Restaurantfachmann Jobs und Stellenangebote in Kiel
Beruf Restaurantfachmann in Kiel
Zwischen Fischbrötchen und Fine Dining: Die alltägliche Kunst der Restaurantfachleute in Kiel
Manchmal frage ich mich, ob wir uns eigentlich bewusst sind, wie viel Kiel mit seinen Restaurants – also mit uns, den Menschen im Service – in Bewegung hält. Wer zieht die Fäden, wenn Touristen den Leuchtturm bestaunen und anschließend hungrig die Altstadt fluten? Wer hält die Balance, wenn die gut betuchte Segelcrew das Vier-Gänge-Menü ordert, während irgendwo an der Theke die Stammgäste wahlweise ihren Labskaus oder einen Latte Macchiato verlangen? Richtig: Wir. Die Restaurantfachfrauen und -männer der Fördestadt. Klingt großspurig? Mag sein. Aber unterschätzen sollte man die Bandbreite unseres Berufs nicht – schon gar nicht hier oben im Norden.
Zwischen Meerblick und Mittagspause: Der Alltag hat viele Gesichter
Jeder denkt bei Restaurantfachleuten an Tablett schwingen, Menü empfehlen, Kassieren. Aber wer einsteigt, merkt rasch: Das wird schnell komplexer – vor allem in einer Stadt, deren Gastro-Landschaft so bunt, knorrig und widerspenstig sein kann wie das Kieler Wetter. Die einen jonglieren Frühstücksbuffet und Tagungsgeschäft im Hotel am Ostseekai, die nächsten feilen an Weinempfehlungen im Szene-Bistro in Gaarden und wieder andere kämpfen in einer der Fischhallen am Hafen mit den Tücken von Mittagspausen-Rush und pubertierenden Azubis. Viel Abwechslung? Absolut. Aber eben auch: Jeden Tag ein Parcourslauf zwischen Gastfreundlichkeit, Reklamationskultur und dänischen Großfamilien, bei denen plötzlich niemand mehr Laktose verträgt.
Gehalt – ein kleines Kieler Mysterium?
Hier scheiden sich die Geister – und manchmal auch die Motivation junger Kolleg:innen. Klar, der Einstieg ist selten gepolstert: Mit Glück landet man um die 2.500 € bis 2.800 € monatlich, in traditionsreichen Häusern oder stadtbekannten Betrieben sind 3.000 € bis 3.400 € auch schon mal drin. Trinkt der Gast großzügig, ändert sich das Stimmungsbild – Tipps im Service können die Kasse ordentlich aufbessern. Aber verlassen sollte sich darauf niemand. Was auffällt: Während viele Branchen ihren naserümpfenden Blick auf das „Gastro-Gehälterproblem“ richten, begegnet man in Kiel einer bodenständigen Offenheit – hier wird wenig beschönigt. Wer für ein paar Stunden Luft und Seeluft liebt, kann sich arrangieren. Wer mit Erwartung an Karriereleiter und Dienstwagen kommt – tja, falsche Adresse.
Dynamik trifft Dauerlauf: Anforderungen heute
Eine Sache, die unterschätzt wird: Technisierung und Digitalisierung ziehen auch in der Gastronomie ein – und Kiel ist da kein verschlafenes Nest mehr. Ob Bestell-Apps, digitale Reservierungstools oder mobile Kassensysteme, ständiger Wandel ist Alltag. Anfangs denkt man, das sei nur ein Knopfdruck mehr – doch wenn plötzlich die Gäste ihre Extrawünsche per Tablet schicken oder die Kasse mit fünf Menüs gleichzeitig kämpft, merkt man schnell, dass Multitasking noch einmal neu definiert werden muss. Gleichzeitig bleibt Altbewährtes: Ein gutes Auge fürs Detail, Kommunikationsgeschick (vom leisen Lächeln bis zum souveränen Umgang mit genervten Geschäftsreisenden) und ein gewisses Gespür für Menschen – ehrlich, ohne Maske, norddeutsch direkt.
Sprungbrett, Sackgasse – oder einfach ein ehrlicher Beruf?
Was bringt es, sich ausgerechnet in Kiel auf diesen Beruf einzulassen? Nun, auf der einen Seite gibt es allein schon durch den Tourismus ein sicheres Grundrauschen an Nachfrage. Saisonale Spitzen, klar (Kieler Woche ist Ausnahmezustand; da möchte man manchmal kurz das Weite suchen) – aber insgesamt solide. Die berühmte Durchlässigkeit nach oben? Wer sich weiterbildet, z. B. zum Restaurantmeister oder zum Sommelier, kann sich im Laufe der Jahre ein wirklich ordentliches Standing aufbauen. Soll heißen: Für Leute, die Lust auf Verantwortung, Teamführung oder sogar eine eigene Gastronomie haben, ist alles drin – wenngleich der Weg selten ausgebaut und schnurgerade ist. Doch auch ohne große Karriere-Ambitionen gibt es das gute Gefühl, am Ende eines langen Abends erlebt zu haben, wie unterschiedlich Menschen ticken können – und wie viel von einer Stadt man nur kennenlernt, wenn man ihr in den Restaurants ein Gesicht gibt. Kiel mag rau sein, manchmal auch spröde – aber der Beruf hier bleibt ehrlich. Und genau deshalb, so meine ich, ist das keine Nebensache oder gar Verlegenheitswahl, sondern ein Stück Handwerk, das so schnell nicht aussterben wird.