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Erst neulich stand ich wieder in einer winzigen Backstube irgendwo in Alt-Saarbrücken – Mehlstaub in der Luft, ein Hauch von Hefe, das spezifische Knarzen alter Arbeitsplatten. Man könnte fast vergessen, dass hinter dieser beinahe heimeligen Fassade ein Thema lauert, das vielen Gänsehaut beschert: die Kontrolle. Lebensmittelkontrolleure in Saarbrücken, das sind eben nicht nur Bürohengste mit Klemmbrett, sondern Fachleute im Feld, zwischen Tradition und Gesetzeswerk – und manchmal, so ehrlich muss man sein, zwischen allen Stühlen.
Morgens beginnt der Tag selten wie geplant. Mal brennt’s beim Bäckereibetrieb wegen eines anonymen Hinweises auf Hygienemängel. Mal steht eine unangekündigte Routineinspektion bei einem hippen Burgerladen an, der sich neuerdings im Szeneviertel breitmacht. Die Aufgaben? Sicher, sie lesen sich im Amtsdeutsch ziemlich nüchtern: Betriebe inspizieren, Rohstoffe kontrollieren, Beprobungen anordnen, Berichte schreiben, Belehrungen aussprechen. Doch die Realität, das ist selten pure Routine; da trifft man auf das ganze Panoptikum menschlicher Widerstände: vom gelassenen Metzger, der seit vierzig Jahren alles „so macht wie immer”, bis zum hipsterhaften Streetfood-Entrepreneur, der „Hygiene als Lebensgefühl” definiert, aber das Händewaschen seltsam vergisst.
Verantwortung für öffentliche Gesundheit klingt nach großer Bühne, aber ehrlich: Wer neu einsteigt, merkt schnell, dass Kontrolle oft ein Spagat ist – zwischen den harten Anforderungen des Lebensmittelrechts, (hier stockt man manchmal selbst nach fünf Jahren noch, weil die Vorschriften nie stillstehen) und dem Alltag kleiner Betriebe. Gerade im Saarland, wo die Gastronomiedichte erstaunlich hoch ist und Familienbetriebe nicht selten Generationen überdauern, trifft man auf diese Zwiespältigkeit. Da wünscht man sich manchmal, das Bundesministerium hätte einen Button für „Praxischeck”. Gibt’s aber nicht. Und so schwingt immer mit: Wie weit gehe ich bei Beanstandungen? Wie viel Menschenkenntnis darf, wie viel muss ich als Kontrolleur mitbringen?
Die Welt der Lebensmittelüberwachung ist kein Museumsstück. Es geht nicht mehr ums bloße Begutachten mit den Augen und der Nase – Proben werden in spezialisierten Laboren mittels Chromatographie und Massenpektrometrie untersucht, Rückstände detektiert, Keimzahlen gerechnet. Smartphone, Tablet und Online-Meldeportale: Alles Alltag. Man könnte meinen, das sei „nur” technischer Fortschritt. Tatsächlich aber bedeutet es zusätzlichen Druck – Digitalisierung tut niemandem die Dokumentationsarbeit abnehmen, sondern schafft meist sogar noch mehr. In Saarbrücken wird das Ganze noch verschärft durch regionale Besonderheiten: Viele Grenzpendler, diverse Lieferketten, und nicht wenige exotische Zutaten, die von kleinen Imbissen bis zum Feinkosthändler alles abdecken.
Um ehrlich zu sein: Manchmal muss man mit Missverständnissen leben. „Lebensmittelpolizei” – ein Wort, das ich oft höre, das aber völlig am Wesen des Jobs vorbeigeht. Ein Kontrolleur ist kein Blockwart und auch kein Überwachungsfanatiker. Wenn ich auf meine ersten Monate zurückblicke, erinnere ich mich an so manche Unsicherheit; nervöse Gespräche mit Inhabern, die bangten, dass ein Makel zum Existenzrisiko wird. Tatsächlich sind es oft diese Situationen, die vermitteln, wie viel soziale Kompetenz und Fingerspitzengefühl der Alltag erfordert. Wer glaubt, nach Dienstschluss sei die Verantwortung abgegeben, verkennt das Ausmaß.
Die Gehälter? Sie liegen in Saarbrücken, Stand heute, meist im Bereich von 2.800 € bis 3.400 € beim Einstieg. Bei mehr Erfahrung sind 3.500 € bis 3.900 € realistisch – Tarifbindung sei Dank. Netter Bonus: Die Weiterbildungsmöglichkeiten sind solide, das Spektrum von Hygieneschulungen bis zu speziellen Seminaren über molekulare Nachweisverfahren geweitet. Was aber, und das klingt vielleicht altmodisch, mindestens genauso zählt: eine Haltung, die sich zwischen Konsequenz und Augenmaß bewegt. Denn im Feld der Kontrolle zählt nicht immer bloß das Ergebnis auf dem Analysebogen. Oft ist Takt gefragt – und manchmal schlicht ein Minimum an Geduld und Humor. Vielleicht ist das die eigentliche Kunst, die diesen Beruf in Saarbrücken (und nicht nur dort) so lebendig wie anspruchsvoll macht.
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