Aalberts Surface Technologies GmbH | 42651 Solingen
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Also gut – stellen wir uns einen typischen Morgen vor, irgendwo hinter mehrfach verglasten Fenstern in Melaten. Die Kaffeemaschine röhrt so künstlich konzentriert wie das Duran-Gefäß bei 110 °C, während draußen die Fahrradkarawane Student:innen zur RWTH und zum Clusterloggestützten Mittelstand treibt. Polymerchemiker in Aachen – das klingt zunächst nach ein bisschen Polyamid, ein bisschen Rheinländischem Pragmatismus und sehr viel Theorie. Doch der erste Eindruck täuscht. Wer heute in diesem Beruf anheuert, sollte sich besser auf eine Mischung aus Grundlagenforschung, Entwicklungs-Feuerwehr und industrieller Zirkusnummer einstellen. Jeder Tag anders? Fast schon untertrieben.
Die Bandbreite? Breiter als man denkt. Polymerchemie bedeutet längst nicht mehr, nur mit Synthesereaktoren und reduzierten Lösungsmitteln zu werken; in den Laboren zwischen Hörsaalgebäude und Forckenbeckstraße jongliert man beständig mit neuen Prozesstechnologien, interdisziplinären Forschungsfragen und natürlich mit den Launen der Testreihen – und wer denkt, dass nur Großkonzerne wie Lanxess oder Covestro hier das Sagen haben, kennt die Vielzahl an mittelständischen Spezialisten nicht, die im Raum Aachen ihren eigenen Mikrokosmos schaffen. Ein typischer Arbeitstag: Von der Herstellung maßgeschneiderter Polymere für Medizintechnik oder Additive für die E-Mobilität bis hin zur mühsamen Fehleranalyse im Projektteam, wenn mal wieder ein Auftraggeber das Labor auf links zieht. Ich sage es mal so: Experimentierfreude ist Pflicht, aber ohne den Blick für das Machbare läuft niemand weit.
Was viele unterschätzen: In Aachen gibt es eine eigenwillige Mischung aus Tradition und Transformationsdruck. Die jahrzehntelange Nähe zu den Großstrukturen der Hochschule prägt Denken und Forschen, aber plötzlich weht ein rauer Wind durch den Mittelstand: Nachhaltigkeit, Circular Economy, Rezyklierbarkeit – Begriffe, die früher in der „Anwendungsforschung“ eher die Kaffeepause begleitet haben, bestimmen jetzt die Entwicklungsziele ganzer Teams. Junge Chemiker:innen merken schnell, dass Themen wie Biopolymere und CO₂-basierte Polyole – also, gefühlt, die Suche nach dem Polymer-Goldenen-Vlies – erstaunlich ernst genommen werden. Aachen will sich nicht einrichten in eingefahrenen Strukturen. Stattdessen wechseln hier viele Fachkräfte noch häufiger die Themen als die Laborausrüstung. Mancher Wechselwille entsteht nicht aus Frust, sondern reiner Neugier – und, das gebe ich zu, oft aus Abenteuerlust.
Geld ist natürlich kein scheues Reh, suchen tun es trotzdem alle. Wer als Polymerchemiker in Aachen Fuß fasst, startet meist irgendwo zwischen 3.800 € und 4.400 € pro Monat – aber das, so ehrlich muss man sein, ist ein Wert mit deutlicher Streubreite nach Qualifikation, Arbeitgeber und Rolle. In forschungsnahen Positionen, gerade in jungen Unternehmen rund um den Campus, haben viele das Gefühl, an der Innovationsfront zu schuften, während im klassischen Mittelstand solides Branchenwissen und Prozesstiefe stärker zählen. Führt das zu Unsicherheit? Klar, manchmal schon. Ich habe den Eindruck, dass in Aachen das Gehalt weniger die Frage des Abschlusses, sondern der Fähigkeit zur Eigenverantwortung ist – und der Lust, den eigenen Arbeitsplatz ständig neu zu erfinden.
Es wäre jetzt einfach, von Pflichtseminaren und Zertifikatstourismus zu sprechen. Doch wer in Aachen arbeitet, merkt rasch: Die Grenze zwischen Weiterbildung und Projektarbeit ist längst verwischt. Wer Biopolymere, smarte Werkstoffe oder Recyclingtechnologien im Blick hat, landet automatisch im nächsten Verbundprojekt – oft ohne jede Ankündigung. Das ist anstrengend, keine Frage. Aber es ist eben auch der Türöffner. Zufall? Nicht ganz. Die Region fördert diese Dynamik, etwa durch Kooperationen zwischen Hochschule, Start-ups und manufakturaffinen Betrieben – wobei das Engagement oft darüber entscheidet, wer am Ende nicht nur Datenblätter verschickt, sondern wirklich an der Materialwende mitarbeitet.
Manchmal fragt man sich, wie viel „Aachener Schule“ eigentlich noch in den aktuellen Teams steckt. Ich sehe: Das Grundvertrauen in Machbarkeit und offene Wissenschaft ist geblieben – aber die Zeiten, in denen Polymerchemie ein ruhiges Fach für stoische Forscher war, sind definitiv vorbei. Wer heute einsteigt, bekommt ein Spannungsfeld aus Freiraum, Teamdruck und Innovationssog. Das klingt nach Risiko, ja. Aber, ehrlich: Wenn sich jemand fragt, ob Polymerchemie in Aachen noch Zukunft hat – ich würde antworten: Mehr als die meisten ahnen. Nur leicht macht es einem niemand. Woher auch? Das ist schließlich keine Schokoladenfabrik.
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