CHEFS CULINAR GmbH & Co. KG | 23539 Lübeck
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CHEFS CULINAR Nord | 23539 Lübeck
Landkreis Stade | 21680 Stade
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Hand aufs Herz: Wer stellt sich schon freiwillig die Frage, wie gewissenhaft die Kühlung im Asia-Imbiss an der Ecke funktioniert? Wohl eher die wenigsten. Für den Großteil der Lübecker Bevölkerung bleiben Lebensmittelsicherheit und Hygiene eine dieser selbstverständlichen Hintergrundmelodien, an die man erst denkt, wenn plötzlich der Beilagensalat zum biologischen Experiment gerät. Genau an dieser ehrenwerten Schnittstelle zwischen öffentlicher Unwissenheit und staatlicher Fürsorge steht er – oder sie: der Lebensmittelkontrolleur.
Man kommt sich streckenweise schon ein bisschen wie Ermittler vor. Mit Klemmbrett und feinem Gespür geht es morgens quer durch die Altstadt, später vielleicht raus zum Großmarkt – manchmal gefühlt sieben Leben an einem Tag. Die Spanne reicht in Lübeck von altehrwürdigen Cafés im Schatten des Doms bis zur Heringstheke am Hansahafen. Kontrolleure inspizieren Küchen, prüfen Lieferscheine, diskutieren mit Kantinenleitern über Reinigungstaktung. Sie nehmen Proben, führen Interviews – und nein, dabei blickt einen selten jemand erwartungslos an.
Der Kern: Jede Kontrolle ist eine Momentaufnahme. Es riecht nach frisch Gebackenem, manchmal aber auch nach Desinfektionsmittel. Man rennt nicht dem Skandal hinterher, sondern fängt ihn im besten Fall ein, bevor er stinkt. Mal anonym, mal angekündigt; mal freundlich, mal mit spürbarer Schwere. Der Beruf ist breit aufgestellt – und spätestens nach der dritten Schulmensa weiß man: Routine? Schwierig.
Wirklich jeder, der einsteigt, spürt ‘nen gewissen Stolz – und zugleich ein diffuses Unbehagen. Schließlich trägt man Verantwortung für das, was Menschen hier alltäglich auf ihr Butterbrot legen oder ihren Kindern mitgeben. Fachkenntnisse aus der Lebensmittel-, Hygiene- oder Chemiewelt sind mehr als Zierde, sie sind Werkzeug. Was viele unterschätzen: Es braucht Geduld im Kontakt mit manchmal sperrigen Betrieben, Kombinationsgabe bei der Spurenlese von Dokumenten und einen klaren Kopf, wenn das Gespräch kippt.
Was Lübeck speziell macht? Die Mischung. Neben dem klassischen Einzelhandel sind da die studentische Gastro, die improvisierte Marktküche, die Traditionsbäckerei in siebter Generation; dazu Saisonkräfte, Touristenströme und die endlose Kette an Veranstaltungen zwischen Hansemarkt und Travemünder Woche. Manchmal frage ich mich: Ist das jetzt Exotik oder einfach Alltag am Wasser? Vermutlich beides. Und es gibt diese stillen Runden mit Kollegen beim Kaffee, in denen man über die neuen Vorschriften philosophiert – jeder hat seine Anekdoten aus dem „Kampf gegen die fettige Unordnung“.
Lassen wir Zahlen sprechen: Praktisch landet man in Lübeck zum Einstieg meist irgendwo bei 2.800 € bis 3.000 €. Mit ein paar Jahren Erfahrung, Zusatzqualifikationen und einer Prise Eigeninitiative kann sich das auf bis zu 3.400 € oder 3.600 € nach oben bewegen. Planbar ist das alles nie hundertprozentig – je nachdem, ob Tarif, Erfahrungsstufe oder Aufgabenbreite Einfluss nehmen. Extrem üppig? Kaum. Aber solide und in Anbetracht der Verantwortung durchaus angemessen (okay, manchmal knirscht man mit den Zähnen, wenn Kollegen aus anderen Bundesländern von Zulagen erzählen).
Karriere meint hier weniger die gläserne Rolltreppe nach oben als kontinuierliches Wachstum in der Breite: Fortbildungen zu Allergenen, neue Technologien bei der Rückverfolgbarkeit, digitale Kontrolltools – der Wandel ist spürbar, sogar im Nahkampf mit der alten Behörden-Software. Wer sich bewegt, bleibt selten stehen.
Ein Fehler wäre es, die Lebensmittelkontrolle als stoisches Abhaken von Checklisten zu sehen. Viel eher ist es ein Beruf voller Zwischentöne: Unsichtbar und sichtbar, souverän und diplomatisch, mit Sinn für Gerechtigkeit und gelegentlich scharfer Zunge – denn wenn’s drauf ankommt, muss man sich schon Gehör verschaffen, ohne im Ton zu vergreifen. Lübeck selbst verlangt dabei eine gewisse Balance zwischen Tradition und Moderne, Gelassenheit gegenüber Alltagsstress und der Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen. Und die Zukunft? Sie wird hybrid: Zwischen digitalen Meldeketten, regionalen Eigenheiten und dem guten alten Bauchgefühl bleibt eines unverzichtbar – die Bereitschaft, sich der Wirklichkeit zu stellen. Ob im warmen Lichthof eines Rathaussaals oder im zugigen Hinterhof einer Snackbar. Wer’s bodenständig, abwechslungsreich und manchmal latent unbequem mag, findet hier mehr als nur einen Job.
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