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Wer in Lübeck Pferdewirt wird, entscheidet sich weder für ein bequemes Büroleben noch für eine blitzblanke Arbeitskleidung. Ich erinnere mich an einen Morgen im Oktober, irgendwo zwischen Travemünde und Lübecker Bucht. Der Nebel lag so schwer auf dem Paddock, dass selbst das Hufscharren gedämpft wirkte. Und genau da – mitten im norddeutschen Dunst – wird einem wieder klar: Hier geht es nicht um Hochglanz, sondern um echtes Handwerk, Tierverstand und Körperarbeit. Nein, Pferdewirt ist kein Traumberuf für Romantiker, die den Sonnenaufgang bewundern wollen. Eher für Menschen, die durchziehen, auch wenn der Regen querkommt.
Das Berufsfeld? Weit mehr als Stallausmisten und Pferdepflege, auch wenn das Grundrauschen aus Mistgabel und Schubkarre nie ganz verschwindet. Pferdewirte in Lübeck arbeiten häufig auf landwirtschaftlichen Betrieben, Gestüten, Reitanlagen oder Ausbildungsställen im Umland – selten mitten im städtischen Trubel, aber ganz selten auch auf Reiterhöfen mit Eventcharme. Zu den Aufgaben gehört: Pferdeausbildung, Zucht, Fütterungsmanagement, Weidewirtschaft, Kundenkontakt, Unterricht, Turnierbegleitung. Und alles irgendwo zwischen Tradition und Technik. Man mag es kaum glauben, aber digital gesteuerte Fütterungsautomaten und moderner Tierdaten-Workflow sind auch in Schleswig-Holstein keine Seltenheit mehr. Wobei: Nicht jeder Stall macht da mit. Etliche Betriebe in der Region funktionieren nach dem Motto „Never change a running system“ – was Innovationen nicht gerade leicht macht. Ist das nun konservativ oder stur? Wohl beides, je nach Blickwinkel.
Wirtschaftlich betrachtet, ist der Markt in Lübeck vielschichtig – die einen kämpfen mit steigenden Kosten für Futter und Energie, andere punkten mit exklusiven Einstellplätzen und gut betuchter Kundschaft, häufig aus dem Hamburger Speckgürtel. Für Berufseinsteiger:innen heißt das: Die Spreizung der Verdienste ist beträchtlich. In kleineren Betrieben oder als angestellte Pferdewirte liegen die Gehälter oft im Bereich von 2.200 € bis 2.700 €. Mit einigen Jahren Erfahrung, Perspektive auf eine leitende Aufgabe (z. B. als Betriebsleiter:in oder Ausbilder:in mit Abschluss), kann man durchaus die Schwelle von 3.000 € bis 3.500 € erreichen – aber auch das nur, wenn der Betrieb profitabel läuft oder spezielle Zusatzqualifikationen gefragt sind. Was viele unterschätzen: In den touristisch geprägten Randlagen rund um Lübeck, wo Reiterferien oder Angebote für Anfängerfamilien boomen, lassen sich in Saisonzeiten manchmal Zusatzeinnahmen generieren. Nachhaltig ist das selten – aber für’s Polster zwischendurch nicht zu verachten.
Manchmal fragt man sich in Gesprächen mit wechselbereiten Kolleg:innen: Was treibt uns eigentlich an? Die wenigsten locken Masterscheine oder große Karrierechancen. Vielmehr ist es die Lust, täglich spürbar Wirkung zu haben – am Tier, im Team, manchmal auch beim Kunden. Und dann dieser raue norddeutsche Pragmatismus, der hilft, wenn mal wieder ein Pferd lahmt und der Tierarzt schon drei Termine später frei hat. Ich kenne niemanden im Metier, der in Standardlösungen denkt. Dafür sind die Wetterumschwünge zu launisch, die Arbeitszeiten zu flexibel (um nicht zu sagen: kaum planbar) und die Erwartungen der Kundschaft – nun ja – bisweilen durchaus hochfliegend. Wer empört ist, dass Nachtschichten oder Wochenendarbeit vorkommen, sollte sich besser einen Bürojob suchen.
Apropos Entwicklung: Die klassische Weiterbildung – etwa zum Pferdewirtschaftsmeister oder zur Fachkraft für Pferdehaltung – ist zwar auch in Lübeck ein Thema, aber nicht jeder will gleich den Aufstieg suchen. Regional gibt es durchaus solide Angebote, teils sogar mit technischen Schwerpunkten (Stallautomatisierung, Futtermittelmanagement, Tiergesundheit). Aber auch hier gilt: Ohne Bereitschaft zum lebenslangen (praktischen!) Lernen bleibt man schnell stehen. Der Trend, dass die Nachfrage an fundierter Weiterbildung wächst, ist klar erkennbar – auch weil die Anforderungen immer differenzierter werden. Bio-Siegel, Tierwohl, nachhaltiges Wirtschaften: Wer hier mitredet, steht besser da. Gerade für Einsteiger:innen und Quereinsteiger:innen, die aus anderen Berufen „umsteigen“, sind solche Zusatzqualifikationen oftmals das Zünglein an der Waage – oder der Türöffner zu relevanteren Aufgaben. Klar, manchmal reicht auch ein gesunder Dickkopf. Aber mit Wissen kommt man weiter. Oder zumindest nicht so schnell unter die Räder.
Unterm Strich? Pferdewirt in Lübeck – das ist kein Beruf für Selbstdarsteller oder Drückeberger. Es ist der Reiz des Authentischen, manchmal Herben, oft Undankbaren – und doch, am Ende eines langen Tages, das stille Nicken eines Pferdes am Zaun. Wer das zu schätzen weiß, ist hier genau richtig. Wer Karriere im Reitstall mit Krawatte und Klimaanlage will, sollte lieber weiterziehen. Lübeck bleibt eben Lübeck: ein Ort, an dem Arbeit noch Arbeit ist – und der trotzdem genug Spielraum für Menschen lässt, die mit Herz und Händen zupacken wollen.
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