Pflegewissenschaftler Jobs und Stellenangebote in Kiel
Beruf Pflegewissenschaftler in Kiel
Pflegewissenschaftler in Kiel: Zwischen Theorie, Praxis und norddeutscher Realität
Manche Berufe klingen sperrig, dabei ist ihr Alltag voller Dynamik – Pflegewissenschaftler in Kiel zum Beispiel. Ich frage mich oft, wie viele auf diesen besonderen Beruf wirklich vorbereitet sind, wenn sie frisch einsteigen oder nach Jahren klassischer Pflege den Schreibtisch tauschen. Kiel, mit seinem salzigem Wind und der leicht skurrilen Mischung aus Studentenleben, Ostseeflair und traditionsreichen Kliniken, setzt da ganz eigene Akzente. Wer hier als Pflegewissenschaftler Fuß fassen will, muss mehr mitbringen als Ordnerdisziplin oder trockene Statistik-Leidenschaft.
Was steckt eigentlich hinter diesem Job, abgesehen vom oft strapazierten Etikett des „Bindeglieds zwischen Pflege und Wissenschaft“? Klar, der Bildungsweg ist nicht gerade ein Selbstläufer – ohne akademischen Abschluss kommt hier niemand durch die Tür. Typisch sind Master-Abschlüsse, meist mit einem medizinisch-gesundheitswissenschaftlichen Schwerpunkt, dazu gesellen sich internationale Studiengänge oder spezialisierte Programme, etwa an der hiesigen Fachhochschule. Kiel ist in Sachen Pflegewissenschaft überraschend forschungsaffin: Wer aus der Praxis kommt und glaubt, hier werde nur am Schreibtisch geschrieben, täuscht sich gewaltig. Forschung heißt in Kiel auch Evaluation von Versorgungsmodellen, Mitarbeit an Studien zu Demenzversorgung oder Arbeit mit digitalen Pflegedaten. Schönwetterjob sieht anders aus – aber langweilig ist es nie.
Manchmal wirkt das Feld wie eine Art offenes Labor. In Kiel kooperieren Pflegewissenschaftler eng mit dem UKSH, kleinen Wohlfahrtsverbänden oder innovativen Start-ups, die Telemedizin in Seniorenheimen testen. Wer meint, das seien nur akademische Luftschlösser, sollte sich die multiprofessionellen Teams genauer anschauen. Plötzlich sitzt man mit ITlern, Ethikern und einer gestandenen Stationsleitung an einem Tisch und diskutiert, warum ein scheinbar simples Digitalprojekt im Alltag scheitert. Diese Vielseitigkeit ist Chance und Falle zugleich: Viele Berufseinsteiger – und, ehrlich gesagt, auch erfahrene Pflegekräfte, die aus der Routine ausbrechen wollen – unterschätzen, wie komplex die Kommunikation mit der sogenannten „Forschungsebene“ sein kann. Manche Tage gehen drauf, ohne ein messbares Ergebnis. Der Frust? Gehört fast selbstverständlich dazu. Und trotzdem gibt es diese Momente von echtem Anschub, etwa wenn eigene Analysen die Versorgungslandschaft spürbar verbessern.
Was viele unterschätzen: Das Gehalt. Kiel orientiert sich – wenig überraschend – oft an Tarifverträgen des öffentlichen Dienstes. Realistisch sind für Berufseinsteiger Werte von 3.200 € bis 3.600 €. Mit Berufserfahrung und Zusatzqualifikationen schnellt das Gehalt auf 4.000 € bis 4.800 €. Wer allerdings von der klassischen Pflege mit Nachtdienst und Stufensteigerung kommt, wird feststellen: Die Luft nach oben ist in der Pflegewissenschaft zwar weniger volatil, dafür aber auch stabil. In der freien Wirtschaft, bei Beratungsunternehmen oder im Bereich Digital Health, sind Schwankungen nach oben allerdings spürbar – es gibt Kollegen, die mit 5.000 € nach Hause gehen. Ganz ohne frische Seeluft. Ich gestehe: Die soziale Anerkennung, die man in der Akutpflege fast blind bekommt, will man in der Wissenschaftswelt manchmal mit der Lupe suchen.
Arbeitsmarkttechnisch ist Kiel angenehm nuanciert. Im Gegensatz zu Metropolen wie Hamburg oder Berlin herrscht weniger Verdrängungswettbewerb. Dafür aber eine gewisse Beharrlichkeit im System – Innovation wird häufig begrüßt, aber nicht mit fliegenden Fahnen empfangen. Wer hier als Pflegewissenschaftler arbeitet, spürt diese norddeutsche Mischung aus anpackender Nüchternheit und pragmatischem Optimismus. Der Altersdurchschnitt in den Häusern ist hoch, die Innovationsprojekte gehen selten ohne Gegenwind über die Bühne. Ich habe den Eindruck, die Spielräume für eigene Ideen wachsen gerade im Windschatten der Digitalisierung – vorausgesetzt, man bleibt hartnäckig und bringt Geduld für endlose Abstimmungsrunden mit.
Und dann gibt es diese Frage, die in Kiel fast jeder irgendwann gestellt bekommt: „Was macht man denn nun als Pflegewissenschaftler eigentlich?“ Die ehrliche Antwort – mal abgesehen von Ko-Referaten und Datenfimmel – ist, dass man permanent zwischen Brückenbau und Übersetzungsarbeit pendelt. Man sorgt dafür, dass Forschungsergebnisse keine Schrankleichen werden, sondern am Krankenbett oder im Seniorencafé landen. Dass klingt manchmal nach Ringen gegen Windmühlen. Und doch, gerade hier oben an der Küste, wo die Medizinlandschaft aus Kliniken, Landpraxis und Telemedizin-Mutproben besteht, sind Pflegewissenschaftler die eigentlichen Möglichmacher. Vielleicht sieht man das nur, wenn man schon eine Weile gegen den Wind gearbeitet hat.