Heinrich Kühlmann GmbH | 33397 Rietberg
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frischli Milchwerke GmbH | Rehburg-Loccum
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Wer Lebensmittelkontrolleurin oder Lebensmittelkontrolleur in Bielefeld wird, erwartet vermutlich irgendeine Mischung aus amtlicher Autorität, Schreibtisch und Streifenwagen. Man irrt nicht völlig – aber fragt man Menschen aus der Branche (und nein, die sind nicht alle gleich), dann merkt man schnell: Das Bild vom selbstgewissen Law-&-Order-Überwachenden taugt nicht viel. Was in der Praxis tatsächlich zählt, ist vor allem eines – ein feines Gespür für Menschen und Mikrobiologie. Und, zugegeben: ein Schuss Humor. Anders hält man den Alltag nicht aus.
In Bielefeld – einer Stadt, die ihre Größe nach außen gern mal herunterspielt, aber, was die Lebensmittelbranche betrifft, ziemlich vorne mitmischt – merkt man eines sofort: Wer die Kontrolle hat, wird nicht immer mit offenen Armen empfangen. Die Bäckereifachverkäuferin, die ratlos auf’s Hygieneblatt starrt. Der Imbissbetreiber, der schon beim bloßen Wort „Probeentnahme“ nervös mit den Füßen scharrt. Das Feld ist bunt. Manchmal heißt das: unter Leuten, manchmal im Kühlhaus. Ohrenspitzen. Hingucken. Fragen, die auch mal unangenehm ausfallen. Das verlangt – und das unterschätzen Außenstehende häufig – ein Maß an Fingerspitzengefühl, das mit PowerPoint-Kompetenz nicht mal ansatzweise konkurrieren kann.
Die Kernaufgaben? Klar, Eichung der Standards: Hygiene nach EU-Verordnung, Probenziehung, Analyse, Beurteilung, Dokumentation. Blanke Theorie hilft nicht – ohne Zweifel bleibt die Praxis hemdsärmelig. Da ist die Fleischtheke, die trotz penibler Putzzeiten nach Frosch und Chlor stinkt, da ist die schicken Café-Etage mit Bio-Etikett, die sich beim Müllverhältnis als krasser Totalausfall entpuppt. Manchmal fragt man sich: Hat das System Risse, oder sind es die Menschen? Vielleicht beides. Dazu kommen die Klassiker: Nachweise führen, Gespräche mit Behördenkollegen aus Arbeitsmedizin oder Veterinäramt, Kommunikation mit Betrieben – von der Großkantine bis zum veganen Start-up, alles dabei.
Der Pflichtteil vorausgesetzt: Wer mit dem Gedanken spielt, einzusteigen, sollte Lust auf Gestaltung haben – und bereit sein, das eigene Weltbild zu erweitern. Technische Neugier ist hilfreich (Stichwort Digitalisierung im Gesundheitsamt, das ist kein Nischenkram mehr), aber ohne Menschenkenntnis funktioniert das Ganze nicht. Die Einstiegshürden? Solide, aber kein Elfenbeinturm. Fachweiterbildung ist Pflicht, der Quereinstieg – zum Beispiel für Laborleute oder Küchenprofis – erfreulich offen, solange die Bereitschaft für Zusatzqualifikationen da ist. Das Gehalt? Für Ostwestfalen respektabel: Je nach Einstieg reicht die Spanne typischerweise von 2.800 € bis zu 3.600 €; mit Erfahrung und Zusatzqualifikation ist Luft nach oben, auch wenn der öffentliche Dienst keine Goldeselhaltung betreibt. Die flexiblen Arbeitszeiten, geregelte Urlaubstage und – so paradox es klingt – das Gefühl, in der Stadtgesellschaft etwas zu tun, das wirklich zählt, stehen für viele deutlich im Vordergrund.
Was Bielefeld von anderen Ballungsräumen abhebt? Eine selten beachtete Sache – aber gerade deshalb erwähnenswert: Die Mischung aus großen Lebensmittelproduzenten (der eine oder andere kennt die einschlägigen Automaten an der Stadtautobahn) und dem bodenständigen Handwerk. Hier gibt’s tatsächlich noch selbstgeführte Metzgereien, deren Chefs nicht nur von „Regionalität“ reden, sondern sie Tag für Tag umsetzen (meist besser als all die Marketing-Spezialisten). Daraus ergibt sich im Kontrollalltag eine Abwechslung, die kaum irgendwo so ausgeprägt ist wie hier. Wer genau hinsieht, versteht schnell: Die Arbeit bringt manchmal Konflikte, aber vor allem Momente, in denen man dafür sorgt, dass Bielefelds Mittagstische und Supermärkte mehr sind als bloße Durchlaufposten im globalen Handelskarussell.
Ob Sie nun als Frischling, Wechsler oder erfahrener Branchenkenner überlegen, den weißen Kittel gegen den Kontrollausweis zu tauschen – in Bielefeld gibt’s reichlich zu tun. Viel direkte Verantwortung, noch mehr alltägliche Überraschungen, und ein Beruf, der mitunter weniger schwarzweiß ist, als mancher meint. Am Ende zählt, ob man Lust hat, seinen Kopf zwischen Vorschrift und Hausverstand stecken zu lassen – und trotzdem beides zu behalten. Klingt sperrig? Ist es auch. Aber selten langweilig.
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