Landeshauptstadt Kiel | 24103 Kiel
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CHEFS CULINAR Nord | 23539 Lübeck
Landkreis Stade | 21680 Stade
Danisco Deutschland GmbH | Niebüll
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Wer morgens an der Kiellinie entlangläuft, riecht es: Salzige Brise, Fischbrötchen, irgendwo im Hintergrund schon Kaffee. Klingt nach entspanntem Stadtleben, ist aber für Lebensmittelkontrolleure Alltag – zumindest der olfaktorische Auftakt einer Schicht, die selten so vorhersehbar bleibt, wie man es sich als routineliebender Mensch wünschte. Kiel ist eben ein eigener Kosmos, das Meer nie weit und der Fischmarkt manchmal wilder als jeder Wochenendflohmarkt.
Drehen wir das Rad mal kurz zurück: Lebensmittelkontrolleure – ein sperriges Wort, aber alles andere als ein Schreibtischjob ohne Kontakt zur Wirklichkeit. Wer den Beruf betritt, kommt aus den unterschiedlichsten Vorfeldern – handwerkliche Grundausbildung oft inklusive, manchmal mit Zusatzqualifikation. Akademischer Hochglanz? Fehlanzeige, aber technische und rechtliche Ahnung gehört doch ganz klar dazu. Die Leute laufen zwischen Restaurants, Großküchen, Imbissen, Supermärkten und Molkereien herum, testen, messen, klären auf – und, ja, machen sich nicht nur Freunde dabei.
Kiel hat seine eigenen Spielregeln. Klar, gesetzliche Vorgaben kommen aus Berlin oder Brüssel, aber wenn es draußen nieselt, die Muschelbude schon wieder zu spät aufmacht oder eine neue Craft-Bier-Brauerei ungefragt die Testmenge verändert – dann muss man einen kühlen Kopf bewahren. Umwelteinflüsse, etwa Algenblüten im Wasser oder das alljährliche „Moin, wir haben grade Saison, da ist alles hektisch“ – das muss man einordnen können. Wer in Kiel Lebensmittel kontrolliert, braucht Neugier und Geduld. Viele Betriebe sind klein, familiär, manche argwöhnisch, wenn der Kontrolleur lächelnd vor der Tür steht und fragt, woher eigentlich die Bismarckheringe heute kommen. Da hilft Fingerspitzengefühl. Und manchmal auch norddeutscher Humor.
Was ich unterschätzt habe: Wie viel Widerstand einem begegnet. Die Vorstellung vom Kontrolleur als technokratischer Bremsklotz – immer wieder Thema. Frustig? Manchmal. Aber das Gefühl, wenn Hygieneschlampereien entdeckt und beseitigt werden, der nervöse Betreiber einer Gastrokette plötzlich mitarbeitet und die „Überraschungskontrolle“ nicht mehr als Katastrophe, sondern als Verbesserungschance begreift – das ist schon ein kleiner Sieg. Klar, Konfrontation bleibt, aber selten ohne Lerneffekt, auf beiden Seiten wohlgemerkt.
Jetzt Tacheles: Der Bedarf an Lebensmittelkontrolleuren ist in Kiel zuletzt eher gestiegen – nicht zuletzt, weil gesetzliche Regelungen strenger werden und das Verständnis für Lebensmittelsicherheit (Stichwort: Allergene, Hygiene, Digitalisierung der Nachweispflichten) wächst. Einsteiger landen im Regelfall in lokalen Ämtern und starten bei etwa 2.800 € bis 3.200 €, mit beruflicher Erfahrung sind 3.300 € bis 3.700 € nicht unrealistisch. Es ist kein Job zum Reichwerden, aber einer mit beständiger Nachfrage – ein Wert für alle, die Wandel in der Arbeitswelt zunehmend als Belastung erleben. In Kiel kommt hinzu: Wer regionale Besonderheiten und Fischwirtschaft kennt, ist gefragt wie selten. Und der Hang zur Neutralität und Sorgfalt öffnet auch auf Sicht die Tür zur Spezialisierung – etwa im Bereich Wasseranalyse oder digitaler Dokumentationssysteme.
Ganz ehrlich: Manchmal frage ich mich, ob es wirklich die richtige Wahl war. Dann wieder sehe ich, was sich geändert hat, seit ein einzelnes Protokoll eine schlechte Milchcharge verhindert oder ein Gastronom den Sprung aus der Improvisation geschafft hat. Kieler Bedingungen sind besonders – rau, aber ehrlich. Wer bereit ist, nicht nur akribisch, sondern auch kommunikativ zu arbeiten, wird hier nicht überflüssig. Routine gibt es selten. Aber das ist, Hand aufs Herz, wahrscheinlich der eigentliche Reiz.
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