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Wer morgens in Frankfurt die S-Bahn nimmt, sieht sie selten: Die unsichtbaren Strippenzieher im Getriebe der Medienhäuser, die Redaktionsassistentinnen und -assistenten. Sie sitzen nicht im Rampenlicht, zieren keine Hochglanzcover – und doch, ohne sie wäre der redaktionelle Betrieb vieler Verlage, Rundfunksender und Agenturen nur halb so reibungslos. Das ist, ganz klar, keine neue Erkenntnis. Aber was bedeutet dieser Beruf heute, speziell in Frankfurt – dieser Stadt, in der sich Medien, Banken und Kultur in fast toxischer Verdichtung begegnen? Ich musste die Frage für mich selbst beantworten, zwischen Pragmatismus und ein bisschen Sentimentalität.
Redaktionsassistenten sind keine Schreibtischtäter, die Zeilen zählen. Sie halten das Räderwerk am Laufen – auch wenn das in Bewerberbroschüren oft mit Worthülsen kaschiert wird. Was wirklich zählt: Organisationstalent, Stressresistenz (nach fünf Tagen Großraumbüro weiß man, wie selten das ist), ein feines Ohr für interne Stimmungen, und nicht zuletzt: der Umgang mit Sprache. Natürlich, Tage füllen sich oft mit Recherchen, Terminkalender-Pingpong, Schnittstellenarbeit zwischen Redaktion, Technik und manchmal sogar der Geschäftsleitung – besonders in Frankfurt, wo viele Medienhäuser de facto kleine Universen sind, in denen Separierung und Hierarchie noch gelebt werden. In kleineren Redaktionen organisiert man alles, „vom Kaffee bis zum Komma“, wie ein älterer Kollege mal meint. In größeren Häusern verschwimmt das Profil, wird spezieller: Reine Textzuarbeit hier, Produktionscontrolling dort, für Social Media zwischendrin ein Auge.
Frankfurt – die Stadt, in der Finanznachrichten und Feuilleton dasselbe Café besuchen, aber nicht zwangsläufig denselben Kaffee bestellen. Die Medienszene ist, wie vieles hier, fragmentiert und doch vernetzt. Für Einsteiger:innen eröffnet sich ein Panorama der Möglichkeiten – von klassischen Print-Redaktionen über private Radiosender bis zu den digitalen Ablegern der großen Verlagshäuser, die sich hier angesiedelt haben. Aber: Die Konkurrenz ist beachtlich, die Fluktuation mitunter hoch. Absolut folgerichtig, denn vor allem in der Metropolregion werden Medien-Jobs, auch auf Assistenzebene, nicht verschenkt. Wer Nerven hat, schnelle Auffassungsgabe mitbringt und kein Problem damit hat, nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, findet hier etwas, das überraschend wertvoll ist: Erfahrung mit Tempo – und mit Ecken und Kanten.
Geld. Ja, auch darüber spricht man in Redaktionsfluren – spätestens, wenn die Mittagsrunde gegen die drängende Inflation argumentiert. Fakt ist: In Frankfurt bewegt sich das Gehalt für Redaktionsassistentinnen meist zwischen 2.500 € und 3.200 €. Je nach Branche, Hausgröße und Verantwortungsbereich kann das mal nach oben rutschen, aber Luftsprünge macht das Konto meist erst mit den ersten internen Aufstiegen oder Quereinstiegen in spezialisierte Funktionen. Manches Medienhaus zahlt besser, manche verteilen „Kreativ-Rabatte“ am Gehalt. Was viele unterschätzen: Gute Weiterbildung – ob im Texten, in Produktionssoftware oder gar in Themen wie Künstlicher Intelligenz – öffnen Türen. In Frankfurt, wo digitaler Strukturwandel keine leere Floskel, sondern Realität ist, zählt das doppelt.
Wer hier einsteigt, trifft auf ein wildes Sammelsurium an Anforderungen. „Flexibilität“, sagt der Chef. Ja, das heißt mal: Tagelang Zahlenkolonnen vergleichen, dann drei Pressetermine jonglieren, dann wieder an einer Magazinproduktion basteln. Seit einiger Zeit spielt auch die Technik mit. Sprung ins kalte Wasser: Produktionssysteme, Bilddatenbanken, fact checking mit Tools, von deren Existenz man gar nichts wissen wollte. Ohne Offenheit – und einem gewissen Sinn für das, was andere „kritische Medienkompetenz“ nennen – bleibt man rasch auf der Strecke. Auch das sollte einem niemand verschweigen.
Manchmal, nach einem langen Tag, frage ich mich: Warum hält man durch in diesem Spagat zwischen Befehlskette und Eigeninitiative? Vielleicht, weil genau dieses Paradox in Frankfurt besonders erlebbar wird. Kein Beruf für Diven, aber auch nichts für blinde Befehlsempfänger. Es braucht Verlässlichkeit, punktuelle Widerborstigkeit – und eine gehörige Portion Resilienz. Gerade hier, am Schnittpunkt zwischen Metropole und Provinz. Wer das aushält, wächst. Am Tempo, am Anspruch, am strahlenden Lichtergewirr des Mainufers – und an der Zufriedenheit, gebraucht zu werden, auch wenn draußen gerade keiner applaudiert.
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