frischli Milchwerk Weißenfels GmbH | Weißenfels
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Sachsenmilch Leppersdorf GmbH | 04416 Wachau
Burgenlandkreis Der Landrat | Weißenfels
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Manche reagieren überrascht, wenn ich sage: Lebensmittelkontrolle – das ist mein Job. „Ist das nicht ständig nur Kontrolle und Kritik?“, kommt da oft. Ich musste selbst erst lernen: Hinter dem nüchternen Begriff verbirgt sich mehr als Listen abhaken und Mängel notieren. In Erfurt, dieser eigenwilligen Mischung aus Landeshauptstadt, Tradition und laufender Modernisierung, gewinnt der Beruf stellenweise eine regionale Färbung, die wohl kaum in offiziellen Broschüren steht. Das Klima ist geprägt von jahrhundertealten Märkten, von Betrieben im Umbruch, von einer Gastronomie, die mal bodenständig, mal erschreckend experimentell daherkommt – und irgendwo dazwischen sitzen wir als Lebensmittelkontrolleure. Oder stehen. Oder bücken uns unter die Theke, um Frischeetiketten zu entziffern. Sie glauben gar nicht, wie oft da das Haltbarkeitsdatum… aber das nur am Rande.
Der Alltag in diesem Beruf ist, sagen wir mal, überraschend facettenreich. Klar, es gibt Paragrafen und Checklisten – die amtlichen Vorgaben sind keine Einladung zum Improvisieren. Aber was viele unterschätzen: Im Feld kommt’s selten zu eins-zu-eins-Situationen. Die Mischung aus Routine und Unerwartetem ist beachtlich. Mal stehst du im ehrwürdigen Thüringer Traditionsbäckerladen und musst höflich erklären, warum das Mehl nicht offen lagern darf – kurze Zeit später bist du plötzlich bei einer veganen Pop-up-Küche, die aus alten Bahnwaggons heraus Laugenbrezeln verkauft. Da zählt Einfühlungsvermögen, keine Frage. Wer glaubt, dass sich Regeln immer gleich durchdrücken lassen, dürfte sich nach wenigen Wochen eines Besseren belehrt sehen.
Viele fragen sich: Muss ich von Anfang an alles können? Klare Antwort: Nein. Lebensmittelkontrolle lebt von Fachkenntnis, aber noch mehr von Neugier und dem Willen, mitten im Getriebe zu lernen. Trockenes Wissen über Hygienevorschriften reicht nicht. Wer sich auf neue Technologien im Bereich Rückverfolgbarkeit einlässt – Stichwort digitale Küchenbücher oder automatisierte HACCP-Systeme –, verschafft sich einen echten Vorsprung. Gerade in Erfurt schieben einige Gastronomiebetriebe die Digitalisierung mutiger voran als manch „hippe“ Großstadt. Aber auch die klassische Metzgerei kann einen Altfall aus der Mottenkiste holen. Kein Tag wie der andere, wirklich nicht. Gute Nerven braucht man – und einen guten Draht zum Umgang mit Menschen sowieso.
Ganz ohne Tabus: Die Gehaltsfrage steht im Raum. Wer mit dem Bild des üppig versorgten Beamten liebäugelt, dem rate ich, die Erwartungen vorsichtig zu überprüfen. Einstiegsgehälter bewegen sich in Erfurt meist zwischen 2.700 € und 3.200 € – nach einigen Jahren, mit Zusatzqualifikationen und spezieller Erfahrung, sind 3.400 € bis 3.700 € drin. Natürlich hängt da vieles von Verantwortungsbereich und Laufbahn ab. Sicher ist: Der Verdienst wächst mit der Kenntnis – und, ja, mit den Nerven. Denn Stressresistenz ist in diesem Beruf nicht nur eine Floskel aus der Stellenausschreibung, sondern Tagesgeschäft. Übrigens: Wer sich stetig weiterbildet – etwa im Feld Lebensmittelanalytik oder digitaler Hygieneüberwachung – macht sich nicht nur finanziell unentbehrlicher, sondern auch mental beweglicher.
Ich behaupte: Wer in Erfurt Lebensmittel kontrolliert, bekommt einen Querschnitt aus (fast) ganz Deutschland serviert – plus eine gelegentlich widersprüchliche Prise thüringischer Eigenart. Die kleine, aber wachsende Szene alternativer Lebensmittelbetriebe trifft auf traditionsverliebte Handwerkskunst und die ewigen Fragen nach regionaler Herkunft, Bio-Siegeln und Allergenmanagement. Digitalisierung, Migration und gesellschaftlicher Wandel wirken verstärkend – und fordern beständiges Umdenken. Ein Lebensmittelkontrolleur, der hier meint, fertig mit dem Lernen zu sein, verpasst den Anschluss.
Klar, es gibt Tage, die sind geprägt von bürokratischem Kleinvieh – nervig. Andere Tage haben einen Flow, da fühlt sich all das Kleinklein wie echtes Handwerk gegen die Zeit an. Vielleicht liegt genau darin der Reiz: Man bewegt sich im Spannungsfeld von Kontrolle, Beratung und Anpassung an immer neue Entwicklungen. Wer Menschen überzeugen kann, ohne den Zeigefinger zu heben, wer bereit ist, moralische Grauzonen auszuhalten, und sich nicht scheut, immer wieder Neues zu lernen – für den kann Lebensmittelkontrolle in Erfurt eine sehr lebendige, manchmal nervenaufreibende, aber durchaus lohnende Aufgabe sein. Ob das reicht? Für viele nicht. Für manche absolutes Wunschprofil. So sieht’s von innen aus.
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