TÜV SÜD | 80331 München, Stuttgart, Hamburg, Frankfurt am Main, Berlin, Düsseldorf
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TÜV SÜD | 80331 München, Stuttgart, Hamburg, Frankfurt am Main, Berlin, Düsseldorf
Manchmal frage ich mich, ob ein Außenstehender wirklich versteht, worauf man sich da einlässt, wenn man in Dortmund als KFZ-Sachverständiger arbeitet. Das klingt auf den ersten Blick nach Technik, klarer Linie, schwarz-weiß. Aber die Wirklichkeit? Meistens alles andere als geradlinig. Die eine Seite: Motorengebrumm, Werkstattgeruch, der prüfende Blick auf Details. Die andere: Papierstapel, Diskussionen mit Versicherungen – und nicht selten ein Hauch von Detektivarbeit. Wer denkt, Autos sind trivial, hat entweder noch nie einen modernen Unfallwagen gesehen – oder glaubt an Märchen vom „schnellen Geld“ in der Branche. Aber ich greife vor.
KFZ-Sachverständige haben ein Aufgabenfeld, das sich nur schwer in Schubladen zwängen lässt. Unfallschäden objektiv bewerten; tückische Fehlerquellen erkennen, die nicht gleich auf der Hand liegen; Wertgutachten für Oldtimer, Firmenflotten oder Importfahrzeuge anfertigen – kein Arbeitstag wie der andere. Und gerade in Dortmund, diesem dicht besiedelten urbanen Schmelztiegel, kreuzen sich täglich Geschichten aus unterschiedlichsten Lebenswelten. Manchmal steht ein Handwerksbetrieb vor der Tür, der den Reparaturbedarf für seinen Sprinter geklärt haben will. Dann wieder ein internationaler Spediteur, bei dem es auf jedes Detail im Gutachten ankommt, weil der Frachter die Bilanzen zerpflücken könnte. Oder die Familie, die nach einem Blechschaden nicht weiß: Reparieren oder Weg mit dem Auto?
Was viele unterschätzen: Die Anforderungen an einen Sachverständigen haben sich in den vergangenen Jahren massiv verändert. Moderne Fahrzeuge sind rollende Computer. Elektrik, Sensorik, digitale Fahrassistenz – das alles will verstanden sein. Wer schon als Diagnosetechniker gescheitert ist, wird als Sachverständiger wenig Freude haben, das sage ich aus Überzeugung. In Dortmund – genau wie im Rest des Ruhrgebiets – sieht man den Wandel des Fahrzeugbestands besonders stark: Hybrid, vollelektrisch, teilautonom. Die Zahl der reinen Verbrenner sinkt, das Streitthema „Kostenkalkulation bei Li-Ionen-Batterietausch“ kennen inzwischen auch diejenigen, die nie dachten, sich mal mit Zellchemie zu beschäftigen. Manchmal frage ich mich: Wer hätte je geglaubt, dass Hochvolt-Fachwissen zum Eintrittsticket wird? Und trotzdem – es ist so.
Kommen wir zur eher profanen Frage: Was springt eigentlich raus, finanziell gesehen? Der Dortmunder Markt ist speziell. Nicht so abgehoben wie mancherorts im Süden, aber auch kein Billigparadies für Ramschgutachten. Berufseinsteiger sollten mit 2.800 € bis 3.200 € rechnen – je nach Hintergrund manchmal auch etwas weniger, aber selten gravierend darunter, wenn sie mit aktuellem Know-how glänzen. Erfahrene Fachkräfte, vor allem mit TÜV- oder DEKRA-Qualifikation und nachgewiesener Weiterbildung in Elektro- oder Unfallanalyse, bewegen sich eher in Richtung 3.500 € bis 4.200 € – extrabreit sind die Gehaltsspannen trotzdem nicht, munteres Verhandeln hin oder her. Was Dortmund abhebt? Die Dichte an Fuhrparks, Gewerbekunden, Logistikketten. Das sorgt für eine gewisse Marktsicherheit – auch in unsicheren Zeiten. Gleichzeitig ist der Druck, immer auf Stand der Technik zu bleiben, spürbar höher als in ländlicheren Gegenden. Stillstand? Verliert hier zügig an Wert. Ich habe mehrere erfahrene Kollegen erlebt, die irgendwann vom Wandel überrannt wurden.
Ist der Beruf denn was für Einsteiger oder Wechselwillige? Ohne ein gewisses Faible für Technik, Sachverstand und Kommunikation: Vermutlich nicht. Aber mit Ehrgeiz, einer soliden Weiterbildung und einer Portion Hartnäckigkeit – warum eigentlich nicht? Aktuelle Weiterbildungen in Schwerpunkten wie Hochvoltsysteme oder digitale Schadenkalkulation, häufig direkt in Dortmund bei den bekannten Akademien und Prüforganisationen angeboten, sind quasi Pflicht. Zeitdruck, gelegentliche Konflikte mit Kunden oder Anwälten, die berühmte Gratwanderung zwischen Objektivität und Empathie – das gibt’s hier auch im Paket. Dafür entschädigt ein Alltag, der so planbar ist wie das Wetter im Pott: Mal ist alles Routine, mal platzt ein Auftrag in den Kalender wie ein Überraschungsei. Was man mitbringen muss? Genau diesen Mix aus Bodenhaftung, Lernwillen und einer Prise Ruhrgebiets-Gelassenheit. Und am Ende – das kann ich sagen – bleibt der oft unterschätzte Reiz, in einer Branche zu arbeiten, in der eben nicht jeder Fehler verziehen wird. Vielleicht gerade deshalb kein schlechter Ort für alle, die lieber anpacken statt nur zuschauen.
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