TÜV SÜD | 80331 München, Stuttgart, Hamburg, Frankfurt am Main, Berlin, Düsseldorf
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Wer in Aachen darüber nachdenkt, vom Schraubenschlüssel zum Tablet zu wechseln – sprich: von der Werkbank zum Sachverständigen-Schreibtisch –, der steht vor einer seltsam anziehenden Mischung aus Technik, Menschenkenntnis und zähem Paragrafenwald. Ich meine: Irgendjemand muss ja rausfinden, warum das Coupé am Friedrich-Wilhelm-Platz wie ein angeschrammter Einkaufskorb aussieht, sobald’s einmal gekracht hat. Aber ist das wirklich ein Job für alle, die im Kopf noch Viskositätstabellen jonglieren, während die Finger nach Öl riechen? Nicht unbedingt. Oder doch. Kommt drauf an, wie man „Benzin im Blut“ definiert.
Aachen, das ist natürlich mehr als nur Printen und Dom. Automobilität wird hier durchaus gelebt – schon allein wegen der Nachbarschaft zu Belgien und den Niederlanden. Grenzgänger, Pendler, Studierende. Das Straßenbild: internationaler als irgendwo sonst im Land. Genau das bringt eine Würze in den Alltag: Fahrzeugtypen, Gutachtenformate und Haftungsfragen sind oft bunter als das Sortiment einer durchschnittlichen Imbissbude am Bushof. Was viele unterschätzen: Gerade diese Vielfalt bedeutet für Sachverständige einen höflichen Extra-Aufwand. Ein „Golf IV aus Hasselt“ ist eben nicht der gleiche Fall wie der bockige Transporter aus Eschweiler. Europäische Zulassungen, Sprachbarrieren, Grenzregeln – wer hier pingelig ist, schläft schlecht. Aber: Genau darin liegt ein Reiz, den ich als gelernten Schrauber mit Ambitionen nicht ignorieren kann.
Manchmal frage ich mich selbst, wie wenig viele von diesem Job wissen. „Ihr geht raus, macht ’n paar Fotos und schreibt Zahlen auf?“ – Kann sein, aber das ist so aussagekräftig wie ein Kilometerstand ohne Prüfbericht. KFZ-Sachverständige schnuppern am Motor, begutachten Schäden, wägen Gutgläubigkeit ab. Und: Sie argumentieren. Vor Ort mit Werkstattmeistern, am Telefon mit Versicherungen, manchmal mit Leuten, deren „Unfallhergang“ mehr blumige Erzählung als Fakt ist. Wer nach der Ausbildung oder als Technik-Wechsler glaubt, hier reiche ein bisschen Beharrlichkeit – nun, der irrt. Die Materie verlangt ein technisches Rückgrat und ein juristisches Stirnrunzeln. Gesetze? Fluktuieren schneller als die Laune eines Gebrauchtwagenhändlers bei Regen. Wer nicht täglich nachliest, hängt schnell hinten dran.
Geld, klar. Niemand macht das aus reiner Nächstenliebe, zumindest selten. Einstiegsgehälter liegen in Aachen oft um die 2.800 € bis 3.000 € – je nach Vorbildung und Zusatzwissen. Nach oben ist in dieser Stadt allerdings Luft: Wer sich beisst, weiterbildet, mit modernen Diagnosegeräten jonglieren kann (in Aachen übrigens häufig ins Spiel gebracht!), kratzt locker an 3.800 € bis 4.100 €. Eigenverantwortung? Ja, aber nicht nur beim Unterzeichnen des Gutachtens. Sobald ein Schaden übersehen wird oder ein Haftungsvermerk nicht stimmt, kann’s unbequem werden – auch finanziell. Ich sage immer: Das ist keine Raketenwissenschaft, aber eben auch kein Spaziergang durch den Aachener Stadtgarten.
Manchmal will man raus, manchmal noch tiefer rein. Aachen bietet ein Füllhorn an Weiterbildungen – bei lokalen Kammern, technischen Akademien, sogar privat bei Versicherungen und Prüfgesellschaften. Neue Fahrassistenzsysteme? Die Integration von E-Autos ins Schadenmanagement? Alles hier, nur eben mit Aachener Dialekt und Westwind. Wer den Sprung wagt, kann sich schnell zur spezialisierten Fachkraft entwickeln – beispielsweise für Oldtimer, Luxusfahrzeuge oder internationale Schadensabwicklungen. Aber Vorsicht: Weiterbildung kostet Zeit, Engagement und, ja, Geduld mit seitenlangen DIN-Normen. Wer dabei nur an schnelles Geld denkt, sollte umkehren. Dies ist ein Feld – das habe ich selbst oft gedacht –, in dem das ständige Nachschärfen des eigenen Wissens zum Alltag gehört. Manchmal nervt das, meistens macht’s stolz.
Soll man’s machen? Wahrscheinlich. Oder auch nicht. Denn als KFZ-Sachverständiger in Aachen sitzt man zwischen den Stühlen von Alltagstechnik, internationalem Verkehrsrecht und dem manchmal ruppigen Menschengeschäft am Unfallort. Wer Spaß an präziser Arbeit mit regionalem Kolorit sucht, Lust auf Grenzfälle hat (wörtlich wie bildlich), der könnte seinen Platz finden – und nein, nicht jede/r eignet sich. Aber genau das macht den Beruf reizvoll, gegen die Abnutzung im Trott des reinen Werkstattalltags. Man muss halt bereit sein, gelegentlich mehr zu wissen, als einem lieb ist. Und etwas mehr zu tragen als nur den eigenen Kugelschreiber.
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