Lacklaborant Jobs und Stellenangebote in Bochum
Beruf Lacklaborant in Bochum
Lacklaborant in Bochum: Zwischen Chemieküche, Strukturwandel und der Sehnsucht nach echtem Handwerk
Manchmal sehe ich mich noch in der Lehrwerkstatt stehen – Pinsel in der einen, Pipette in der anderen Hand. Klar, als Lacklaborant hat mich von Anfang an der Kontrast fasziniert: Präzision der Formeln auf der einen Seite, fast schon archaische Gerüche von Lösungsmitteln und Pigmenten auf der anderen. Wer den Beruf in Bochum ergreift, merkt ziemlich schnell: Hier geht’s um mehr als um hübsche Oberflächen. Die Qualität steckt – wie so oft – im Kern, oder besser, im Schichtenaufbau.
Die Branche selbst – lange niedergebranntes Steinkohlerevier, altes Industrieherz, jetzt ein Flickenteppich aus Chemie, Automobilzulieferern und wachsendem Mittelstand – spielt für Lacklaboranten eine eigenartige Doppelrolle. Wo in NRW oft die Rede vom Wegbruch ganzer Branchen ist, sieht sich der Lacklaborant keinem Massensterben gegenüber. Im Gegenteil: Gerade die vielen kleinen und mittleren Unternehmen, die in Bochum völlig unscheinbare Hallen mit Proben, Farbrezepturen und Prüfapparaturen füllen, suchen kluge Köpfe, die bereit sind, sich auch mal die Hände schmutzig zu machen. Das Berufsbild selbst: weniger verstaubt, als man denkt, aber eben auch weit entfernt vom Instagram-tauglichen Labor-Klischee.
Was die Arbeit ausmacht? Nun, man muss Farben fühlen können – und zwar nicht nur mit dem Auge. Ein bisschen riechen, manch einer kostet tatsächlich zur Probe (nicht zu empfehlen …), aber die meisten können nach ein paar Jahren Spritzverlust hören, mikroskopische Fehlstellen ertasten, den Härtegrad förmlich riechen. Tag für Tag das gleiche Farbspektrum? Glaubt das nur, wer noch nie eine Reklamation aus dem Automobilbereich auf dem Tisch hatte. Rot ist eben nicht gleich Rot – und eine falsche Nuance treibt selbst gestandene Bochumer Ingenieure an den Rand des Nervenzusammenbruchs. Oder: „Unsrer“ blättert erst ab, wenn das Material unterhalb beginnt zu leben, nicht der Lack an sich. Das muss man erstmal aushalten können.
Die typischen Aufgaben sind rasch aufgezählt, aber eigentlich nie Routine: Rezepturen entwickeln, Proben untersuchen, Messreihen durchführen, Stabilität testen, Dokumentieren, nochmal umstellen – und dann ist doch wieder alles neu. Was viele unterschätzen: Die klassischen Chemiekenntnisse, erworben in Ausbildung oder Umschulung, reichen oft nicht. Wer hier auf lange Sicht Spaß haben will, sucht ständig nach neuen Verfahren – bessere Haftung, geringerer VOC-Ausstoß, innovative Pigmentträger. Bochum ist hier tatsächlich vorn mit dabei: Das regionale Netzwerk zwischen Hochschule, lokalen Chemiefirmen und Automobilindustrie sorgt dafür, dass vieles, was im Schulbuch noch Pilotversuch ist, im nächsten Serienfahrzeug aus der Nachbarschaft schon wartet. Und das Labor? Ein Hybrid aus Altbau-Charme, aufgerüsteter Analysetechnik und dem – meist freundlichen – Wahnsinn der alltäglichen Qualitätskontrolle.
Jetzt mal ehrlich: Das Gehalt. Wer hier einsteigt, kommt mit 2.600 € bis 2.900 € nicht auf Champagnerniveau – aber satt hungern muss auch niemand. Mit ein paar Fortbildungen und dem nötigen Biss – und Biss braucht man, das verspreche ich – winken mittelfristig auch deutlich über 3.200 €. Im Raum Bochum ist das, gemessen an Mieten und Lebenshaltung, konkurrenzfähig, aber es wird selten verschenkt: Die Firmen, ob traditionsreich oder ambitioniert, erwarten Sorgfalt, Lernbereitschaft und das kleine Extra. Was nicht selten heißt: Freitags um vier noch mal schnell die Versuchsreihe retten oder ein Kundenmuster nachjustieren, weil irgendein Werkleiter nervös wird.
Neugierig bleiben: Das ist mein ernstgemeinter Tipp. Nicht jeder Tag glänzt golden, und manchmal fragt man sich, ob das Ergebnis die Mühe überhaupt wert war. Aber – und das ist für viele, die wechseln oder neu einsteigen, wirklich entscheidend – hier entscheidet nicht nur das Laborgerät, sondern die eigene Haltung. Wer im Kopf farbecht bleibt, keine Angst vor technischen Sackgassen hat (nimmt man die als sportliche Herausforderung?), der wird ausgerechnet in Bochum ziemlich weit kommen. Chemisches Handwerk, das seinen Duft nie ganz verliert. Und ein Arbeitsplatz zwischen Vergangenheit, Gegenwart und knallbunten Zukunftsbildern.