Redakteur Jobs und Stellenangebote in Mainz
Beruf Redakteur in Mainz
Redaktion in Mainz: Zwischen Wort und Wandel
Was man nicht alles hört über den Beruf „Redakteur“. Da sitzen sie angeblich, die Schreiberlinge im Glasturm, kaffeetrinkend, Wort für Wort aneinandergereiht wie Perlen, bis am Ende ein Printprodukt das Licht der Welt erblickt. Wer’s glaubt, glaubt vermutlich auch noch, dass Mainz sich nur um Karneval und Gutenberg dreht – beides zu kurz gegriffen. Vor allem jener zweite Punkt: Redakteur in Mainz zu sein, hat wenig von musealer Buchdruckromantik und ist mehr ein Tanz auf dem Drahtseil zwischen Tradition und digitalem Spagat. Manchmal fühlt sich das Ganze auch eher an wie Jonglieren mit zehn Bällen, von denen mindestens drei brennen.
Mainz als Standort ist – wie so oft – auf der einen Seite geprägt von gewachsenen Strukturen, auf der anderen durch einen recht eigensinnigen Medienmix. Lokalpresse, öffentlich-rechtlicher Rundfunk und einige kleinere Spezialverlage teilen sich den Kuchen, wobei dieser bekanntermaßen nicht mit Buttercreme, sondern mit dem üblichen Spardruck gefüllt ist. Für Berufseinsteiger, aber auch für alte Hasen, die mal rechts und links schauen, ist das kein Nebenschauplatz. Die Anforderungen an Redakteurinnen und Redakteure in der Region? Größer als viele denken. Wer glaubt, mit soliden Schreiblust und dem berühmten „Näschen“ für Geschichten sei es schon getan, irrt. Es braucht Neugier – diese spezielle, nervende Form, bei der man sich in Themen verbeißt, bis auch das letzte Detail sitzt. Die Realität: Die Grenzen zwischen Redaktionsarbeit, Datenjournalismus, Social-Media-Distribution und Podcast-Produktion verschwimmen. Wer nur einen der Bereiche bedienen kann, kommt ins Schwimmen, wenn mal wieder stromlinienförmige „Digis“ gefragt sind.
Klar, Mainz profitiert von hohen Ausbildungskapazitäten und der Nähe zu medienwissenschaftlichen Zentren. Die Stadt zieht Talente aus Rheinland-Pfalz und sogar Hessen an, einfach weil es hier mehr Branchenpräsenz gibt als in den meisten direkten Nachbarstädten. Und weil so mancher Wechsel aus dem Ressort Wirtschaft zur Kultur oder von der Redaktion ins Online-Team hier nicht mehr als ein Flurwechsel ist – oder, sagen wir: ein beherzter Sprung ins kalte Wasser. Es mag Emporkömmlinge geben, die mit einem fixen Volontariat und neuen Formatideen glänzen, aber die meisten Kolleginnen und Kollegen haben im Laufe der Zeit gelernt: In Mainz zählt Anpassungsfähigkeit mindestens genauso viel wie fachliches Profil. Was viele unterschätzen: Die Stadt ist ein Experimentierfeld für „hybride“ Formen – Print, Online, Audio, Video, regelmäßig neu zusammengemixt. Fehlertoleranz: gering. Innovationsbereitschaft: muss. Humor: zwingend.
Das Gehalt? Ach ja, das liebe Geld, über das man in Redaktionsräumen immer erst dann laut spricht, wenn die Kaffeemaschine streikt. Für einen Einstieg liegt das Monatsgehalt häufig im Bereich 2.700 € bis 3.000 € – in Leitungsfunktionen lässt sich das auf 3.600 € bis 4.700 € steigern. Wobei: Es gibt Ausreißer nach oben wie nach unten, gerade bei neuen Medienangeboten oder spezialisierten Redaktionen. Und ja, die Preisspirale bewegt sich auch in Mainz oft schneller nach unten als nach oben. Wer also glaubt, die wachsende Medienlandschaft im Rhein-Main-Gebiet bringe automatisch höhere Honorare, der irrt. Trotzdem – oder gerade deswegen – herrscht auf den Fluren eine merkwürdige Mischung aus Pragmatismus und Idealismus. „Wir schreiben nicht für die Quote, sondern für die Sache.“ Klingt abgedroschen, ist aber für viele mehr als Floskel. Wobei, Hand aufs Herz, manchmal fragt man sich schon, ob die Realität nicht an so manchem Tag das Kaffee-Klischee einholt – ich habe da so meine eigenen Theorien.
Was Mainz als Redaktionsstandort unverwechselbar macht, sind die kurzen Wege zwischen Altstadt, Mediapark und liebgewonnenen Stammcafés. Man kennt sich, ist in stetigem Austausch – auch mal ungefragt. Die Themenvielfalt reicht vom Regionalen ins Weltpolitische, oft binnen eines Vormittags. Die rheinische Gelassenheit hat ihre Grenzen, wenn die nächste Deadline drängt oder eine große Geschichte doch nicht so spruchreif ist wie gehofft. Was bleibt? Ein Beruf, der sich der Kategorisierung immer wieder entzieht, der anstrengt und fordert, aber auch Reibungsfläche bietet – für Ideen, für Selbsterprobung, für Menschen, die gern mehr als eine Stimme haben. Mainz verlangt einem einiges ab, schenkt aber Flexibilität und die Gewissheit: „Langweilig wird’s hier nie. Nicht mal annähernd.“