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Von außen betrachtet klingt Redaktionsassistent erst mal nach „Mädchen für alles“. Stimmt auch irgendwie. Aber dieses „Alles“ ist, wenn man genauer hinblickt, so kleinteilig wie variabel – und überraschend anspruchsvoll. Als jemand, der hier in Braunschweig einst widerwillig in diese Rolle gerutscht ist (zugegeben, mein Plan sah anders aus), würde ich es heute mit dem Prädikat „unterschätzt“ versehen. Aber der Reihe nach.
Redaktionsassistenz, das ist eben keine staubige Schreibtisch-Nummer. Wer hier landet, jongliert im Zweifel am Vormittag Pressetermine, formuliert nachmittags zehn knackige Meldungen und wundert sich um 17 Uhr, warum das Equipment für den Außendreh immer noch im Regal liegt – ich auch. Alles gleichzeitig und bitte fehlerfrei. Die Grundaufgaben: Recherchieren, Termine abstimmen, Korrespondenzen, Protokolle, all die täglichen Zahnräder im redaktionellen Getriebe. Nur dass dieses Getriebe, gerade bei den Braunschweiger Zeitungen, Radios oder Produktionsfirmen, dank Digitaldruck und Lokalpressekrise hin und wieder knarzt. Wer Ordnung in dieses Gewusel bringt, ist Gold wert, aber eben selten ein Held auf dem Titelblatt.
Hand aufs Herz: Wer in Braunschweig als Redaktionsassistent arbeitet, ist organisatorisch oft besser unterwegs als manch „gelernter“ Journalist. Klar, ein gewisses Sprachgefühl, Sorgfalt und Neugier braucht’s – aber mindestens genauso ein belastbares Nervenkostüm. Die Ansprüche wachsen mit jedem Digitalisierungsschub: Content-Management-Systeme, Newsroom-Software, rechtssichere Bildbeschaffung. Die Lernliste wird nie kürzer. Wer „nur“ gut kommuniziert, bleibt hier auf halber Strecke liegen. Habe ich schmerzhaft gelernt – die Technik kommt zuerst, Smalltalk dann.
Jetzt zu dem Thema, über das keiner gern spricht, wenn es um Redaktionsjobs geht: das Einkommen. Wer mit Starreporter-Illusionen einsteigt, kriegt schnell einen Dämpfer. Hier in Braunschweig, je nach Medium und Vorbildung, pendelt sich das Einstiegsgehalt meist zwischen 2.400 € und 2.900 € ein; mit Erfahrung und Überstunden (wer kennt sie nicht?) sind auch 3.200 € möglich. Klingt nicht bombastisch, aber für die Region relativ solide. Höher springen eher Medienhäuser mit Konzernbindung oder die seltener werdenden „Traditionsverlage“. Private Radiostationen und kleinere Online-Redaktionen? Sagen wir mal so: Verhandeln lohnt sich – aber nur, wenn man’s kann.
Das Braunschweiger Medienumfeld ist genauso wechselhaft wie das Wetter im März. Häuser schließen, neue Formate entstehen, Freelancer werden in die Redaktion geholt – und nächste Woche ist alles wieder anders. Festanstellungen sind da beinahe Exoten. Gleichzeitig eröffnet genau das Chancen: Wer flexibel ist, sich regelmäßig fortbildet (im Umkreis gibt’s praxisnahe Kurse zu Adobe, Social Media, Datenschutz), bleibt im Rennen. Das Anforderungsprofil verschiebt sich ständig – aktuell Richtung Schnittstellenkompetenz: Wer sowohl Text als auch Basics in Video und Social Media beherrscht, hat langfristig die Nase vorn.
Was man in Braunschweig nie unterschätzen sollte: das bisschen Großstadtgefühl, das sich mit Dorforganisation paart. Hier kennt noch jeder jeden; Gerüchte verbreiten sich im Newsroom schneller als ein Meme im Netz. Das hat Vorteile, etwa beim Storyhunting, aber eben auch Fallstricke – und sei es nur die Frage, wie viel Lokalbezug noch originell, wie viel schon abgedroschen ist. Nach ein paar Monaten weiß man: Kontaktfreude schlägt hier reine Schreibtischkompetenz.
Am Ende kann ich nur sagen: Redaktionsassistenz in Braunschweig ist alles – außer monoton. Wer mit Routine rechnet, gerät ins Schlingern. Es ist ein Job für Aufmerksame, Vielseitige, solche, die auch mal das Unlogische akzeptieren, weil Medien nun mal selten nach Plan laufen. Die Chancen? Nicht üppig, aber stetig – und die Aufgaben? So bunt wie die Menschen, die sie erledigen. Wer dabei sein will: Ein dickeres Fell hilft. Leichte Selbstironie auch.
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