TAKKT Industrial & Packaging GmbH | 70173 Stuttgart
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Wer morgens in Mannheim an den Rand der großen Reitställe fährt, merkt schnell – hier geht’s nicht um große Worte, sondern ums Anpacken. Pferdewirt. Klingt erst mal nach einer Mischung aus Stallmief, Lederöl und frühem Feierabend, aber wer das glaubt, irrt gründlich. Die Realität ist, na ja … nüchterner. Und gerade Berufseinsteigerinnen, Fachleute mit Wechselgedanken oder Jobsuchende stehen (wortwörtlich) zwischen den Boxen manchmal ratlos da: Ist das wirklich mein Weg? Wie ticken die Arbeitgeber? Und was lässt sich hier überhaupt verdienen?
Das Berufsbild ist irgendwie ein seltsames Mittelding – Handwerk, natürlicher Instinkt, Ausdauer und immer ein bissiger Hauch pädagogische Verantwortung. Klar, ein Pferdewirt füttert, mistet, reitet Jungpferde an, bildet Reitschüler aus, sorgt für tierärztliche Versorgung, führt am Wochenende Turnierdienst – die Liste ist nicht nur lang, sondern auch voller kleiner Überraschungsangriffe. Wer glaubt, dass in Mannheim alles ganz nach Schema F abläuft, sollte besser zwei Mal hinschauen: Die Szene ist hier so bunt wie die Kopfsteinpflaster im Jungbusch – großstädtische Vereine, spezialisierte Gestüte, ambitionierte Freizeitreiter, dazu ein Kreis von Besitzern, die zwischen Sportpferde-Szene und Hobbyzüchtern wechseln. Manchmal denke ich: In kaum einer anderen Stadt treffen so viele Pferdemenschen mit unterschiedlichen Ansprüchen aufeinander.
Was viele unterschätzen: Die Ansprüche an Fachwissen sind, bei aller Liebe zur „Praxisnähe“, erstaunlich hoch. Moderne Ställe setzen zunehmend auf digital gestützte Fütterung, Gesundheitsmanagement, dokumentierte Trainingspläne und Effizienz in der Stallorganisation. In der Mannheimer Umgebung, wo große Betriebe mit internationalen Ambitionen sitzen, kommt keiner – wirklich keiner – um Basiskenntnisse in Pferdegesundheit, Futteranalyse oder Reitsportrecht herum. Wer da mit dem Kopf noch im Ponyhof-Modus hängt, wird schnell abgehängt. Und doch: Das Feingefühl, einen Wallach im Strom der Routine nicht zu übersehen, bleibt Kernkompetenz. Technik ersetzt kein Gespür.
Die Verdienstchancen? Hier trennen sich romantische Illusionen von handfesten Lebensrealitäten. Für Berufsanfänger beginnt der Monatslohn häufig rund um 2.200 € bis 2.400 €, in spezialisierten Betrieben oder nach einer Fortbildung rückt man gelegentlich an die 2.800 € oder etwas darüber heran. Nach oben? Luft – klar. Aber nur, wenn Verantwortung, zusätzliche Qualifikationen und tatsächlich spürbare Erfahrung zusammenkommen. Viele private Reitvereine zahlen knausriger als zum Beispiel die großen, turnieraktiven Gestüte im Rhein-Neckar-Kreis. Und kleine Notiz am Rande: Inklusive Wochenendarbeit. Wer sonntags Langschläfer ist, sollte lieber umplanen.
Was macht Mannheim speziell? Einerseits diese eigentümliche Mischung aus Großstadtflair und dörflicher Pferdekultur, andererseits der harte Wettbewerb um Arbeitszeiten, Ausbildungsplätze oder Pferdebesitzer, die tatsächlich bereit sind, in gutes Personal zu investieren. Die Zahl der Betriebe, die hochwertige Fachleute ernsthaft fördern, ist begrenzt. Gleichzeitig zeigt sich: Wer bereit ist, sich auf neue Methoden – Fütterungsautomaten, Videoanalysetools, Trainingsapps – einzulassen, wird geschätzt. Es gibt hier reelle Chancen, mit fachlicher Leidenschaft etwas zu bewegen, sich zu entwickeln, nach vorn zu stolpern, zu lernen. Aber: Wer nur alten Stallgeruch sucht, wird vor allem ein Gefühl von Rückstand erleben. Manchmal ertappe ich mich bei dem Gedanken, dass in Mannheim der Wandel schneller reitet als so mancher Galopper.
Fazit? Es ist kein Sprung ins sprichwörtliche Haifischbecken, aber eben auch nicht der Ponyhof mit Kuschelfaktor. Wer hier einsteigt oder wechselt, steht zwischen Tradition und Innovation. Wer mit offenen Augen, echter Lernbereitschaft – und der nötigen Portion Humor – dabei bleibt, kann sehr viel gewinnen. Und übrigens: Die Geschichten, die nachts in der Sattelkammer erzählt werden, gehen ohnehin auf keine Stellenbeschreibung.
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