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Zuletzt, als ich morgens – irgendwo zwischen Nebelschwaden am Hengstberg und dem ersten Hafer – einer angehenden Pferdewirtin über die Schulter blickte, fragte ich mich wieder: Was reizt eigentlich so viele junge Leute und nicht wenige erfahrene „Quereinsteiger“ daran, ausgerechnet in Hagen als Pferdewirt ihren Weg zu suchen? Und ja, der Beruf ist ziemlich weit entfernt von jedem romantisierten Reiterhof-Idyll, das in nicht wenigen Köpfen herumschwirrt. Stattdessen erwartet einen eine Mischung aus Muskelkater, feinem Fingerspitzengefühl und der Kunst, das Temperament tonnenschwerer Vierbeiner mit einem Lächeln am Halfter zu führen – oder es wenigstens zu versuchen.
Wer sich in Hagen für diesen Beruf entscheidet, landet oft in stämmigen Traditionsbetrieben rund um den Stadtrand – oder im Dunstkreis ambitionierter Sportpferdezüchter, die ohne weiteres mit europäischen Top-Adressen mithalten wollen. Das Tagesgeschäft: Füttern, Misten, Kämmen, Bewegen, Krankheiten erkennen, Stallklima managen, Nachwuchs fördern, kleine Dramen lösen – und dazwischen Gespräche mit Besitzern, die mitunter mehr Stallgeflüster kennen als so mancher Azubi. Mal ehrlich: Es gibt Tage, da fühlt man sich mehr als Krisenmanager in Gummistiefeln denn als Reiterin im Rampenlicht.
Hagens Pferdehöfe haben sich professionalisiert. Moderne Fütterungstechnik, digitale Stallverwaltung, Online-Bestandsführung – auch in der „grünen“ Nische kommt das Update-Zeitalter an. Wer einsteigen oder wechseln will, darf keine Angst vor klugen Apps oder Sensor-Futterautomaten haben. Und trotzdem: Der Kern bleibt analog. Es zählt das Gespür für Tierverhalten, der souveräne Umgang mit wetterbedingten Zipperlein und – ganz simpel – die Bereitschaft, sieben Tage die Woche Verantwortung zu tragen. Ich habe den Eindruck, dass gerade dieses Wechselspiel zwischen Digitalisierung und Handwerkskunst die wirklich guten Leute in Hagen auszeichnet.
Bleiben wir bei den handfesten Fakten. Die Gehälter in der Hagener Pferdewirtschaft – egal ob Schwerpunkt Haltung und Service, Pferdezucht oder klassische Reitausbildung – schwanken, je nach Hofgröße, Tarifbindung oder Zusatzqualifikation meist zwischen 2.200 € und 2.700 €. Manchmal geht’s nach oben – mit Meisterabschluss sogar in Richtung 3.000 € bis 3.400 € – aber Hand aufs Herz: Wer sich fürs schnelle Geld entscheidet, landet vermutlich eh nicht in Gummistiefeln, sondern am Schreibtisch. Und doch: Die Anerkennung im regionalen Umfeld hat in den letzten Jahren zugelegt. Das liegt nicht zuletzt an wachsenden Ansprüchen von Pferdebesitzern und Sportverbänden – plötzlich werden Fachkräfte gesucht, die mehr mitbringen als schicke Reithosen.
Es gibt viele Wege, sich fachlich zu profilieren – von spezialisierten Rehabilitationsangeboten bis zu Nischen wie umweltverträglicher Offenstallhaltung oder Pferdetherapie. Hagen ist keine Großstadt (jedenfalls nicht im klassischen Sinn), aber die Szenerie ist dynamisch: Höfe fusionieren, neue Technologien halten Einzug (Stichwort: Pferdegesundheitsmanagement mit „Wearables“ – ja, auch das gibt’s), und internationale Turniere sind längst kein Randthema mehr. Wer also als Berufseinsteiger:in, erfahrener Pferdewirt oder Unentschlossene:r nach Hagen schaut, sollte sich auf ein Umfeld einstellen, das erlebt werden will – mit Mut, Geduld und, ja, auch ein bisschen Sturheit.
Manchmal fragt man sich: Geht das auch einfacher? Sicher. Aber kaum echter. Diese Mischung aus regional verwurzelter Stallkultur und Innovationsschub hat ihren eigenen Charme – von den 5-Uhr-Schichten bis zum zufriedenen Kopfnicken des Zuchtleiters. Wer hier seinen Platz findet, steht selten im Rampenlicht. Aber dafür – Hand aufs Herz – bleibt mehr als nur ein Lohnzettel. Das kann, je nach Blickwinkel, einschüchternd oder faszinierend sein. Mir persönlich macht die Szene Mut – eben weil sie nicht jedem gefällt. Und weil das, was an einem klaren Morgen im Stall beginnt, oft im Kopf noch nachhallt, wenn die Stadt schon wieder schläft.
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