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Wer in Augsburg Pferdewirt werden will, taucht ein in ein Geflecht aus Tradition, bodenständiger Arbeit und – so komisch es erst klingt – subtilen, manchmal störrischen Modernisierungen. Irgendwo zwischen Zirbelnuss und alten Patrizierhäusern knirschen am Rand der Stadt die Stallschlüssel in den Händen der Frühaufsteher: Hier beginnt ein Arbeitstag meist deutlich, bevor andere überhaupt ans Frühstück denken.
Die Erwartungen? Hart. Wer ernsthaft erwägt, Pferdewirt zu werden, muss sich klar sein: Die Romantik bleibt oft draußen im Beobachterblick. Natürlich gibt es die stillen Momente, wenn draußen Reif auf dem Sandplatz knirscht und das Licht gelb zwischen Heuballen fällt. Aber das meiste ist ehrliche, manchmal erstaunlich unsichtbare Arbeit: Fütterung, Pflege, Stallhygiene, Bewegungstraining, Ausbildung von Pferd und – noch wichtiger – Mensch. In Augsburg, wo Reitsport und ländliche Tradition auf urbanes Wachstum prallen, balancieren viele Betriebe am Rand zwischen professioneller Ausbildung und familiärer Improvisation. Und wenn draußen das Volksfest lockt, muss im Stall trotzdem alles laufen. Katzenjammer unerwünscht.
Ein kritischer Punkt für viele: das Gehalt. Offiziell bewegen wir uns in Augsburg für Berufsanfänger oft in der Spanne von etwa 2.000 € bis 2.300 €. Klingt nach wenig? Ist es meistens auch, wenn man bedenkt, wie viele Stunden auf den Beinen man verbringt – und mit wie viel Verantwortung. Wer nach ein paar Jahren aufsteigt, Zusatzqualifikationen etwa als Spezialist für Pferdezucht oder klassische Reitausbildung sammelt, kann Richtung 2.500 € bis 2.900 € schielen. Aber: Die Spreizung ist erheblich, je nach Hof, Spezialisierung und vor allem Nebentätigkeiten. Manch ein Betrieb zahlt das eine oder andere Talent, sagen wir mal freundlich, in Naturalien aus (Dienstwohnung, Koppel für das eigene Pferd, oder das große Dazwischen). Wer sich hier blenden lässt, fällt schnell aus der Sattelkammer raus, bevor er angekommen ist.
Die moderne Stallwelt in Augsburg – da muss ich kurz die Perspektive wechseln – ringt gerade mit den Schatten größerer Fragen: Wie hält man aus, dass Digitalisierung und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft diskutiert werden, sich aber im Pferdebetrieb manchmal wie abstrakte Fremdlinge anfühlen? Netzgesteuerte Fütterungsautomaten machen das Leben leichter, klar. Andererseits merkt jeder sofort, dass kein Algorithmus die feine Mimik eines unwilligen Wallachs deutet – das kann nur menschliche Erfahrung. Mein Eindruck: Wer Technik als Werkzeug (nicht als Ersatz) begreift, macht einen der wenigen Entwicklungssprünge im Alltag. Es gibt sie, die Ställe mit Solaranlagen, effizienten Lüftungssystemen, und manchmal tüftelt der Chef selber noch an einem halbautomatischen Tränkesystem. Provinz ist längst keine Ausrede mehr.
Gesellschaftlich betrachtet schwankt das Image des Berufs – irgendwo zwischen Bewunderung und Unverständnis. Für viele Jugendliche in Augsburg, aber auch für cityerfahrene Quereinsteiger, ist der Job attraktiv: Nähe zum Tier, ehrliches Handwerk, ein Arbeitsplatz jenseits von Bildschirm und Schreibtischstuhl. Was viele unterschätzen: Die stetige Weiterbildung ist eigentlich Pflicht. Wer nicht über Tiergesundheit, neue Fütterungskonzepte oder rechtliche Auflagen Bescheid weiß, verschläft in null Komma nichts die Entwicklungen und steht irgendwann stumm am Heuboden, während die Kollegen weiterziehen.
Mein Fazit, so unfair es klingt? Wer es liebt, sich immer wieder die Hände schmutzig zu machen, im Winter halb zu erfrieren und im Sommer nach Heu zu duften, dem schenkt Augsburg als Pferdewirt einen vielfältigen, fordernden, manchmal nervenzehrenden, aber gerade deshalb intensiven Berufsalltag. Keine Raketenwissenschaft, aber – für die Richtigen – auch kein besserer Ort für dieses spröde Glück. Und manchmal, ganz selten, blitzen sogar Romantik und Stolz durch den Stallstaub. Aber verlassen sollte man sich lieber nicht drauf.
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