Fachgemeinschaft Bau Berlin und Brandenburg e.V. | 15848 Wilmersdorf
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Wer morgens durch Potsdams historische Gassen läuft, könnte meinen, spontane Kreativität weht hier wie ein Frühlingswind durch die Büros. Weit gefehlt – zumindest, wenn man als Redaktionsassistent unterwegs ist. Denn hinter der glanzvollen Oberfläche von Medienhäusern, Verlagen und TV-Produktionsbüros versteckt sich ein Alltag, der irgendwo zwischen Orga-Tornado, journalistischem Feingespür und planerischer Pedanterie oszilliert. Nicht spektakulär? Vielleicht. Aber unterschätzen sollte man diesen Beruf nicht. Seltsam eigentlich, wie klar die Dinge wirken, wenn man mittendrin statt nur dabei ist.
Redaktionsassistent – klingt erstmal wie Kaffee holen. Das ist höchstens die halbe Wahrheit. Wer den Berufsalltag kennt, weiß: Tagespläne müssen jongliert, Texte redigiert, Themen vorbereitet und Termine mit Autoren, Kamerateams oder Schnitttechnikern koordiniert werden. Man wird zur Schaltzentrale für den redaktionellen Betrieb – egal, wie viele Fenster auf dem Bildschirm gleichzeitig flimmern. Der Kontakt mit internen und externen Partnern ist alltäglich, und manchmal, Hand aufs Herz, möchte man den ständigen „Können Sie mal schnell ...?“ einfach überhören. Aber genau darin liegt die Kunst: flexibel sein, Überblick bewahren, aber auch mal die eigene Stimme erheben, wenn der Termindruck ins Unermessliche kippt. Vor allem in Potsdam, wo durch die Nähe zu Berlin eine merkwürdige Mischung aus preußischer Präzision und Hauptstadt-Puls herrscht, braucht es ein dickes Fell und gelegentlich ein loses Mundwerk.
Potsdam profitiert – oder leidet, Ansichtssache – von der Nachbarschaft zur Medienmetropole Berlin. Junge Medienhäuser, unabhängige Redaktionen und sogar TV-Studios siedeln sich im Umkreis an, die große Vielfalt täuscht aber nicht darüber hinweg: Die Zahl der echten Assistenzstellen bleibt begrenzt. Wer hier durchstarten will, begegnet zwar deutlich weniger hierarchischem Gerangel als in großen TV-Stationen, aber auch einer erstaunlich direkten, bodenständigen Erwartungen. Man muss funktionieren, aber auch improvisieren können – die Stellen sind umkämpft. In puncto Gehalt bewegen sich die Angebote für Berufseinsteiger meist zwischen 2.300 € und 2.800 €. Mit einigen Jahren Erfahrung und ausgeprägtem Organisationstalent sind durchaus 3.000 € bis 3.600 € drin – allerdings selten in den klassischen Print- oder Lokalredaktionen. Auffällig: Immer mehr Stellen kommen aus digitalen Redaktionen, Streaming-Formaten oder Podcast-Produktionen, die zwischen Gründergeist und Dauerprojekt pendeln.
Man könnte meinen, technisches Grundverständnis, Textsicherheit und Teamgeist reichen – Punktlandung, oder? Doch zwischen Redaktionssitzungen und Last-Minute-Korrekturen greift das zu kurz. Selbstständiges Arbeiten ist Pflicht, und der ständige Wechsel zwischen Kreativität und minutiöser Planung fordert geistige Beweglichkeit. Wer sich in starren Routinen wohlfühlt, wird schnell herauskatapultiert. Nicht selten stehen kurzfristige Themenwechsel an, mal taucht plötzlich ein Problem mit dem CMS auf (das übrigens auch im gefühlt schlechtesten Moment gezickt hat). Hinzu kommt die Herausforderung unterschiedlicher Kommunikationsstile: Mal sachlich-kühl, mal begeisternd – immer mit dem Ziel, die Fäden in der Hand zu behalten. Und – ich spreche aus Erfahrung – Humor hilft. Sonst ist der Frust vorprogrammiert, spätestens wenn man einen Termin doppelt gebucht hat und dann zum Sprung ins kalte Wasser gezwungen wird.
In Potsdam bieten sich jenseits der klassischen Wege zahlreiche Möglichkeiten zur fachlichen Fortbildung: Lokale Medienakademien, Workshops zu digitalen Tools und Schulungen in agiler Redaktionsplanung tauchen mittlerweile verdächtig oft im Arbeitsalltag auf. Was viele Berufseinsteiger überrascht: Es lohnt, auch über die eigene Nische hinauszuschauen. Regionale Medienhäuser setzen immer stärker auf crossmediale Kompetenzen – Audio, Video, Social Media, die Grenzen verschwimmen. In den kleineren Redaktionen zählt Mut zur Eigeninitiative, und so mancher Branchenwechselnde hat ausgerechnet hier seinen unerwarteten Neustart erlebt. Aber man darf sich nichts vormachen – nicht jede Tätigkeit garantiert den erhofften Karriere-Schub, und mancher Loft-Traum platzt an der Küchenzeile des Großraum-Redaktionsbüros.
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