Ludwig Fresenius Schulen Oldenburg | 26122 Oldenburg
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Manche Dinge versteht man erst richtig, wenn man sie selbst erlebt hat. Die Arbeit als Krankenhausapotheker:in in Bremen gehört definitiv dazu. Um es gleich vorweg zu sagen: Wer hier auf Routine, klare Linien und wenig Überraschungen aus ist, sollte lieber noch einmal innehalten. Die Krankenhauspharmazie, speziell in der Bremer Realität, ist ein erstaunlich eigenwilliges Feld – anspruchsvoll, von Veränderungen geprägt, manchmal widerspenstig, aber alles andere als langweilig.
Das Klischee vom „Rezeptabstempler“ hält sich in so manchen Köpfen hartnäckig – dort, wo die Krankenhausapotheke maximal als große Medikamenten-Schleuse wahrgenommen wird. Was für ein Trugbild. Schon der erste Tag im Team macht klar: Hier ist man Trouble-Shooter, klinischer Berater, Sicherheitsinstanz und manchmal Krisenmanager in einer Person. Ein Arbeitstag? Mal eine Störung im Sterilraum, dann plötzlich eine Lieferengpass-Meldung. Dazwischen – und das wird häufig unterschätzt – der ständige Dialog mit Ärzten und Pflege: Medikationsanalysen (früher oft als stille Schreibtischarbeit belächelt, heute systemrelevant), alles unter den wachen Augen von Qualitätsmanagern und Datenschutzbeauftragten.
Vielleicht fällt es Außenstehenden nicht sofort auf, aber Bremen bringt als Standort so seine Eigenheiten mit: Etwas kleiner und vielleicht ein wenig widerborstiger als so manches Zentrum im Süden. Trotzdem – oder gerade deswegen – sind Krankenhausapotheker:innen hier gefordert, flexibel zu denken. Die großen Kliniken der Weserstadt setzen bereits verstärkt auf interdisziplinäre Teams, digitale Arzneimittelinformation und automatisierte Logistiksysteme. Aber: Wer glaubt, Digitalisierung bedeute weniger persönlichen Einsatz, hat noch nie versucht, eine fehlerhafte Kommissionierung in letzter Minute zu retten. Man ist im besten Sinne beides – Pragmatiker:in und Innovator:in. Und wenn dann noch die nächste Krankenhausreform durchs Land rollt, sitzen alle wieder im Boot, ob sie nun wollen oder nicht.
Natürlich – das Gehalt ist Thema. Bremen bewegt sich da ungefähr zwischen 3.800 € und 5.200 € pro Monat, je nach Erfahrung, Haus und Verantwortungsbereich. Das ist solide, manchmal knapp, selten üppig. Wer seinen inneren Kompass zu sehr auf Boni und Statussymbole ausrichtet, wird hier nicht aufblühen. Was bleibt, ist die Wertschätzung im Haus, und die schwankt. Ich selbst habe erlebt, dass ein gut aufgearbeiteter Medikationsfehler von den „Klinik-Chefs“ gern mal als selbstverständlich abgenickt wird. Doch schon im nächsten Moment sitzt man mit der Onkologie am Tisch und weiß: Genau jetzt zählt die eigene Einschätzung. Die Last? Sie kommt selten mit Getöse, aber unterschwellig ist sie immer da.
Kein Beruf, in dem man stehenbleiben kann. Wer heute einsteigt – und damit meine ich ganz konkret diejenigen, die sich entweder frisch trauen oder noch einmal von außen hineinschnuppern wollen – sieht sich mit neuen Anforderungen konfrontiert: AMTS (Arzneimitteltherapiesicherheit), Antimicrobial Stewardship, klinische Studien, individualisierte Therapien. Das Weiterbildungsangebot in Bremen ist solide, gelegentlich etwas spröde organisiert, aber praxisnahe Module zur Onkologie, Pharmakokinetik oder der Schnittstelle Digitalisierung-Gesundheit tauchen zunehmend auf. Entscheidend bleibt, dass man mündig bleibt; denn Klinikalltag ist nicht monolithisch. Mal wechselt die Krankenhausleitung, mal dreht sich die Krankenhauslandschaft gleich ganz – und immer wieder wird die eigene Resilienz getestet. Ich behaupte: Wer es schafft, sich sein fachliches Gewissen, ein gutes Ohr für den Stationsalltag und etwas Selbstironie zu bewahren, findet im Bremer Krankenhaus schnell seinen Platz. Oder, sagen wir, den einen Platz, den kein Roboter und kein Algorithmus je ausfüllen könnte.
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