Vesterling AG | 80331 München
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DMG MORI Pfronten GmbH | 87459 Pfronten
VAF GmbH | 73441 Bopfingen
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Sieht man aufs Papier, klingt es erst einmal klar: Ein Produktingenieur in Augsburg – das ist jemand, der zwischen Entwicklung, Fertigung und vielleicht noch Qualitätssicherung die Strippen zieht. Klingt nach einem Schreibtisch voll Excel-Listen, endlosen Meetings und irgendwie immer einer Latte von Anforderungen, von denen man nie so genau weiß, ob sie mehr von außen oder von innen kommen. Augsburg als Standort? Für viele gleich mal: Maschinenbau, Zulieferer, vielleicht ein bisschen Faserverbund, und all das zwischen Tradition und Zukunftsfantasie.
Aber – und das wird gerne übersehen – als Berufseinsteiger oder jemand, der aus der Praxis rüberwechselt, tappt man bei diesem Job nicht selten erstmal im Nebel. Was macht denn dieses Mittelding zwischen Technik, Organisation und Produkt wirklich aus? Manchmal fühlt sich das ein wenig so an wie zwischen Werksarzt und IT-Security: immer jemand, der aufpasst, immer mitten im Betrieb, aber nie so ganz Teil der einen oder anderen Fraktion. Hat auch seinen Reiz. Man ist gefordert, weil alle von einem erwarten, dass die Dinge zusammenlaufen – von der ersten 3D-Skizze bis zur Serie. Um ehrlich zu sein: Der Job lebt so ein bisschen vom Drahtseilakt.
Augsburg selbst? Ein Industriefleck mit langem Atem, geprägt von den Schwergewichten der Maschinenbauer, aber auch von findigen Mittelständlern, die mit Automatisierung und Digitalisierung längst ihr eigenes Süppchen kochen. In den vergangenen Jahren hat sich – ich beobachte das mit einer Mischung aus Neugier und Respekt – erstaunlich viel gewandelt. Wer hier einsteigt, muss sich auf ein Arbeitsumfeld zwischen Lean-Management, Produktionslinie und schnodderigem Alltagspragmatismus einstellen. Die ganz große Start-up-Romantik wird man selten finden, dafür aber eine Mischung aus traditioneller Ingenieurskunst und ständiger Prozessoptimierung. Wer abwinken will: Bitte. Wer das als Möglichkeit sieht, an der Schnittstelle zu jonglieren, sollte genauer hinschauen.
Was viele unterschätzen: Der Produktingenieur ist weit mehr als ein Lückenbüßer zwischen Konstruktion, Fertigung und Vertrieb. Insbesondere im schwäbischen Kontext – nehmen wir mal die namhaften Anlagenbauer entlang der Wertach, aber auch die aufstrebenden Automobilzulieferer – ist Flexibilität Pflicht. Wer, wie ich anfangs, glaubt, mit einem Ingenieurstitel sei alles gesagt, merkt am ersten Unit-Test schnell: Theorie reicht nicht. Es zählt, auch dann ruhig zu bleiben, wenn ein Prototyp vier Fehlschläge in Folge liefert und die Fertigung erstmals die Stirn runzelt. Manchmal fragt man sich nach Stunden im Testfeld: Hat das hier Methode – oder ist es kontrolliertes Chaos, das wir hier managen?
Der Alltag zwischen starren Lastenheften, agilem Produktmanagement und handfestem Troubleshooting bringt eine Mischung aus Technikverstand, Menschenkenntnis und dicker Haut mit sich. Es kommt immer wieder vor, dass Kundenwünsche über Nacht umformuliert werden – und am nächsten Morgen fragt jemand aus der Qualitätssicherung, warum die Toleranzen plötzlich so eng sind. Das ist keine Raketenwissenschaft – aber eben auch kein Spaziergang. Übrigens: Die Gehälter sind nicht berauschend, aber respektabel. Für Einsteiger bewegt sich das Anfangsspektrum meist zwischen 3.500 € und 4.200 €, mit Spielraum nach oben, je nach Branche, Haustarif und dem berühmten „Was hast du schon gesehen“. Wer Erfahrung und besonderes Prozesswissen mitbringt – etwa im Bereich Industrie 4.0, Additive Fertigung oder nachhaltige Ressourcennutzung (Trendthema, ja, auch hier) – landet rasch im Bereich von 4.500 € bis 5.500 €. Und nein, das sind keine erfundenen Zahlen. Es gibt selten Luft nach ganz oben wie in München oder Stuttgart, dafür ist aber die Lebensqualität, zumindest aus meiner Sicht, näher an der Wirklichkeit gebaut.
Was mich immer wieder überrascht: Die Möglichkeiten zur Spezialisierung – sowohl in Richtung Digitalisierung (Stichwort Datenauswertung aus der Produktion, Machine Learning, Predictive Maintenance) als auch bei klassischen Methoden der Produktoptimierung. In den letzten Monaten merkt man, wie die Firmen gerade in Augsburg aktiv nach Leuten suchen, die über den Tellerrand hinausschauen und nicht bei jeder QR-Code-Einführung Schnappatmung bekommen. Klar, Weiterbildungsangebote gibt’s, etwa zu Lean, Six Sigma oder Additive Manufacturing, oft firmenintern oder an Kooperations-Fachhochschulen rund um Augsburg. Aber – und das gilt gerade für Berufseinsteiger und Wechselwillige – das eigentliche Handwerkszeug holt man sich zwischen Projektchaos, Werkstattgesprächen und der pragmatischen Gelassenheit eines Teams, das lieber liefert, statt zu reden.
Vielleicht bin ich da zu direkt, doch das gehört zur Wahrheit: Wer als Produktingenieur in Augsburg antritt, sollte Lust auf Reibungsfläche haben. Auf die offene Baustelle zwischen Ideen und Umsetzung, auf das Aufeinandertreffen von Hierarchie, Hands-on-Mentalität und – nicht selten – ziemlicher Schwäbischem Dickkopf. Aber hey: Das macht diesen Job vielleicht gerade jetzt in Augsburg so spannend wie lange nicht mehr.
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