Kinder- und Jugendeinrichtung Freigut Garsena Karl-Friedrich Schöning | 06420 Könnern
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Kinder- und Jugendeinrichtung Freigut Garsena Karl-Friedrich Schöning | 06420 Könnern
Den Begriff „Pferdewirt“ wirft niemand leichtfertig in die Runde: Wer diesen Beruf in Erfurt ergreift – und das sind wahrlich nicht die Massen –, weiß, dass Idealismus nie schick geworden ist. Wobei, wenn man ehrlich ist: Ein bisschen Größe im Herzen braucht man schon, für all die kleinen Dramen im Stall und auf dem Reitplatz. Denn was nach heiler Welt im Thüringer Idyll klingt, fordert mehr Ehrlichkeit, Härte und Feingefühl zugleich als irgendein klischeehafter Heldenjob.
Was macht der Pferdewirt eigentlich, speziell hier im Erfurter Speckgürtel? Die Antwort: Er stemmt ein absurdes Aufgabenpaket. Von der Fütterung über Gesundheitsüberwachung, Pflegearbeiten, Organisation von Reitunterricht bis hin zur zähen Stallwirtschaft. Wer denkt, das sei zu 90 Prozent Streicheln und Glänzen, der irrt sich. Da sind auch Dämpfe aus der Güllegrube oder das rachende Aufstehen um fünf. Und dann noch der Spagat zwischen Tradition und moderner Betriebsführung: Neben den klassischen Landwirtschaftsbetrieben drängeln inzwischen Pensions- und Sportställe, Reitschulhöfe, Zuchtbetriebe oder Freizeitparadiese. Die ältere Generation hält an Traktoren, Handarbeit und guten Stiefeln fest, während die Jüngeren längst Luftreiniger installieren, Reitbodenanalysen machen – und ein paar Social Media-Videos drehen (auch im Stall, ja).
In Erfurt ist der Pferdemarkt gewissermaßen ein eigener Mikrokosmos. Nicht allein die Biografie der Stadt – geprägt von Landwirtschaft, Nähe zu Parks, Gärtnertradition und den berühmten Märkten –, sondern auch die Sozialstruktur beeinflusst den Berufsalltag. Manche Betriebe sind schon seit Jahrzehnten Familienbesitz, andere jung und hungrig. Stecken geblieben ist hier niemand. Ich habe oft erlebt, dass Menschen aus anderen Branchen – Handwerk, Pflege, sogar IT – sich umorientieren und ihren Weg im Pferdefach suchen. Erfurt ist für diese Neugier ein guter Ort: Die Mischung aus alten Reitanlagen und neuen Konzepten (Inklusion, Therapeutisches Reiten, Urlaub auf dem Bauernhof) sorgt für Dynamik. Wer Lust auf Wandel hat, kann sich hier im Kleinen wie im Großen ausprobieren – oft mehr, als man denkt.
Jetzt wird’s unbequem – auch für Träumer. Ein Einstiegsgehalt als Pferdewirt in Erfurter Betrieben? Bleiben wir realistisch: Der Wert liegt meist um die 2.300 € bis 2.700 € – mit Glück, Weiterbildung und etwas Erfahrung sind 2.800 € bis 3.200 € möglich. Klar, Zuschläge für Wochenenddienste oder Futterwachen gibt’s hier und da. Aber reich wird man nicht, zumindest nicht im klassischen Sinn. Manche Betriebe locken mit Extras: Stallwohnung, Reitstunden, Futtergeld? Klingt nett, ist aber nichts für Kontoromantiker. Bittere Wahrheit: Wer im Luxus schwelgen will, sucht falsch. Doch es gibt Ausnahmen – Spezialisierung hilft. Wer sich auf Zucht, Reitsportmanagement oder Therapiearbeit kapriziert, knackt gelegentlich auch die 3.500 € oder mehr. Selten, aber wahr.
Wer heutzutage in Erfurt Pferdewirt werden will oder den Wechsel in diesen Beruf überlegt, sollte nicht nur Muskeln mitbringen. Moderne Technik, digitale Buchungssysteme für Reiter, tierärztliche Software, Gesundheitsmonitoring per App – all das ist längst keine Spielerei mehr. Manchmal fühlt man Förmlichkeiten aus der Landwirtschaftskammer noch im Nacken, aber die Branche wandelt sich. Wer sich an neue Entwicklungen traut (und, ja, auch mal auf dem Sprung zur Weiterbildung ist), wird schneller gebraucht, als viele denken. In Erfurt sind gerade die offenherzigen, lernwilligen Typen gefragt, nicht bloß die Stallromantiker. Berufskollegen erzählen mir übrigens oft – mit leichtem Schmunzeln –, dass eben genau diese Mischung aus Tradition und Neugierde die spannendsten Momente im Alltag bringt.
Ob Einsteiger, Quereinsteiger oder altgedienter Routinier: Wer in Erfurt als Pferdewirt unterwegs ist, bewegt sich zwischen Bodenständigkeit, Handwerk, Herzblut und – nicht zu vergessen – echtem Überlebensinstinkt. Das mag anstrengend, kantig oder sogar abschreckend wirken. Und trotzdem: Genau darin steckt der Charme. Wer hier landet, spürt meist schnell, ob es wirklich passt. Ob man morgens im Stall friert oder abends auf dem Platz lacht – Routine gibt es selten, aber Langeweile auch nicht.
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