Bionorica SE | Neumarkt / Oberpfalz
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Bionorica SE | Neumarkt / Oberpfalz
Wer heute als Lebensmitteltechnischer Assistent seinen ersten Fuß in eine Nürnberger Produktionshalle setzt, ahnt nicht immer, wie viel Staub an den weißen Kitteln klebt. Staub, im metaphorischen Sinne – und nicht selten: etwas Stolz. Denn die Stadt, in der einst Lebkuchen und Rostbratwürstchen König waren, tickt inzwischen anders. Hier bekommt man es als LTA mit allem zu tun, was auf’s Brot, zwischen die Zähne oder am Ende auf den Prüfstand der Lebensmittelsicherheit gehört. Wobei – „auf den Prüfstand“ ist noch freundlich gesagt: Labortisch, sensorische Testreihe, Datenblatt, die Palette ist weiter als viele denken. Ich sage das nicht, um zu romantisieren. Eher, weil es bis heute unterschätzt wird, was in diesen oft gesichtslosen Korridoren der Lebensmittelqualität hinter verschlossenen Türen abläuft.
Manche trauen sich ja kaum einzugestehen, wie schnell die Prozesse werden. Digitalisierte Anlagen? Standard. Automatisierte Probenahme? Längst kein Zukunftskram mehr. Nürnberg ist mit seiner Mischung aus Traditionsbetrieben und schmucklosen Neubauten immer noch ein rätselhaftes Biest. Hier setzen Hotspots wie der Südstadtgürtel oder Gewerbegebiete im Nürnberger Norden verstärkt auf maschinengestützte Qualitätssicherung. Gerade als Berufseinsteiger triffst du auf Chefs, die noch den „Nasenfaktor“ beschwören – und Kollegen, die das Sensorik-Labor kaum noch ohne Tablet betreten. Es ist ein Spagat: Hinterm Mikroskop minutiöse Gramfärbung, drei Minuten später eine Schnellmessung via Automatanalyse und dann die ewige Dokumentation, digital nach Standards, aber nach wie vor mit Bleistift-Notizen in der Kitteltasche. Da will einer manchmal laut lachen – oder seufzen.
Jetzt mal Tacheles. Das Einstiegsgehalt kreist in Nürnberg meist irgendwo zwischen 2.550 € und 2.950 €, je nach Betrieb, Backwaren, Wurst, Getränke – die Range schwankt erstaunlich wenig, eigenartigerweise. Manche Fachkräfte, die schon ein paar Jahre dabei sind, schippern gemächlich Richtung 3.200 € bis 3.500 € – wobei: Wer sich in größere Labore, in spezialisierte Prüfinstitute oder die forschungsnahe Qualitätssicherung bewegt, hat tendenziell die Nase etwas weiter vorn. Die ganz große Sprungfeder nach oben ist das nicht – aber viele unterschätzen, wie oft es nicht nur aufs Geld, sondern auf die Arbeitszeitmodelle und den Segen der planbaren Schichtsysteme ankommt. Gerade, wenn man aus verwandten Berufen kommt oder den Quereinstieg wagt: Es ist weniger Glamour, mehr solide Perspektive. Und ja, dieses ehrliche Understatement in der Branche ist nervig – aber auch eine Hartnäckigkeit, die Respekt verdient.
Manchmal überkommt mich das Gefühl, dass von außen alle Welt digitale Tools beschwört – und intern herrscht doch noch das Gesetz des Handgelenks. Was viele unterschätzen: Saubere aseptische Technik oder das sichere Handling von Schnelltests sind keine Klick-Angelegenheiten, sondern Resultat von Geschick und Erfahrung. Die Nürnberger Akteure setzen zunehmend auf Weiterbildungen, ja, aber mehr nach dem Motto „On the Job“ als in trockenen Seminarräumen. Oft sind es kleine Wachstums-Schritte: Mikrobiologische Spezialverfahren? Immer häufiger gebraucht. KUHS (Kombinierte Untersuchungsverfahren Hygiene-Sicherheit, so ein leckerer Zungenbrecher) lösen gerade die alten Routinen ab. Wer sich darauf einlässt, kann, gerade in Nürnberg, innerhalb weniger Jahre sein Profil so schärfen, dass ihm kaum jemand schnell den Rang abläuft.
Ich gebe zu: Der Beruf ist selten Rampenlicht. Aber selten so auswechselbar, wie viele meinen. Die Nachfrage pendelt, je nach Saison, Technologiefortschritt und – ja, auch das spielt mit – regionalen Skandalen um Kennzeichnung, Hygiene oder deren glimpflichen Ausgang. Was mich immer wieder wundert: Wie schnell Betriebe jetzt auf junge Leute mit „Lust auf Neues“ setzen, aber gleichzeitig die alten Routinen hochhalten wie eine Monstranz. Für Berufseinsteiger und Fachkräfte, die den Wechsel wagen: Es bleibt ein Drahtseilakt zwischen Sicherheitsdenken, Pragmatismus und – warum nicht mal zugeben – den ungeschriebenen Codes im Betrieb. Nürnberg bietet dafür ein ziemlich lebendiges Biotop, in dem sich gerade jene bewähren, die neugierig bleiben, nicht alles glauben und trotzdem die Nerven behalten, wenn der nächste Technologiehype schon wieder anrollt.
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