Kinder- und Jugendeinrichtung Freigut Garsena Karl-Friedrich Schöning | 06420 Könnern
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Kinder- und Jugendeinrichtung Freigut Garsena Karl-Friedrich Schöning | 06420 Könnern
Manche Leute denken bei Leipzig sofort an Messestadt, Glasfassaden und das immerwährende Ringen zwischen Tradition und neuer Urbanität. Doch, still und leicht am Rand – und mitunter auch mitten im Stadtgewimmel – klampft da eine Berufsrealität, die so gar nicht in polierte Jobstatistiken passen mag: das Leben und Arbeiten als Pferdewirt. Klingt bodenständig. Ist es auch. Aber gerade dadurch wird’s interessant – zumindest, wenn man mit beiden Füßen im Matsch stehen kann, ohne gleich romantisch zu werden.
Im Stall ist selten Platz für Märchen. Wer morgens um halb fünf die ersten Hufe hört und das Stroh noch im Haar hat, spürt schnell: Tierliebe reicht nicht. Fachwissen zählt mehr, als viele Außenstehende vermuten. Pferdewirte jonglieren mit Futterwerten, Bewegungsplänen, Weideschutz und Trainingsetikette. In Leipzig, wo man am Nachmittag das dumpfe Getrappel der Kutschpferde in der Innenstadt anstrahlt und draußen am Stadtrand Spring- und Dressurvierecke im nahezu märkischen Nebel verschwimmen, braucht es Fingerspitzengefühl, Geduld – und eine Prise Resilienz. Was viele unterschätzen: Pferdewirt ist kein romantischer Rückzugsberuf, sondern oft Knochenarbeit plus ständige Weiterbildung.
Kaum ein Arbeitsalltag gleicht dem anderen. In städtischen Ausbildungshöfen dominieren Lehrbetrieb und sportliche Ausbildung, während auf den Höfen im Umland oft Zucht, Fütterung und Reitpädagogik Hand in Hand gehen. Dabei mischen sich regionale Besonderheiten unter: Die Nähe zu großen hippologischen Veranstaltungen bringt in Leipzig einen gewissen Anspruchsdruck mit. Wer hier anheuert, muss nicht nur wissen, wie’s um die Huforthopädie steht oder was ein Cushing-Syndrom ist – im Zweifel verlangt der Chef am Wochenende noch einen souveränen Umgang mit „schwierigen Kunden“: Pferd wie Mensch.
So ehrlich sollte man sein: Für Berufseinsteiger:innen liegt das Gehalt in Leipzig oft zwischen 2.200 € und 2.600 €. Mit Spezialkenntnissen, etwa im Bereich Zuchtmanagement oder pferdegestützter Therapie, sind realistisch 2.700 € bis 3.000 € drin. Nicht berauschend, sagen die einen. In Anbetracht der Verantwortung und Arbeitszeiten – berechtigte Kritik. Und doch gibt es junge Leute, die bewusst hier landen: Wegen der Stadt, der Community, der Nähe zu innovativen Projekten wie nachhaltigen Offene-Stall-Konzepte oder dem zunehmenden Fokus auf tierwohlorientierte Haltung. Manchmal ist das Idealismus. Manchmal eine Trotzreaktion auf die allgegenwärtige Sinnlosigkeit anderer Jobs. Oder? Man weiß es nicht so genau.
Leipzig folgt, mit dem gewissen eigenwilligen Zeitversatz, europäischen Entwicklungen: Sensorik im Stall, digitales Fütterungsmanagement, GPS-Tracking auf der Koppel – alles unterwegs, vieles noch in der Experimentierkiste. Wer sich für moderne Betriebsstrukturen interessiert, findet hier kleine Vorreiterhöfe, die überraschend offen für neue Ideen sind – so lange die Arbeit am Pferd nicht unter die Räder kommt. Und ja, dieser Spagat verlangt Einsatzbereitschaft: Wer Lust hat, kann sich weiterqualifizieren – etwa als Pferdewirtschaftsmeister oder Zucht- und Ausbildungsprofi. Die regionale Landschaft ist vielfältiger als man denkt, auch wenn die Wertschätzung für den Beruf sich manchmal im Gespräch mit Bekannten auf den Satz verdichtet: „Das mit den Pferden machst du beruflich? Ach was!“ Vielleicht. Aber: Wer in diesem Beruf bleibt, weiß meistens warum.
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