Landeshauptstadt Düsseldorf | 40213 Düsseldorf
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Tacken GmbH | 41372 Schwalmtal
Ennepe-Ruhr-Kreis | 58332 Schwelm
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Manchmal habe ich den Eindruck, das Bild vom Lebensmittelkontrolleur in der Öffentlichkeit changiert irgendwo zwischen Sherlock Holmes im weißen Kittel und humorlosem Paragraphenwächter. Wobei das eine Ideal, das andere Karikatur ist – und die Wahrheit, wie so oft, in keiner Schublade ordentlich Platz findet. Wer gerade erst mit dem Gedanken spielt, sich diesen Berufsbereich in Essen genauer anzusehen, möge sich also von vornherein auf Ambivalenzen gefasst machen. Es ist ein Job, der einen ungefilterten Blick auf die Realität von Küche, Theke und Lieferkette verlangt. Klingt trocken? Gelegentlich ist es das – aber eben nie trivial.
Die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen würden wohl unterschreiben: Kontrolle ist mehr als Häkchen auf Papier. Wer durch die Backstube eines alteingesessenen Bäckers in Rüttenscheid läuft oder die Kühlräume eines Systemgastronomen in Altenessen inspiziert, trifft auf ein ganz eigenes Soziotop. Hier spielt Musik, oft wortwörtlich – und manchmal riecht eben auch etwas. Dazu diese Mischung aus Unsicherheit und Überzeugung auf beiden Seiten. Das Einhalten der Hygienevorgaben, insbesondere im urbanen Ballungsraum wie Essen, lebt von Pragmatismus, Fingerspitzengefühl und einer Portion Idealismus.
Verordnungen auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene führen ein Eigenleben. Je komplexer die Lieferketten werden, desto verwinkelter die materielle Rechtslage. In Essen begegnet man Unternehmen von „Garagentür bis Franchise-Kette“ – jede mit ihren Eigenheiten, jede mit eigenen Risiken. Während manche Routinekontrollen wie Ritual wirken, gibt es trotzdem jeden Monat Stoff für neue Überraschungen. Die Digitalisierung? Sie verändert den Alltag: Digitale Dokumentationen, Online-Schulungen, neue Nachweispflichten. Wer dem Beruf die Bürokratie-Aversion nicht austreiben kann – naja, der merkt das schnell. Aber Digitalisierung bedeutet auch: Weg von der Zettelwirtschaft, hin zu schnellerer Nachverfolgbarkeit und Echtzeit-Auswertung. Praktisch? Meistens. Aber manchmal eben auch ein digitaler Würgegriff, der den Kaffee kalt werden lässt.
Geld ist nicht alles – klar – aber in den ersten Wochen, als ich vor dem Gehaltszettel saß, konnte ich mir das Mantra öfter ins Gedächtnis rufen. In Essen startet man realistisch bei rund 2.800 € monatlich. Wer Fortbildungen absolviert und ein paar Jahre an Erfahrung sammelt, sieht Beträge zwischen 3.000 € und 3.400 €. Nicht berauschend, aber stabil – dafür verlangen bestimmte Kontrolltage jeglichen Nerveneinsatz, bis man abends das Gefühl hat: Ja, wirklich verdient. Die kommunale Einordnung bringt Sicherheit, regelmäßige Entwicklungen hin zur fairen Eingruppierung laufen aber manchmal zäh wie ein schlechter Leim zurück.
Was viele unterschätzen: Der Kontakt mit Menschen ist der wahre Prüfstein. Konflikte mit Gastronomen gibt es. Oft genug sogar. Mal versteckt sich der Kalbfond im Eimer statt im Vorratsregal, mal wird aus „beinahe sauber“ eben ein Verstoß. Ein Lebensmittelkontrolleur in Essen braucht mehr als ein Thermometer und Gesetzestexte – nämlich Empathie, ein Mindestmaß an Diplomatie (am besten ein bisschen mehr), Durchsetzungsvermögen und manchmal eine dickere Haut als einem lieb ist. Wer jetzt denkt, das klingt nach täglichen Abwehrschlachten: Überraschend oft überwiegt sogar das konstruktive Miteinander. Kleine Betriebe, die wirklich mitziehen, und der Moment, wenn Verbesserungen sichtbar sind – genau dann spürt man, dass sich das ständige Skeptikersein auch auszahlt.
Essen ist kein Standbild – und der Beruf sowieso nicht. Die zunehmend internationalen Strukturen bei Importwaren, steigende gesellschaftliche Erwartungen an Lebensmittelsicherheit und die alltägliche Empfindlichkeit gegenüber Lebensmittelskandalen zwingen zum Weiterdenken. Für Berufseinsteiger und Umsteiger: Es gibt ein beachtliches Repertoire an regionalen Fortbildungen – von Allergenmanagement bis HACCP-Schulung. Und, persönliche Meinung: Wer sich darauf einlässt, wächst an dieser dauerhaften Selbstaktualisierung. Die Routine gibt’s sowieso nie wirklich.
Was bleibt nach ein paar Monaten im Job? Vielleicht eine gewisse robust-romantische Billigung für Banales, wie das stete Sauber-Sollen im Schnellimbiss oder das Fischen nach der sprichwörtlichen Fliege im Suppentopf. Es ist ein Beruf, der fordert, aber auch die eigenen Maßstäbe für Verantwortung und Pragmatismus schärft. Ob das jetzt abschreckt oder anzieht? Am Ende entscheidet wohl die innere Neugier – und die Lust, Essen sicherer zu machen, buchstäblich und im übertragenen Sinn.
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