Redaktionsassistent Jobs und Stellenangebote in München
Beruf Redaktionsassistent in München
Redaktionsassistent in München: Zwischen E-Mail-Chaos, Deadline-Drift und Medienwandel
Wer den Berufe-Alltag als Redaktionsassistent in München aus der Distanz betrachtet, denken viele: „Das ist doch die Person, die Kaffee kocht, Zettel sortiert – bestenfalls noch ein bisschen tippt, oder?“ Irrtum, und zwar ein grober. In Wirklichkeit sind Redaktionsassistenten das strategische Rückgrat vieler Medienhäuser und Verlage, im Print wie digital. Gerade München, diese schwer durchschaubare Mischung aus Avantgarde-Metropole und Traditionshügel, verlangt weit mehr Feingefühl, Organisationstalent und manchmal, ja, auch einen Hauch diplomatischer Zähigkeit.
Nehmen wir die Realität – die sieht meist so aus: Kurz nach neun flattern die ersten E-Mails herein, dazwischen ein Anruf vom Lektor, jemand aus der Grafik möchte spontan über Kalenderänderungen sprechen, und ein Soundfile landet kommentarlos im Postfach. Zeit zum Frühstücken? Hahaha. Wer hier nicht multitaskingfähig ist und die Fähigkeit hat, in endlosen digitalen und analogen Zettelsammlungen den Überblick zu behalten, darf gern nochmal nachschulen. Das mag ruppig klingen. Ist aber nun mal die Wahrheit, gerade in den größeren Medienhäusern rund um die Münchner Innenstadt, wo Tempo und Anspruch in stetiger Wechselwirkung stehen.
Was viele Einsteiger unterschätzen: Redaktionsassistenz ist kein Beruf, den irgendein KI-Bot in absehbarer Zeit fehlerfrei übernimmt. Dafür ist er zu widersprüchlich – heute gestandener Organisator, morgen Sprachrohr widerstreitender Ressorts, übermorgen Vermittler im Redaktionsrat. Manchmal fühlt sich der Job an wie Jonglage, dann wieder wie die Rolle eines stillen Dirigenten im Hintergrund. Klar, Aufgaben varrieren: Terminplanung, Manuskriptvorbereitung, Korrektorats-Organisation, aber eben auch Gesprächsfetzen aus Sitzungen in sinnvolle Tagesordnungen zu gießen. Und irgendwann – spätestens dienstags ab 18 Uhr – der obligatorische Knoten im Kopf.
Ein guter Teil der Arbeit entsteht im Schatten der Autoren, Chefredakteure und Ressortleitungen. Die eigentliche Kunst? Nie sichtbar, aber immer unersetzlich zu sein.
Bleibt die Frage: Was wirft München fürs Durchhalten ab? Gehaltsangaben kreisen irgendwo zwischen 2.500 € und 3.300 € für Berufseinsteiger – viel Luft nach oben ist selten, die Luft nach unten dafür umso drückender. Wechselwillige mit Erfahrung, fit in Redaktionssystemen und Projektsteuerung, kommen leichter auf 3.300 € bis 3.800 €. „Leicht“ ist da relativ: Die Konkurrenz sitzt einem in Form hochqualifizierter Quereinsteiger direkt im Nacken. München lockt zwar mit namhaften Verlagen, Radios und Digitalagenturen – aber der lebendige Medienmarkt schmilzt bei genauerem Hinsehen auf wenige etablierte Player zusammen. Viele bewerben sich auf dasselbe knappe Dutzend Stellen, die jährlich wirklich offen sind.
Kann man als Redaktionsassistent überhaupt wachsen? Ja – aber eher in der Tiefe als in der Hierarchie. Wer Projekte organisiert, technische Systeme durchblickt und mit wachen Augen Medienwandel verfolgt, kann sich spezialisieren: redaktionelle Produktionsplanung, crossmediale Formatentwicklung, Content-Management – irgendwas dazwischen. Digitale Kompetenzen werden wichtiger (Stichwort: Content-Management-Systeme, Workflow-Software, manchmal sogar simple HTML-Kosmetik), während klassische Stärken wie Textsicherheit und Menschenkenntnis keineswegs an Wert verlieren. Manche Arbeitgeber schulen gezielt, andere erwarten die Weiterbildungslust von selbst. Stillstand? Gefährlich. Wer heute nur Telefonlisten verwaltet, wird morgen von einer Cloud-App ersetzt.
Der Münchner Mikrokosmos hat seine Eigenheiten. Hohe Lebenshaltungskosten, eine bisweilen spleenige Medienkultur (zwischen Breznhumor und Laptop-Hochmut) und ein Arbeitsmarkt, der zwar Chancen bietet, aber ebenso rasche Taktwechsel kennt. Gerade für Einsteigerinnen, Umsteiger oder Unentschlossene: Die Rolle ist keine Sackgasse, aber auch kein Wohlfühlsessel – eher ein Hochseil mit brauchbarem Fangnetz. Wer Organisationstalent hat, Nerven und Neugier mitbringt – und sich über eine gewisse Unvorhersehbarkeit nicht grämt –, der kann reich werden: an Erfahrung, an Kontakten, manchmal sogar am Monatsende. Aber Millionär? Das wird hier, ehrlich gesagt, niemand.