Aalberts Surface Technologies GmbH | 42651 Solingen
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Sitraplas GmbH | 32257 Bünde
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Als Polymerchemiker in Hamm – klingt auf dem Papier technokratisch. In Wahrheit ist es oft eine Gratwanderung zwischen präziser Wissenschaft und industrieller Wirklichkeit. Man steht nicht im Elfenbeinturm, sondern, ganz pragmatisch gesagt, irgendwo zwischen moderner Laborlandschaft und brummender Produktionsanlage. Irgendwo zwischen Rhein-Herne-Kanal und A2, mitten im nördlichen Ruhrgebiet also. Manchmal habe ich das Gefühl, an kaum einem Ort rempeln historisch gewachsene Chemietradition und aktuelle Technologiewende so schulterklopfend aneinander wie hier. Klingt widersprüchlich? Wartet ab.
Spätestens beim ersten Rundgang durch einen der mittelständischen Kunststoffverarbeiter – ja, davon gibt’s ein paar in Hamm! – spürt man: Hier wird Polymerchemie gemacht, nicht nur gedacht. Die Chemieindustrie der Region, geflochten aus Zulieferern, Beschichtern und Werkstoffkünstlern, hat ihren eigenen Schwung. Was viele unterschätzen: Wer hier einsteigt, braucht nicht nur ein breites Kopfkino zu Polymeren, sondern muss diese auch in Hightech-Rotationsformen bringen oder passenden Recyclingprozessen einpflanzen. Das ist kein akademischer Versandhandel für Polystyrol und Polyamid, sondern ein Mix aus Machen, Justieren, immer wieder Anpassen. Einmal mit dem Produktionsleiter diskutiert, warum die Viskosität morgens um drei Uhr plötzlich abhaut, und man versteht sofort: Papierformeln sind nett, die Prozessrealität ist unberechenbar. Irgendwie hat mich das fasziniert. Und manchmal auch frustriert, klar.
Der Arbeitsmarkt? Trotz konjunktureller Zickzacklinien – und Hamm schaut auch manchmal neidisch auf die rheinischen Regionen mit den großen Chemiegiganten – bieten sich für Polymerchemiker hier solide Nischen. Einstiegsgehälter rangieren, ehrlich gesagt, nicht auf Düsseldorfer oder Mainzer Premium-Niveau, aber 3.500 € bis 4.200 € sind für Leute mit frischem Uni-Abschluss realistisch. Wer ein paar Jahre Erfahrung, Spezialisierung im Bereich Prozessintegration oder Recycling mitbringt, sieht zunehmend Angebote zwischen 4.300 € und 5.200 €. Klar, individuelle Verhandlungsgeschick vorausgesetzt. Die Tarifbindung ist – sagen wir – uneinheitlich. Anders als in den großen Konzernen herrscht bei den klassischen Mittelständlern oft ein bodenständiger, aber manchmal auch knapper Geist. Wer Flexibilität nicht nur predigt, sondern lebt, hat es leichter.
Was die Aufgaben betrifft: Man jongliert nicht nur mit Synthesen und spektroskopischen Analysen. Polymerchemiker in Hamm landen regelmäßig punktgenau auf Schnittstellen – zwischen Entwicklung, Skalierung, Qualitätssicherung und Umweltmanagement. Und: Es gibt diese Momente, in denen man sich fragt, warum die Normdichteprüfung am Standard-PE-Granulat jetzt schon wieder stottert. Dann kommt man mit dem Schichtleiter ins Gespräch, lernt mehr über Maschinenbau als im gesamten Chemiepraktikum. Schnittmengenkompetenz – so ein fieses Wort, aber hier ist es Gold wert.
Und jetzt mal ehrlich: Hamm ist keine Hipster-Metropole. Aber unterschätzt nicht das kollegiale Klima. Vielleicht liegt's am Strukturwandel-Geprägten – wer die Bergbauvergangenheit noch in den Knochen spürt, ist selten aufgeblasen. Weiterbildung? Möglich, aber meist „on the job“ oder in Kooperation mit lokalen Bildungseinrichtungen. Seminare zu neuen polymerbasierten Verbundstoffen, Recycling-Technologien, manchmal auch energiesparende Synthesewege – kommt vor, ist aber eher Ergebnis eigener Initiative mit Rückendeckung der Vorgesetzten als Standardleistung. Wer Lernbereitschaft und eine Prise Improvisation mitbringt, findet seinen Platz. Stärker als anderswo wächst man hier mit seinen Aufgaben – oder eben nicht.
Wo liegen die Chancen? Zum einen in der stetig wachsenden Bedeutung von nachhaltigen Kunststoffen und smarter Prozessdigitalisierung. Unternehmen stehen – oder müssen stehen – vor der Frage, wie sie energetisch schlanker, ökologisch verträglicher, aber auch wirtschaftlich mithalten. Probleme wie Mikroplastik, Ressourcenknappheit oder die EU-Grenzwert-Rallye kommen auch in Hamm an, keine Frage. Hier schlägt die Stunde derjenigen, die nicht nur Polymerketten verlängern, sondern ganze Prozessketten denken. Wirklich, das wird gebraucht.
Manchmal kommt einem das vor wie ein langer, manchmal auch windschiefer Pfad: Man weiß nie ganz, ob man schon am Ziel ist oder erst am Anfang. Was bleibt? Wer Lust auf praxisnahes Denken, Experimentierwut und ein gewisses Talent für Grenzgänge zwischen Labor und Werkshalle mitbringt, findet in Hamm als Polymerchemiker mehr Chancen, als es das Image der Stadt oft hergibt. Auch wenn’s sicher kein Spaziergang ist. Aber seit wann ist das Leben in der Chemie eine Gerade?
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