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Johann Breidohr GmbH | 51465 Bergisch Gladbach
HAZEMAG & EPR GmbH | 48249 Dülmen

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Die Wahrheit vorweg: Wer in Leverkusen als Redaktionsassistent startet, erlebt selten einen Arbeitstag, der nur auf dem Papier strukturiert daherkommt. Zwischen Terminkalender und Nachrichten-Ticker bleibt immer diese kleine Unsicherheit: Wen ruft der Chefredakteur heute zuerst an, und welche Pressemitteilung platzt noch in die geplante Themenkonferenz? Manchmal fühlt sich ein typischer Vormittag eher nach Steno als nach Routine an. Die Aufgaben – das spüre ich immer wieder – sind so bunt wie die Titelseiten der Boulevardblätter, die man in der Mittagspause überfliegt. Da liegt der Reiz, aber auch die Tücke dieses Berufs: Mal verschickt man Akkreditierungen, dann recherchiert man Hintergrundinfos zu kommunalen Entscheidungswegen in Leverkusen, zwischendurch sortiert man Interviewfragen – und an guten Tagen wird so ein Assistent plötzlich zum Lebensretter für das ganze Ressort. Ob man darauf je wirklich vorbereitet ist? Ich bezweifle es manchmal.
Das Berufsbild Redaktionsassistenz bietet weit mehr als das, was in alten Stellenanzeigen unter „Allroundkraft im Medienbetrieb“ schlummerte. Wer heute hier seinen Alltag bestreitet, jongliert zwischen digitalem Redaktionssystem, unsentimentalen Excel-Tabellen und dem Telefon, das einfach nie zur rechten Zeit klingelt. „Multitasking“ ist so abgegriffen, dass man das Wort am liebsten rauswerfen würde – aber genau das ist der Punkt. Ein knackiger Pressespiegel am frühen Morgen, dann die Korrespondenz mit lokalen PR-Stellen, dazu ständiges Aktualisieren von Terminen, Recherchieren von Kontaktdaten, bis hin zu schnellen Rechtschreibchecks oder Layout-Korrekturen. Und all das bitte fehlerfrei und noch vor dem zweiten Kaffee.
Ich habe Leute erlebt, die nach zwei Wochen geräuschlos verschwinden – zu viel Kleinklein, zu wenig Applaus. Und dann gibt es die, die diese lose Choreografie aus Pflicht und Improvisation genießen, fast schon zelebrieren. Es sind oft die Details, an denen man wachsen (oder eben verzweifeln) kann: Die tückische Quellenüberprüfung, das liebevolle Nachjustieren eines Pressebildes, die Notwendigkeit, auch mal aufzustehen und persönlich im Rathaus nachzufragen, wenn am Telefon immer nur das Band dudelt. Wirklich, manchmal ist es der Weg zur Poststelle, der einem noch den entscheidenden Hinweis liefert. Ortskenntnis – das wird oft unterschätzt.
Leverkusen ist keine anonyme Medienspielwiese wie Berlin, aber doch weit mehr als ein verschlafenes Provinzblatt. Wer die redaktionellen Strukturen hier durchschaut, merkt schnell: Die Nähe zu Köln macht sich bemerkbar – Kolleginnen jonglieren mit Terminen für beide Städte, Pressetermine wandern von Opladen nach Wiesdorf. Die Themen, die auf dem Schreibtisch landen, wirken häufig bodenständig: Vereinsleben, Bildungsträger, Verkehrsentwicklungen – und immer wieder Industrie und Chemie, klar, Bayer lässt grüßen. Aber das schafft auch diese spezielle Mischung: Einerseits der vertraute Ton beim Lokaljournalisten, der schon alle kennt – andererseits stetiger Wandel durch technologische Innovationen in den Redaktionssystemen, wachsende Ansprüche ans Onlinepublishing, und die etwas spröde Dynamik zwischen Print und digitalem Newsroom. Wer da mitgestalten will, braucht Geduld, Nerven – und einen Sinn für die kleinen Politikspiele am Rand. Nicht zu vergessen: In Leverkusen kommt man an bestimmten Punkten eben nur mit „dem richtigen Draht“ weiter. Da hilft jede regionale Verankerung, sei sie noch so unscheinbar.
Offen gesagt: Fantasien vom schnellen Geld sollte man schnell ablegen. Das mittlere Einstiegsgehalt für Redaktionsassistenten in Leverkusen liegt realistisch zwischen 2.400 € und 2.900 € – je nach Verlagshäusern, Tarifbindung (die es längst nicht überall gibt) und der eigenen Vorbildung. Natürlich: Mit wachsender Erfahrung kann man sich Richtung 3.200 € bis 3.600 € vorarbeiten. Aber ob einem das reicht, wenn der Trubel Alltag wird? Darauf sollte man selbst Antworten finden. Viele Kolleginnen schätzen die Weiterbildungsmöglichkeiten – speziell im digitalen Bereich, etwa Redaktionssoftware oder Online-Content-Management, zunehmend auch Themen wie Datenjournalismus oder Social Media. Aber Papier ist eben geduldig, und der Berufsalltag hält eine Menge unerwarteter Haken bereit. Die Aufstiegsperspektiven? Durchaus vorhanden, aber für manchen fühlt sich das eher wie ein langsamer Marsch in die nächste Hierarchieebene an, selten wie ein Sprint. Wer Herzblut und eine gewisse Zähigkeit mitbringt, kann sich hier erstaunlich breit entwickeln, das Potenzial für eigene Schwerpunkte ist da. Ob man daraus eine langfristige Heimat macht, hängt oft weniger vom Markt als von der eigenen Motivation ab.
Am Ende bleibt – zumindest aus meiner Sicht – ein Berufsfeld, das irgendwo zwischen Dienstleistungsgefühl und Schöpferlust pendelt. Redaktionsassistenten in Leverkusen erleben ihre Stadt und deren Akteure oft direkter als so mancher Chefredakteur, gehen mit offenen Augen durch die Seiteneingänge der lokalen Institutionen. Das kann anstrengend sein, manches Mal frustrierend, aber auch erfrischend ehrlich. Eintönigkeit? Fehlanzeige. Wer sich für diesen Weg entscheidet oder den Quereinstieg wagt, wird mit einer Portion Alltagsturbulenzen belohnt – aber auch mit echten Einblicken in eine Medienlandschaft, die eben nicht jeden Tag nach Drehbuch abläuft. Für manche ist das genau die richtige Mischung. Für andere nicht. Und manchmal – das sage ich ganz offen – weiß man selbst nicht so genau, warum man am Ende doch bleibt.
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