Landkreis Harburg | Winsen (Luhe)
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CHEFS CULINAR GmbH & Co. KG | 23539 Lübeck
CHEFS CULINAR Nord | 23539 Lübeck
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Wer morgens an der Elbe entlangradelt, vielleicht schon mit Gedanken an Bakterien, Hygieneschulungen oder die nächste Schankanlagen-Kontrolle, merkt schnell: Lebensmittelkontrolle klingt nach trockener Amtsroutine. Wer aber wirklich drinsteckt, weiß – hier prallt Theorie auf Praxis, Mensch auf Gesetz, Fischbrötchen auf Paragraphen. Und das ausgerechnet in Hamburg, wo die Mär vom „anständigen Handeln“ noch immer einen hohen Stellenwert hat. Ehrlich gesagt, ich hätte mir diesen Job einmal langweiliger vorgestellt. Rausgegangen bin ich – na ja, mit einer ganz anderen Haltung gegenüber dem, was wir essen. Aber der Reihe nach.
Viel Papier, denken manche, ein bisschen Erbsenzählerei und ein paar schicke Klemmbretter. Tja – allein die ersten Wochen im Außendienst fegen diese Illusionen hinweg. Da steht man plötzlich zwischen Mett und Mozzarella im Kühlraum eines Kiez-Supermarkts – und muss binnen Minuten entscheiden: Hygiene? In Ordnung? Fehlanzeige? Dazu das Einmaleins der mikrobiologischen Probenentnahme, begleitet von dem bemerkenswerten Aroma nächtens abgeschalteter Kühlschränke in Billstedt. Wer hier mit samtenen Samthandschuhen ins Gespräch geht, erntet manchmal bestenfalls ein müdes Grinsen. Viel öfter aber kommt ein: „Na, was suchen Sie denn heute?“
Was viele unterschätzen: Aus einem reinen Verwaltungsjob ist in Hamburg längst ein ganz eigenes Handwerk entstanden. Digitalisierung, neue Lebensmitteltrends und – was man nicht vergessen sollte – ein zunehmend bunt gemischtes Publikum, machen Kontrolle zur Kunst zwischen Fingerspitzengefühl und Beharrlichkeit. Vegan-Foodtrucks auf St. Pauli, Sushiläden in Winterhude, syrische Bäckereien in Barmbek: Das bedeutet, ständig dazuzulernen – über Zutaten, Zubereitungsarten, Zertifikate. Ich habe mehrfach erlebt, wie Kolleginnen plötzlich mit koreanischen Gewürzen jonglierten oder den Unterschied zwischen fermentiertem Tofu und schlichter Fäulnis erklären sollten. Ja, manchmal lacht man im Team darüber. Manchmal kratzt es am Selbstbewusstsein.
Hamburg ist gefragt, der Bedarf an Lebensmittelkontrolleuren steigt. Dahinter steckt, klar: Die Dichte an Restaurants, Großküchen, Imbissen – und natürlich die traditionsreiche Lebensmittelindustrie am Hafen. Aber auch der Druck wächst. Immer wieder liest man von Skandalen, von Rückrufen, von verunsicherten Verbraucherinnen. Das macht die eigene Arbeit sichtbar(er) – und, ehrlich gesagt, gelegentlich auch unbequem. Was die Bezahlung angeht: Einstiegsgehälter liegen aktuell im Bereich von 2.800 € bis 3.100 €. Nach einigen Jahren und mit Zusatzqualifikationen, etwa in Umweltmanagement oder spezieller Probenanalytik, sind durchaus 3.300 € bis 3.700 € drin. Klingt bequem? Die Verantwortung wächst mit. Schon mal einem Filialleiter erklären müssen, dass morgen der Betrieb stillsteht, weil die Reinigungsdokumentation fehlt? Nicht vergnügungssteuerpflichtig, sage ich mal.
Was kommt noch? Vielschichtigkeit. Worin unterschätzt man den Job am meisten? In der Wirkung auf andere. Man sieht sich selbst gerne als Hüterin der öffentlichen Gesundheit – klar. Doch für viele ist man schlicht: der/die von der Behörde, der das Frühstück ruiniert. Gerade in Hamburg, wo ein freundlicher Schnack Tradition hat, kann einem diese Rolle zusetzen. Andererseits – und das sage ich ohne Pathos – habe ich in kaum einem Beruf so unmittelbar gemerkt, wie schnell aus Kontrolle Vertrauen wachsen kann. Wenn’s läuft, sagt der Betreiber dann doch: „Gut, dass Sie mal wieder geschaut haben.“ Was ich sagen will: Wer Lust auf Alltag mit Ecken und Kanten hat, wer trotz Zettelwirtschaft und Paragrafen-Dschungel gerne draußen ist, mit Menschen zu tun hat und in einer Stadt mit ständig wechselndem Lebensrhythmus arbeiten will, wird hier fündig – garantiert.
Am Ende lässt sich schwer sagen, ob Lebensmittelkontrolle in Hamburg „das“ Berufsziel für alle ist, die etwas mit Leben(smitteln) und Verantwortung zu tun haben wollen. Sicher ist: Wer einen Job sucht, der Hand, Fuß und manchmal auch Herz und Nerven braucht, ist hier ziemlich richtig. Und am Wochenende, beim Latte auf dem Markt? Sieht man die Brille anders – erst recht, wenn man weiß, wie viel Arbeit hinter dem Sauberkeitsgefühl wirklich steckt.
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