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Beruf Redakteur in Heidelberg
Redakteur in Heidelberg – Spagat zwischen Tradition, Wandel und ganz eigenen Chancen
Wer als Redakteur in Heidelberg Fuß fassen möchte – oder schon länger in diesem Beruf tüftelt und jetzt mit dem Wechsel liebäugelt –, der wird ziemlich schnell feststellen: leichter gesagt als getan. Die Stadt ist ein rätselhafter Spielplatz für Texter, Blattmacher, digitale Geschichtenerzähler. Man sitzt zwischen eindrucksvollen Verlagen, bröckelnden Lokalredaktionen, freien Projektschmieden und der allgegenwärtigen Wissenschaftsbastion, die Heidelberg nun mal ist. Klingt abgedroschen, ist es aber nicht. Zumindest fühlt es sich in der Praxis nie so stromlinienförmig an wie in so mancher Imagebroschüre.
Wenn ich mir das aktuelle Anforderungsprofil ansehe, dann kann einem schon mal kurz schwindlig werden. Erwartet werden: Textsicherheit, Multimediakompetenz, SEO-Feeling, Interviewtaktik, Spürsinn für Themen und, als Kür, am besten noch ein bisschen Lokalpatriotismus. Eigentlich Quatsch, denn die wenigsten waren je in Dossenheim auf ’nem Straßenfest. Aber egal. Digitaljournalismus ist kein Neuland mehr, höchstens für Chefetagen mit Faxgerät. Lokale Titel – die Rhein-Neckar-Zeitung etwa – sind klug genug, ihre Redaktionsstrukturen behutsam aufzumöbeln: Video, Liveticker, schnell was vertweeten, das wird längst erwartet. Ich habe den Eindruck, dass man in Heidelberg, verglichen mit München oder Hamburg, noch ein bisschen mehr Typ ist als Brand: Wer auffällt (am liebsten mit Hirn statt Lautstärke), bleibt kleben. Wer nur Verwaltung macht, verschwindet zwischen den Altbaudecken.
Und das Geld? Ein heikles Pflaster. Klassische Redakteursstellen – insbesondere bei den größeren lokalen Akteuren – starten eher zurückhaltend: 2.600 € bis 2.800 €, wenn man frisch dabei ist. Wer fünf Jahre in der Branche schwitzt, liegt gern bei 3.200 € bis 3.600 €. Freiberufler lassen sich schwer vergleichen, aber herumgesprochen hat sich, dass Heißhunger auf Nebenjobs selten Feinschmecker-Gaumen besänftigt. Pausenklingel: Die Verlage in der Region bieten selten mehr als Mittelmaß bei der Bezahlung, recht solide dagegen sind die Konditionen bei wissenschaftsnahen Medienhäusern oder Unternehmen, die sich kommunikativ breiter aufstellen.
Technologische Entwicklungen – KI, Automatisierungsfunktionen, Open-Access-Formate – treiben die Branche auch hier ordentlich vor sich her. Wer nach Heidelberg kommt und glaubt, das digitale Schreiben diene nur der bloggenden Küchenpoesie, wird eine Bruchlandung erleben. Redakteure (und Redakteurinnen – die Klammerschreibweise hat ihren Dienst getan, finde ich), die sich nicht weiterbilden, verschwinden schneller aus dem Medienmarkt als ein E-Roller auf dem Uniplatz. Immerhin: Die Stadt hat in Sachen Weiterbildung erstaunlich viel zu bieten – Kooperationsprojekte mit der Universität, Seminare zu Data Journalism, spezialisierte Workshops für Social-Media-Konzeption. Je nerdiger das Angebot, desto voller die Kurse. Manchmal wünschte ich mir allerdings weniger Toolhype und mehr Mut zu schrulligen Textideen.
Heidelberg, das wurde mir klar, ist ein beneidenswert widersprüchlicher Arbeitsort für Redakteure. Einerseits gibt es diese stille Glut der Buchverlage, die fast in Bibliotheken verstauben, und anderseits das rastlose Pulsieren in Medienagenturen, Corporate Communications und universitären Pressestellen. Oft stehen Alt und Neu absurderweise direkt nebeneinander – tatsächlich begegnet man in den Cafés noch Print-Traditionalisten mit Zeitungsrändern unter den Nägeln, keine Übertreibung. Für Berufseinsteiger oder wechselwillige Routiniers bleibt Heidelberg die Kunst, sich nicht zwischen den Stühlen bequem einzurichten, sondern den eigenen Stil zu finden. Und manchmal, das gebe ich zu, ist das die größte Herausforderung überhaupt.