Medipolis Unternehmensgruppe | 07743 Jena
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RAPS GmbH & Co. KG | 95326 Kulmbach
ESO Education Group | Weißenfels
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Wer in Erfurt den Beruf „Physikalisch-technische/r Assistent/in“ wählt, der sucht weder einen ganz typischen Technikjob noch das klassische akademische Laborleben. Vielmehr, so mein Eindruck nach einigen Jahren Beobachtung, steht man hier – auf recht leisen Sohlen zwar, aber mit spürbarem Gewicht – an der Schnittstelle zwischen Theorie und handfester Praxis. Meist im Labor, bisweilen in der Produktion, manchmal auch als rettende Instanz im Chaos einer Entwicklungsabteilung. Wie beschreibt man diese Rolle? Praktisch. Analytisch. Unterschätzt? Durchaus.
Worum geht es konkret? Physikalisch-technische Assistenten sind die Menschen, die nach einer dreijährigen Fachschulausbildung jeden Tag Messgeräte zähmen, Versuchsanordnungen aufbauen, Proben untersuchen, Fehlerprotokolle entschlüsseln und Datenauswertungen betreiben – und dabei immer ein wenig ihre eigene Handschrift hinterlassen. In Erfurt, dieser Mixstadt aus mitteldeutscher Solidität, industrieller Moderne und Uni-Flair, führt das zu einem Arbeitsalltag, der sich zwischen Forschung, Produktion, Qualitätssicherung und – je nach Unternehmen – auch mal im medizinischen Umfeld abspielt. Heißt: Flexibilität gefragt.
Das Bild von außen? Ich habe manchmal das Gefühl, dass viele nicht so recht wissen, was in unseren Laboren eigentlich passiert. Dabei pulsiert die industrielle Forschung in Erfurt – ob in Optik, Sensorik, Halbleitertechnik oder Medizintechnik. Beinahe jeder zweite Standort, der Innovation schreibt, setzt irgendwie auf die Qualitäten physikalisch-technischer Assistenten. Die Gehälter? Nun, da spürt man die Realität von Mittelstand und Forschung: Einstiegsgehälter schwanken meist zwischen 2.400 € und 2.800 €. Wer drei Jahre Erfahrung, Spezialisierung oder den Sprung in größere Industrieunternehmen schafft, kann auch 3.000 € oder mehr erwarten. Manch einer mag sich davon blenden lassen. Aber – zwischen den Zahlen leben die Herausforderungen: Teilweise Schichtarbeit, Projekte mit Wochenend-Druck, das Bohren dicker Datenbretter. Wer hier auf Routine hofft, ist schnell ernüchtert.
In Erfurt selbst? Die alten Sprüche von der „grauen Labormaus“ gelten längst nicht mehr. Man arbeitet in Teams, die jünger sind, als viele denken – flankiert von einer Technologielandschaft, die immer nach neugierigen Händen verlangt. Messgeräte wachsen mit jeder Gerätegeneration, Software erreicht gelegentlich akademische Komplexität. Und ja, oft kreuzen sich Biografien: Quereinsteiger aus Chemie oder Bio, Absolventen aus Thüringer Landstrichen, Tech-Nerds mit Berufswahlzweifel. Eine Truppe, die so bunt ist wie das Sensorensortiment im Geräteraum.
Was mir auffällt: Der regionale Glasfaserausbau, die Nähe zu Optik- und Mikroelektronikunternehmen und die überraschend hohe Projektquote im Automobil-Zulieferumfeld verleihen dem Beruf einen enormen Praxisbezug. Während „klassische“ PTAs vielleicht noch reagenzglasverliebt waren, erlebt der neue Jahrgang – so beobachte ich es – vor allem Digitalisierung in der Laborpraxis. Datenmanagement, Automatisierung, manchmal Programmierung – wer nur mit dem Multimeter wedelt, verpasst die halbe Entwicklung.
Und dann ist da noch die Sache mit der Anerkennung. Meistens hört man: „Ohne euch, läuft hier nichts!“ – aber eben nur, solange das Licht nicht ausfällt oder ein Prüfstand streikt. Eigentlich schade, denn viele von uns sind weit mehr als Lückenfüller zwischen Maschinenbau und Wissenschaft. Man darf sich manchmal mehr Anerkennung wünschen, ja – aber: Wer Freude an Systematik, am „Machen“ und einer Prise Rätselspaß zwischen Nullmessung und Grenzwertschwankung hat, der findet in Erfurt gute Chancen für einen Beruf, der bodenständig bleibt. Aber langweilig? Sicher nicht.
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