Ludwig Fresenius Schulen Dortmund | 44135 Dortmund
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tw.con. GmbH | 48607 Ochtrup
tw.con. GmbH | 47051 Duisburg
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Wenn ich an meinen ersten Tag als Krankenhausapotheker in Mülheim an der Ruhr zurückdenke, sehe ich noch immer diesen seltsamen Mix aus Vorfreude und Besorgnis vor mir: weißes Kittelknistern, das leise Surren der Zytostatika-Luftschleusen – und das diffuse Gefühl, jetzt wirklich „im System“ angekommen zu sein. Wer glaubt, Pharmazie sei im Krankenhaus nur eine nüchterne Abfüllstation für Medikamente, liegt jedenfalls gründlich daneben. Die Realität? Komplexer, spannender – und irgendwie menschlicher, als es das trockene Berufsbild auf den ersten Blick vermuten lässt.
Im Krankenhaus Mülheim, aber auch am Evangelischen Krankenhaus, ist die Rolle der Apothekerin oder des Apothekers ein bemerkenswertes Hybridwesen: Hier geht es – fast täglich – um weit mehr als um das sachgemäße Verpacken von Arzneien. Die Stationsarbeit verlangt Fingerspitzengefühl zwischen Ärztestandard, Pflegezeitnot und manchmal stoischem Inseldenken in den Fachabteilungen. Neben klassischen Aufgaben wie der Rezepturbereitstellung oder Kontrolle der Medikationspläne landet regelmäßig Unerwartetes auf dem Schreibtisch. Da ist zum Beispiel die plötzliche Umstellung auf ein neues Antibiotikaregime wegen Resistenzlage – bitteschön freitags um halb drei. Oder die Aufgabe, eine kleine Fortbildung zu organisieren, weil im OP vermehrt Fehlzeiten gemeldet wurden, ausgelöst durch Arzneimittelunverträglichkeiten. Wirklich, Routine ist eher Ausnahme als Regel.
Mülheim selbst? Überschaubar, freundlich unterkühlt – auf eine Art, die Außenstehende vielleicht irritiert, erfahrene Pharmazeuten aber durchaus schätzen dürfen. Der Arbeitsmarkt bleibt trotz gelegentlicher Personalrotation stabil; die Fluktuation scheint niedriger als in Ballungszentren wie Düsseldorf oder Essen. Warum? Die Region hat, so mein Eindruck, einen bodenständigen Charme: Hier zählt, wer bleibt und sich einbringt – Überflieger und Wechselwillige stoßen gelegentlich auf Widerstand der „alten Hasen“. Was viele unterschätzen: Die Bezahlung ist fair, aber kein Goldtopf am Ende des Regenbogens. Einstiegsgehälter beginnen, abhängig von Tarif, bei etwa 4.000 €; mit wachsender Verantwortung (etwa als Leitung oder in der Zytostatika-Herstellung) sind auch 5.200 € bis 5.900 € im Monat drin. Luft nach oben? Sicher, ab und an, insbesondere wenn Zusatzqualifikationen ins Spiel kommen. Doch die berühmte Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben – nachgerade die Mühlheimer Gelassenheit – wird von vielen als echten Standortvorteil empfunden.
Die einen glauben ja, das Krankenhaus von heute sei längst durchdigitalisiert, roboterarm und effizient wie eine Schweizer Uhrenfabrik. Schön wär’s – oder? Zu großen Teilen ist das eher Legende als Alltag. Elektronische Arzneimittelakten sind in der Mülheimer Praxis noch nicht in jedem Flur Standard, vieles passiert noch persönlich: Rücksprachen, Nachfragen, händische Dokumentation. Was sich aber spürbar verändert hat (und weiter wandelt), sind die Anforderungen an pharmazeutisches Know-how und Kommunikationskompetenz. Regelmäßige Fort- und Weiterbildungen – etwa zu Medikationsmanagement, Hygienevorgaben oder Biosimilars – sind kein freiwilliges Zubrot, sondern echte Notwendigkeit. Kein Wunder, wenn engagierte Einsteigerinnen schnell Verantwortung übernehmen – und gelegentlich an den Bürokratie-Klippen schrammen.
Was bleibt? Eine Tätigkeit irgendwo zwischen Notfallkoffer, Qualitätsmanagement und Konsiliarberatung. Für Menschen, die gern mitten im klinischen Geschehen stehen, Probleme pragmatisch lösen – und nicht vor kurzatmigen Diskussionen mit Oberärzten zurückschrecken –, ist die Krankenhausapotheke Mülheim keine letzte Ausweichstation, sondern ein Ort voller Zwischennoten. Ja, die Arbeit kann fordern, auch zermürben. Aber sie öffnet auch Perspektiven, die in der öffentlichen Apotheke so kaum zu haben sind: direkter Kontakt zu Entscheidern, Mitwirkung an Therapiekonzepten, und – ganz ehrlich – der tägliche Wahnsinn, der am Ende doch Spaß macht. Wer kommt, bringt besser Neugier, Standfestigkeit und einen Schuss rheinischer Selbstironie mit. Sonst verliert man hier schnell die Übersicht. Oder einfach den Humor.
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