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Wer den Beruf des Pferdewirtes in München nicht nur für eine romantische Bauernhof-Staffage hält, sondern tatsächlich über einen Wechsel oder den Einstieg nachdenkt, weiß vermutlich schon: Man landet hier weder in einer Idylle noch im Luftschloss. Was viele unterschätzen – und ich spreche aus eigener Erfahrung: Die Arbeit ist fast mehr urbanes Multitasking als romantische Landpartie. Zwischen Olympiareitanlage, Isarauen und dem chaotischen Berufsverkehr wird schnell klar, dass Tradition allein nicht satt macht – weder das eigene Konto noch die Tiere im Stall.
Ein typischer Tag beginnt, naja, wenn der Rest der Stadt noch schläft. Futter management, Gesundheitskontrolle, Boxenpflege, Bewegung – das Übliche, aber eben mit Münchner Takt: Dicht getaktete Abläufe, anspruchsvolle Kundschaft, knappe Flächen und dazu ein Mix aus Freizeitreitern, ambitionierten Turnierpferdehaltern und internationalem Publikum. Wer hier glaubt, nur Heu zu fegen und Pferde zu striegeln, verkennt die Vielschichtigkeit der Arbeitsrealität. Gerade Neueinsteiger, aber auch erfahrene Umsteiger erleben rasch, dass Service, Pädagogik und gutes Selbstmanagement dazugehören wie das Aufsatteln am frühen Morgen.
München ist ein seltsamer Ort für diesen Beruf. Einerseits boomende Vorstadtgestüte, ambitionierte Sportställe und gut gefüllte Seminarräume – andererseits heilloser Flächendruck und explodierende Betriebskosten. Gehälter? Wer auf rosige Summen hofft, wird sich die Augen reiben: Das Einstiegsgehalt liegt oft bei 2.200 € bis 2.600 €, selten darüber. Mit Branchenerfahrung, speziellen Zusatzqualifikationen (z. B. im Bereich Pferdegesundheit, Jungpferdeausbildung oder therapeutisches Reiten) und ein bisschen Glück lässt sich gelegentlich die Marke von 3.000 € bis 3.400 € knacken – aber das ist eher Ausnahme als Regel. Im direkten Vergleich zu anderen Metropolregionen bleibt München, trotz Premium-Standort, erstaunlich „bodenständig“ im Lohngefüge. Wohnraum entlang der S-Bahn-Linien? Noch ein Kapitel für sich.
Wer glaubt, der Pferdewirt-Beruf sei im Kern seit Jahrzehnten gleich geblieben, sollte nochmal in die Praxis schauen. Digitalisierung (Stallmanagement per App, digitale Gesundheitsakten), moderne Fütterungsautomation, veränderte Haltungsnormen – der technische und gesellschaftliche Wandel macht längst nicht an der Stallgasse Halt. Und ja, die Kundschaft ist anspruchsvoller geworden: Erklärungs- und Betreuungsbedarf steigt, Konflikte zwischen traditionellen Ansichten und neuen Tierwohlansprüchen ebenso. Da helfen manchmal keine Fortbildungen, sondern schlicht gesunder Menschenverstand (und ein dickes Fell).
Ganz ehrlich? Der Sinn für Tiere ist das eine. Aber ohne ein Mindestmaß an diplomatischem Geschick, Frustrationstoleranz und Teamgeist schlägt einen dieser Job schneller aufs Kreuz als ein bockiges Jungpferd. Gerade in München, wo die Klientel divers, Erwartungen hoch und Betriebsgrößen extrem variabel sind, entscheidet oft nicht das reiterliche Können über die Zufriedenheit, sondern die Fähigkeit, mit Menschen unterschiedlichster Couleur auszukommen. In Vorstellungsgesprächen interessiert selten, wie viele Schleifen man gewonnen hat – es geht um Zuverlässigkeit, Verantwortungsgefühl, Kommunikationsstärke. Ziemlich viel Verantwortung für ein Berufsbild, das oft unterschätzt wird.
Was ist also „drin“, wenn man sich heute in München als Pferdewirt entscheidet? Keine Frage: Der Wandel bringt Chancen – Spezialisierung auf Therapie, Zuchttechnik oder Management, stabile Nachfrage im Bereich Service und Ausbildung, branchenweit gestiegene Wertschätzung für Fachleute. Aber es bleibt ein Berufsfeld, das Einsatz, Flexibilität (Schichtdienst, Wochenendarbeit, teils wechselnde Arbeitsorte) und immer neu erworbenes Wissen verlangt. Fühlt sich das manchmal undankbar an? Ehrlich gesagt, ja. Trotzdem: Wer diesen Beruf mit Herz, Rückgrat und Neugier angeht, erlebt Arbeitsmomente, die es so in kaum einem anderen Metier gibt. Manchmal rau, selten vorhersehbar, aber fast immer mit einer Pointe, die man nur vom Pferderücken aus versteht.
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