medien colleg rostock - Höhere Berufsfachschule ( gGmbH) | 18055 Rostock
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F&W - Fördern & Wohnen AöR | 20095 Hamburg
Bauer Media Group | 20095 Hamburg
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Wer glaubt, der Beruf des Redaktionsassistenten sei bloß Sekretariat mit hübscherem Titel, sollte an einem Montagmorgen durch das Altstadtviertel von Lübeck schlendern, die Zeitungen aus den Buchhandlungen holen, und einen Blick in eine der belebteren Lokalredaktionen werfen. Es klappert, es klingelt, irgendwo wird leise geflucht – das berühmte Hanseatische Understatement macht dann Pause. Als Redaktionsassistent jongliert man nicht nur mit Presseterminen oder Terminzetteln, sondern mindestens so oft mit eigenen Nerven. Lübeck ist da mit seinen vielen regionalen Medienhäusern und Agenturen vielleicht kein Berlin, aber unterschätzen sollte man das Metier keineswegs.
Aufgaben? Fragt man fünf Kollegen, bekommt man sieben Antworten. Gestern erstmal schnell einen Pressetext aufgesetzt, heute die Bildredaktion auf Trab gehalten, morgen schon wieder eine konfus getaggte Datenbank aufgeräumt. Ach ja, Kaffeekochen – nicht unterschätzbar, wenn man einen Tag in einer nervösen Redaktion überstehen will. Aber im Ernst: In Lübeck erwarten Redaktionen die berühmte eierlegende Wollmilchsau. Flexibel, fit mit Texten und Abläufen, Office-Kenntnisse sowieso, aber auch ein Gefühl für Tonalität – am besten mit einem Riecher für lokale Themen. Verständlich, denn das Spektrum reicht von regionaler Tageszeitung bis Autofachmagazin, von Marketingagentur bis Rundfunkbüro. Mare und Salzluft inklusive.
Für Berufseinsteiger (und auch für jene, die einen Tapetenwechsel in die Medienszene suchen) ist Lübeck dabei ein eigenwilliges Pflaster. Die Anforderungen steigen – erwarten viele doch inzwischen redaktionelle Vorleistungen, Social-Media-Kleingewusel, manchmal sportlich kurze Deadlines. Das Einstiegsgehalt? Ernüchternd, aber leider kein Geheimnis: Die meisten Angebote kreisen um 2.500 € bis 2.900 €, mit Luft nach oben, wenn Erfahrung, Zusatzaufgaben oder sonderlich pfiffige EDV-Kenntnisse ins Spiel kommen. Wer erwartet, direkt mit politischer Recherche oder investigativen Überraschungen am regionalen Puls zu sitzen, wird anfangs wohl eher Listen, Mails und Terminkalender auseinander sortieren. Was viele unterschätzen: Auch das ist eine Kunst. Wer dabei die Balance hält zwischen Organisation und unkomplizierter Kollegialität – der wird, so mein Eindruck, manchmal schneller gebraucht als gedacht.
Technischer Fortschritt? Ja, den spürt man auch an der Trave. Redaktionelle Workflows in Lübeck stecken, wie überall, manchmal voller Schnittstellen: von alten, erstaunlich robusten Software-Lösungen bis zu frisch eingeführten digitalen Redaktionssystemen. Wer hier ein Händchen für Technik mitbringt, kann sich ins Team einbringen und vielleicht auch mal mit einem Schulterklopfen des Technikverantwortlichen rechnen – oder wenigstens mit weniger Fluchen im Großraumbüro. Die Zeiten, in denen Redaktionsassistenten nur Ablage und Telefonannahme stemmten, sind endgültig vorbei – und das verlangt Lern- und Anpassungsbereitschaft. Manchmal ist es, als würde man morgens an die Schreibmaschine (metaphorisch gesprochen, versteht sich) gerufen, mittags jedoch schon beim Social-Media-Post für das Stadtfest mitmischen müssen.
Das Lokalkolorit ? Schwer in Worte zu fassen ohne Seemannsgarn. Lübeck ist keine Medienstadt mit Weltformat – und das macht manches reizvoller und zugleich kniffliger. Es gibt ein „Du“ beim Bäcker, aber spätestens im Redaktionsalltag trennt sich herzliche Bodenständigkeit von norddeutscher Distanz schnell. Man wird zum Dreh- und Angelpunkt zwischen Ressorts, ein bisschen Vermittler, etwas Koordinator, manchmal Seelentröster, selten Lautsprecher. Wer gerne “mitdenkt”, nicht alles auf die lange Bank schiebt und vor unklaren Vorgaben keine Angst bekommt, findet hier seinen Platz. Weiterentwicklung ist möglich – über Einblicke ins journalistische Arbeiten hinaus, durch Workshops, kleine Seminare oder schlicht durch den Blick über den hauseigenen Tellerrand. Aber zu glauben, Lübeck biete den großen Rummel, wäre ein Trugschluss. Hier zählt Solidität, Tempo, und, ja – ein freundliches, mecklenburgisch angehauchtes „Geht nicht gibt’s nicht“. Wer das mag, wird nachts noch die Möwengeschichten von der Untertrave zu schätzen wissen. Oder ärgert sich halt über den nächsten Redaktionsschluss. Auch das hat seinen Wert.
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