BASF Performance Polymers GmbH | 07407 Rudolstadt
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BASF Performance Polymers GmbH | 07407 Rudolstadt
Erfurt, mitten im grünen Herzen Deutschlands, klingt für viele erstmal nach Altstadt, Krämerbrücke, Dom. Aber Lacklaboranten? Zugegeben, es gibt glamourösere Berufsbezeichnungen. Doch wer sich ein wenig in die Produktionshallen und Forschungslabore der Stadt wagt, landet schnell mitten drin im Dickicht eines Berufs, der im Schatten von Großstadtchemie und Autobahntechnik ein erstaunlich vielschichtiges Dasein fristet. Wer also frisch einsteigt oder überlegt, das Labor zu wechseln – Vorsicht: Die Feinarbeit fängt oft da an, wo andere den Pinsel längst wegwerfen.
Ein typischer Tag im Leben eines Lacklaboranten? Nun, wie viel ist heute schon typisch – das meiste hier ist fauler Kompromiss zwischen Routine und plötzlichem Wahnsinn. Mal präpariert man Versuchsbeschichtungen für Großkundentermine, mal misst man Viskositäten, mal ringt man mit – ja, das klingt absurd – Partikeln, die einfach nicht das machen, was sie laut Lehrbuch tun sollten. Das Labor ist selten ein steriler Elfenbeinturm: Wer in Erfurt als Lacklaborant arbeitet, muß gefühlt immer drei Jobs gleichzeitig managen – Chemiker, Handwerker, manchmal sogar Psychologe, wenn der Ton im Team mal wieder rauer ausfällt als erwartet.
Erfurt selbst ist kein Chemie-Eldorado und doch Dreh- und Angelpunkt für mehrere mittelständische Lackproduzenten und Zulieferer. Die Nähe zum Maschinenbau, zur Agrartechnik – das klingt nüchtern, ist aber der Grund dafür, dass Flexibilität so gefragt ist wie Kaffeepausen zur Spätschicht. Das Forschungsniveau? Ordentlich, weil sich keiner um die Details schert, die für einen Prüfbericht nun mal leider entscheidend sind. Gerade Berufseinsteiger unterschätzen gern mal, wie „hands-on“ Lackentwicklung hier mitunter ist. Die einen erwarten GCC-konforme Softwarelandschaften, bekommen aber – mit etwas Pech – das gute, alte Handrefraktometer in die Hand gedrückt.
Jetzt Butter bei die Fische: Was verdient man in Erfurt als Lacklaborant? Meist zwischen 2.500 € und 3.100 € zum Einstieg, später mit Erfahrung auch mal 3.400 € – selten mehr. Das haut niemanden vom Hocker, aber die Lebenshaltungskosten schlucken einen wenigstens nicht gleich auf. Wer sich auf Schichtbetrieb und gelegentliche Überstunden einlässt, kommt besser weg – oder geht mit auf Montage, wenn das Projekt ruft. Mein Eindruck: Viele, die wechseln, hoffen auf mehr Mitgestaltung. Zwiespältig! Die Strukturen sind traditionell, Wandel ist zäh – aber immerhin: Wer sich weiterbildet, etwa Richtung Oberflächenanalytik oder Umweltschutz, kann in Erfurt langfristig anerkannte Spezialistenrollen einnehmen.
Was viele unterschätzen: Es sind nicht die bunten Farben, die den Alltag gestalten, sondern Geduld, Beobachtungsgabe – und der Mut, sich mit widerborstigen Messwerten auseinanderzusetzen, statt auf Knopfdruck ein Hochglanzergebnis zu bekommen. Mir ist bei Berufseinsteigern immer wieder aufgefallen, wie schnell die nüchterne Realität Zusatzausbildung und Autodidaktik verlangt. Klar – die meisten Kollegen sind hilfsbereit, aber Eigeninitiative schlägt Hierarchiedenken, vor allem, weil die Teams oft klein sind und Flexibilität gefragt bleibt.
Jeder, der hier überlegt, nach Erfurt zu gehen oder im Berufsfeld Lacklaborant zu bleiben, sollte eines wissen: Die größte Herausforderung ist selten fachlich, sondern bleibt menschlich. Wer Chemie, Geduld und eine gehörige Portion Frustrationstoleranz mitbringt, der wird nicht nur mischen, prüfen und pipettieren. Irgendwann mischt man auch bei Veränderungen mit – zumindest ein bisschen. Vielleicht ist das genau der „Farbton“ im Berufsleben, der hier in der Mitte Deutschlands tatsächlich nie ganz gleich ausfällt.
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