Remmers Gruppe AG | 04849 Bad Düben
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
Remmers Gruppe AG | 04849 Bad Düben
Es gibt Berufe, die stehen irgendwo zwischen Handwerk und Wissenschaft. Der Lacklaborant gehört genau dort hin, oft irgendwo auch zwischen Staunen und manchmal Frust. In Dresden, Herz der ostdeutschen Chemietradition, schlägt der Puls des Berufs noch einen Tick anders – vielleicht etwas ruppiger und gleichzeitig überraschend bodenständig. Wenn ich darüber nachdenke, wie ich das erste Mal Laborluft geschnuppert habe, kommt mir eher der Geruch von Lösungsmitteln als der von Zukunftsträumen in den Sinn. Aber gerade das macht die Sache spannend.
Was viele von außen unterschätzen: Einen Pinsel schwingt hier niemand. Im Gegenteil: Die tägliche Arbeit besteht aus präzisen Rezepturen, immer wieder Platten beschichten, trocknen, messen, nachjustieren – und unterwegs ständig testen, Fehler suchen, optimieren. Lacklaboranten tüfteln an Mischungen, die mal für Autos, mal für Windräder oder winzige Leiterplatten gedacht sind. Und „tüfteln“ heißt eben nicht nur ausprobieren, sondern auch systematisch rangehen, Protokolle führen, Abweichungen dokumentieren. Mal ehrlich: Jeder, der glaubt, ein bisschen Chemie aus der Schule reicht, sollte sich vorab einmal den Chemikalienschrank anschauen (und dabei gleich den Atemschutz nicht vergessen).
Der Standort Dresden hat es in sich. Klar, hier gibt es Hightech-Firmen und Forschungseinrichtungen wie Pilze nach dem Regen, trotzdem landet man als Lacklaborant nicht selten im Spannungsfeld „Zwischen Glanz und Grau“. Es gibt die Laborinseln rund um Industrieparks oder die eher traditionellen Mittelständler im Stadtgebiet – dazwischen Welten. Wer beim Fraunhofer oder in Kooperation mit der TU Dresden landet, schnuppert oft schon die Luft neuer Werkstoffe, digitaler Farbmanagementsysteme und Nachhaltigkeitsexperimente. In kleineren Betrieben stehen dagegen oft altgediente Geräte und pragmatischer Erfindergeist auf der Tagesordnung. Gerade das birgt aber Chancen – für alle, die keine Angst vor Unwägbarkeiten haben.
Realistisch betrachtet: Die Gehälter in Dresden sind solide, aber keine Geldregen. Das Einstiegsgehalt dümpelt meist zwischen 2.400 € und 2.700 €. Wer ein paar Jahre dabei ist, Zusatzqualifikationen mitnimmt oder eine Stelle mit Laborleitung erwischt, kann sich Richtung 3.000 € bis 3.300 € bewegen. Klar: München oder Stuttgart protzen mit mehr. Dafür kostet hier die Miete noch nicht den Verstand, und das Lebensgefühl ist – wie ich finde – unaufgeregter. Allerdings werden die Firmen selbstbewusster, was Weiterbildung und Entwicklung angeht. Wer ambitioniert ist und sich STEM-Wissen draufschafft – sprich: digitale Analytik, Umweltchemie, vielleicht mal die Brücke zur Galvanotechnik schlägt – wird selten abgewiesen. Die besten Karten? Wer offen bleibt für neue Arbeitsweisen und die alte „Das-haben-wir-immer-so-gemacht“-Schule charmant umschifft.
Hand aufs Herz: Lacklaborant in Dresden ist kein Facebook-Post-Beruf. Wenig Glitzer, mäßig Hipsterpotenzial, aber ein solides Fundament – und ja, manchmal frisst einen die Routine auf. Dafür erleben manche Momente echten Stolzes: Wenn eine Farbrezeptur erstmals in einem Hightech-Produkt landet oder ein neues Analyseverfahren aus der Region übernommen wird. Was bleibt, ist ein Beruf, der Verlässlichkeit und Genauigkeit braucht, aber auch kreative Lösungen zulässt. Vielleicht nichts für Träumer, aber auch kein Hamsterrad. Eher eine ruhige, ehrliche Werkbank im Schatten der großen Innovation – mit genug eigener Chemie, um nie ganz langweilig zu werden. Oder etwa doch?
Das könnte Sie auch interessieren