mehlschwitze rühren. Schon im ersten Praktikum spürt man: Wer mit dem Titel „Saucier“ einsteigt, betritt kein lauwarmes Terrain. Man schwebt irgendwo zwischen Handwerk, Präzision, Kreativität und Stress – zumindest, wenn man es ernst meint. Und das sollte man. Sonst wird man am Pass schnell von der Realität eingeholt.
Was verlangt der Job? Kurz gesagt: Konzentration, Hitzebeständigkeit und ein eingebautes Geschmacksgedächtnis. Das Klischee vom „Zauberstab“ am Herd ist unfug, was zählt, ist Routine – und die Lust, sich immer wieder vor dem eigenen Gaumen zu verantworten. Wer zum ersten Mal sonntags zum Mittagservice die Jus ziehen muss, wünscht sich manchmal ein zweites Paar Hände. Oder vier. Und dabei ist Augsburg nicht München; hier wird regional gekocht oder international interpretiert, aber der Handwerker bleibt der König – auch in der Küche. Die Konkurrenz ist überschaubar, die Ansprüche steigen trotzdem. Frisch gekocht, saisonal, wenig Convenience. Das fühlt sich manchmal wie ein Statement aus einer anderen Ära an, ist aber längst wieder Trend – und damit Alltag.
Was viele unterschätzen: Der Saucier ist mehr als nur Fachkraft für Flüssiges. Wer den Posten bekommt, übernimmt Verantwortung, oft still, aber entscheidend. Es geht ums Binden und Reduzieren, um Timing und Temperament am Herd – und, ja, auch um das berühmte „Mitdenken über den Tellerrand hinaus“. Gerade in Augsburg, wo ambitionierte Häuser neben gestandenen Traditionsbetrieben existieren, heißt das oft: flexibel bleiben, mitdenken, riskieren. Das betrifft auch die Zutaten. Es ist eine seltsame Ironie: Gerade, weil Regionalität im Trend liegt, muss sich der Saucier häufiger in neuen Lieferlisten und wechselnden Produzenten vergraben. Für Freunde des Berechenbaren manchmal ein Graus, aber auch eine Chance, sich immer wieder zu beweisen. Bleibt die Frage: Lohnt sich das – auch finanziell?
Klar, Geld allein macht keinen Geschmack. Trotzdem fragt sich jeder irgendwann: Wofür reiße ich mir eigentlich die Schürze auf? In Augsburg liegt das Gehalt für Berufseinsteiger meist zwischen 2.350 € und 2.800 €, erfahrene Sauciers können auf 2.900 € bis 3.400 € kommen – vorausgesetzt, das Haus ist bereit, Qualität zu honorieren. Die Spanne ist bezeichnend: Ein Betrieb mit Anspruch, regionalen Lieferketten und anspruchsvollem Publikum zahlt meist besser, verlangt aber auch laufend Weiterqualifizierung. Und die braucht es. Technische Entwicklungen – von Induktionsherden bis Vakuumieren – nehmen auch in traditionelleren Küchen Einzug. Wer da nicht Schritt hält, spürt schnell den Atem der Jüngeren im Nacken. Die Zeiten, in denen ein Gänseklein-Fond als Königsdisziplin galt und alle Bewunderung sich darin erschöpfte, sind vorbei.
Wer sich als Saucier in Augsburg sieht, kann sich glücklich – oder herausgefordert – fühlen, je nachdem, wie viel Neugier und Biss man mitbringt. Die Stadt gibt einiges her: Einen breiten Markt zwischen bodenständiger Alltagsküche und ambitionierter, regional inspirierter Gastronomie; einen steigenden Anspruch der Gäste, aber auch ein Publikum, das Details wahrnimmt. Weiterbildung? Inzwischen Standard, nicht Kür – Workshops zu neuen Garmethoden, sensorisches Training, auch mal ein kurzer Ausflug in die vegetarische Küche. Offenheit ist Pflicht, sonst wird man schnell Teil des Anachronismus. Fazit? Kein Spaziergang. Aber für alle, die Geschmack nicht als Zufall sehen und Augsburg nicht als Durchgangsstation, sondern Bühne – kann der Job das Tor zu echten, unvergesslichen Aromen sein. Vorausgesetzt, man gibt sich nicht mit Sauce béarnaise aus dem Tetrapak zufrieden.
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