Simtra BioPharma Solutions | Halle (Westfalen)
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Simtra BioPharma Solutions | Halle (Westfalen)
Hamm. Früher hätte ich nie gedacht, dass man im Schatten von Kohlevergangenheit und Westfalenstahl so etwas wie Hightech-Lebensmittelchemie betreibt. Aber falsch gedacht – Hamm ist auf den zweiten Blick mit seinen kleinen und mittelständischen Lebensmittelbetrieben, Labordienstleistern und einem bodenständigen Innovationsgeist ein durchaus ernstzunehmender Standort für Leute, die Lust auf Laborarbeit mit echtem „Lebensmittel-Sinn“ haben. Die Berufsbezeichnung „Lebensmitteltechnische/r Assistent/in“ klingt beim ersten Hören ehrlich gesagt etwas unscharf – ein bisschen wie die unbekannten Verwandten von BTA und CTA. Aber wer den Schritt wagt, landet meist mitten in einer ziemlich soliden Schnittstelle zwischen Handwerk, Naturwissenschaft und digitaler Prozesswelt. Und das ist – mal ehrlich – heute kein kleines Privileg.
Ich erinnere mich gut an meine erste Woche im Labor zwei Straßen hinter dem Hammer Hauptbahnhof. Noch leicht verunsichert, wie viel akademische Theorie wohl in die praktische Arbeit einfließt. Spoiler: Ja, man sollte wissen, was heterotrophe Mikroorganismen sind – aber oft gewinnt dann doch die Übung im Probenhandling. Warum ich das erzähle? Weil es für viele Berufseinsteiger:innen eine ernüchternde – oder eben rettende – Erkenntnis ist: Die Magie der LTA-Arbeit findet selten in glamourösen Innovationsworkshops statt, sondern hinter Glasscheiben, Pipetten und Kühlschränken. Mal riecht es nach säuerlich-gewordener Milch, mal surrt der Analysator pausenlos im Hintergrund. Wer das klaglos aushält und eine Faszination für Details mitbringt, passt ins Team – egal, ob im großen Milchwerk oder im kleinen Start-up für vegane Fleischalternativen.
Was viele unterschätzen: Der Bedarf an guten LTA-Fachkräften ist in Hamm stabil. Das liegt nicht an wilden Gehaltsversprechen – die Einstiegsgehälter bewegen sich durchschnittlich im Bereich von 2.400 € bis 2.900 €, je nach Betrieb, Berufserfahrung und Zusatzqualifikation. Kleine Überraschung: Mit ein wenig Spezialisierung – etwa in Sensorik, Digitalisierung der Prozessketten oder mikrobiologischer Schnellanalytik – kann das Gehalt auch in Richtung 3.200 € bis 3.400 € wandern. Richtig „reich“ wird hier niemand. Aber ehrlich gesagt: Wer einen sicheren Arbeitsplatz will, Wert auf geregelte Arbeitszeiten legt (Überstunden sind selten ein Thema) und sich nach kollegialen Teams sehnt, der sitzt in Hamm goldrichtig. So unspektakulär das klingen mag – Stabilität hat in turbulenten Zeiten auch ihren Preis.
Was die Arbeit spannend macht, ist die Mischung. Es gibt Tage, da dominiert monotone Routine, etwa bei der Qualitätsüberwachung in der Wurstfabrik – Präzision bis zum letzten Milligramm, Verantwortung für das nächste Woche ausgelieferte Produkt. Manchmal wiederum erlebt man die Forschungsseite – wenn neue Rezepturen, Energieeffizienz-Projekte oder innovative Verpackungsmaterialien getestet werden. Nicht wenige Labore in Hamm sind da ziemlich auf Zack: Digitalisierung ist längst eingezogen, sei es beim automatisierten Datentransfer ins Laborinformationssystem oder bei der Anwendung von Rapid-Tests. Natürlich ist das „Silver City“-Klischee (Hamm gilt ja bei manchen Kollegen als etwas verschlafene Stadt) auch nicht ganz falsch. Aber die überschaubare Betriebsgröße hat einen überraschenden Vorteil: Man kennt die Leute. Und nicht wenige Chefs haben noch Zeit für ein Wort am Kaffeeautomaten. Wo gibt’s das sonst noch?
Unter uns: Die Standortgegebenheiten sind Fluch und Segen zugleich. Wer auf blitzschnelle Karriereleiter à la Großstadt schielt, wird in Hamm vielleicht nicht glücklich. Aber für Berufseinsteiger:innen, die Praxisnähe, Verlässlichkeit und die Chance auf echte Mitgestaltung bei regionalen Mittelständlern schätzen – da geht was. Ich würde heute behaupten, dass man hier sowohl als Neuling als auch als wechselbereite Fachkraft ein Umfeld findet, in dem Entwicklung möglich ist, sofern man Eigeninitiative zeigt und technische Neugierde beweist. Vor allem, weil Weiterbildung – etwa in Richtung Lebensmittelsicherheit, HACCP oder Automatisierung – regelmäßig gefördert wird. Klar, den Innovationspreis wird man nicht jedes Jahr abräumen. Aber manchmal ist der Reiz einer Arbeit eben nicht der Applaus von außen, sondern das subtile Gefühl, an einem regionalen Wertschöpfungskreislauf beteiligt zu sein. In Hamm spürt man das noch – auch nach Feierabend, wenn der Geruch von frischem Brot durch die Straßen zieht.
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