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Aachen. Endstation Sehnsucht, könnte man sagen, wenn man jungen Menschen zuhört, die sich ganz ernsthaft für den Beruf des Pferdewirts interessieren. „Ich will mit Pferden arbeiten. Am liebsten draußen, am liebsten den ganzen Tag.“ So klingt das oft. Und irgendwo schwingt dabei eine Mischung aus Abenteuerlust, Tierliebe und der unterschwelligen Ahnung mit, dass dieser Weg nicht automatisch auf dem Ponyhof endet. Wer hier in der Region, inmitten einer langen Reittradition, auf einen Job als Pferdewirt schielt – egal, ob als Azubi oder erfahrener Stallprofi aus einer anderen Ecke Deutschlands – sollte nicht nur Pferdeverstand, sondern auch eine Portion Realitätssinn einpacken. Gerade hier, im Grenzland zwischen West und Westlicher Kante, ist der Alltag manchmal weniger glänzend als das Sonntags-Outfit beim CHIO.
Was viele unterschätzen: Pferdewirt sein bedeutet körperliche Arbeit. Und zwar täglich – bei jedem Wetter, zu allen Zeiten. Stroh in den Haaren, Muskelkater inklusive. Die Bandbreite reicht von klassischer Pflege, Fütterung, Ausbildung der Pferde bis hin zur Koordination im Pensionsbetrieb oder zur Unterstützung bei Veranstaltungen. Aachen sticht hier regional hervor, weil die Dichte an Spezialbetrieben – von Gestüten über Reitställe bis zum Therapiezentrum – vergleichsweise hoch ist. Wer seinen Alltag zwischen Stallgasse und Turnierplatz organisieren kann, findet hier mehr als anderswo die Gelegenheit, in verschiedene Zweige zu schnuppern. Schnell mal von der Zucht ins Training wechseln? Könnte klappen. Aber: Die Anforderungen variieren – ohne Flexibilität keine Chance.
Was ich immer wieder erlebe: Viele Berufseinsteiger – egal ob frisch von der Ausbildung oder mit Umweg aus einem anderen Job – sind überrascht, wie technikaffin die Branche inzwischen geworden ist. Einstmals reichten ein grober Mistboy und eiserne Nerven. Heute wird zunehmend digital dokumentiert, automatische Fütterungsanlagen sind in Aachener Betrieben längst nicht mehr die Ausnahme. Wer das elegant als „Fortschritt“ verkauft, verkennt manchmal die Herausforderungen: Ein Pferd bleibt ein Lebewesen, Managementsoftware löst keinen Fütterungskoller. Trotzdem: Wer sich auf moderner Technik nicht einlässt, bleibt langfristig auf der Strecke. Das muss man mögen, oder eben lernen.
Kommen wir zum delikaten Teil: Geld. Viel Romantik – wenig Reichtum. Das Einstiegsgehalt in Aachen liegt meist bei etwa 2.100 € – selten geht es zu Beginn über 2.400 €. Für erfahrene Kräfte, Spezialisten im Reitsport oder angehende Meister:innen kann das Monatsgehalt deutlich steigen, bis an die 2.900 € oder mancherorts auch leicht darüber. Klar, das klingt nach wenig, wenn man die Verantwortung und die Arbeitszeiten bedenkt. Aber aus Gesprächen mit Alteingesessenen weiß ich: Wer den Job wirklich mit Leidenschaft ausübt, hört selten wegen des Gehalts auf – sondern oft wegen fehlender Wertschätzung, zu wenig Aufstiegschancen oder schlicht, weil Herz und Knochen irgendwann nicht mehr mitspielen.
Und die berühmten Aufstiegschancen? Wer sich fortbildet – ob Fütterung, Tiergesundheit, Betriebsleitung oder auch Pferdetherapie –, kann in Aachen mit seinen renommierten Ausbildungsstätten viel mitnehmen. Was ich besonders schätze: Die regionale Vielfalt. Während andernorts eine steile Spezialisierungsleiter gebaut wird, sind hier Quereinsteiger mit Erfahrung, aber auch Allrounder gerne gesehen. Etwas, das in vielen Branchen schon Seltenheitswert hat. Das kann Segen und Bürde zugleich sein – denn als „Mädchen für alles“ wünscht man sich manchmal mehr Anerkennung, als zwischen Heunetz und Reitplatz gerade Platz findet.
Bleibt die Frage, ob sich der Weg lohnt. Ich sage: Wer mit Pferden arbeiten will, wirklich will, findet in Aachen eine der lebendigsten, aber auch forderndsten Regionen Deutschlands für diesen Beruf. Technik, Tradition, Turnierszene – alles nah beieinander, manchmal so verwoben, dass man die Übergänge kaum noch merkt. Wer mit Ambivalenzen leben kann, genießt am Ende auch die Momente, wenn morgens um halb sechs die Boxentür aufgeht, und alles – kurz und brüchig – nach Zukunft riecht.
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