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Die Zeiten, in denen Ölfilm und Zündkerzenschlüssel das Bild des KFZ-Mechatronikers prägten, schwinden langsam dahin. Ein wenig traurig vielleicht, aber vor allem spannend – jedenfalls, wenn man sich als Berufseinsteiger:in oder Fachkraft mit Ambitionen auf den Bereich Hochvolttechnik in Potsdam einlässt. Wer aktuell überlegt, ob er oder sie in eine Werkstatt im Raum Potsdam einsteigen oder vielleicht umsatteln sollte: Willkommen im elektromobilen Spannungsfeld. Plakativ? Ja, womöglich – trifft aber den Kern.
Es ist ein seltsames Gefühl, plötzlich nicht mehr den typischen Benzingeruch in der Nase zu haben, sondern – salopp gesagt – auf leisen Sohlen Richtung Hochvolt-Batterie zu schleichen. Ich erinnere mich gut an meinen ersten Kontakt: „Nicht mal eben einfach anfassen!“, brüllt es aus dem Kopf. Kein Wunder. Die modernen E-Fahrzeuge, die in Potsdam mittlerweile selbst Taxi-Unternehmen und Carsharing-Flotten dominieren, haben andere Tücken als solide Mittelklasse-Benziner. Wer heute hier arbeitet, muss deutlich mehr als „nur“ klassisches Schrauberhandwerk mitbringen: Diagnosetechnologien, Dokumentationspflichten ohne Ende und, nicht zuletzt, ein echtes Gespür für Risiken. Viele unterschätzen, wie wenig Spielraum „trial and error“ hier lässt.
Der Bedarf an qualifizierten Mechatroniker:innen mit Hochvolt-Zertifikat wächst. Keine Floskel, sondern pure Werkstatt-Realität. In Potsdam – genau genommen in der Zeitschleife zwischen Berliner Speckgürtel und Landeshauptstadt – merkt man das stärker als anderswo: Die Autohäuser spüren Druck durch E-Quoten, Bestandskunden wollen Service, aber die nötigen Spezialist:innen … fehlen oft. Zwischendurch sieht man in Werkstätten, die lange nur Ölwechsel gemacht haben, plötzlich gelbe Warnwesten bei Notfallübungen: Hochvolt-Arbeit ist eben kein nettes Extra, sondern ein Muss. Das schlägt sich auch in der Bezahlung nieder. Zwar ist das Grundgehalt für Einsteiger:innen im Vergleich zu „klassischen“ Mechatronikern mit Werten ab etwa 2.800 € solide, aber wirklich interessant wird es ab 3.200 €, gerade wenn fortgeschrittene Kenntnisse nachgewiesen und gefragt sind – und die sind in Potsdam so rar wie ein Elektroauto an der freien Ladesäule samstags morgens.
Viele erzählen gern von „lebenslangem Lernen“. Aber in Sachen Hochvolttechnik ist das ausnahmsweise keine Plattitüde. Gerade in der Region Potsdam werden Fortbildungen von Herstellern und Innungen in unerwarteter Frequenz angeboten – mal in eher drögen VHS-Kellern, mal als zweitägiges Kompaktseminar in halb leergeräumten Autozentren. Und ja, manchmal fragt man sich, warum man nach Feierabend freiwillig mit Gleichgesinnten um Schaltpläne ringt. Aber für den Alltag in der Werkstatt macht der Unterschied zwischen „unterwiesen“ und „fachkundig nach DGUV 209-093“ den wahren Sprung: Ohne offizielle Zertifizierung kommt man an bestimmte Fahrzeuge schlichtweg nicht ran – weder technisch noch rechtlich. Wer sich da entwickelt, wird im Team schnell unverzichtbar. Ich habe erlebt, dass schon mittelfristig Sonderaufgaben und, nicht selten, ein Zacken mehr Gehalt herausspringen. Nicht spektakulär, aber spürbar.
Wer Potsdam nur als hübsche Stadt der Schlösser und Kinofilm-Kulissen sieht, hat die Entwicklung der letzten Jahre verschlafen. Hier trifft elektromobile Zukunft (inklusive Pilotprojekte für Busflotten und E-Carsharing, man glaubt’s kaum) auf traditionelle Skepsis des Werkstattmeisters. Die Branchenstimmung? Wandelnd, manchmal widersprüchlich. Während einige Kfz-Betriebe noch mit der Umrüsterei fremdeln, haben andere längst aufgerüstet – teils mit massiver Unterstützung aus Landesmitteln. Der Arbeitsmarkt für Hochvoltspezialist:innen entwickelt damit seine ganz eigene Dynamik: Die Unsicherheit in Kleinbetrieben, die Chancen in Servicezentren, die Faszination Technik versus die Angst vor Fehlern an Systemen, die – man darf’s ehrlich sagen – im schlimmsten Fall schlicht lebensgefährlich sind.
Ist es der richtige Beruf für Neueinsteiger:innen oder wechselwillige Profis? Es bleibt eine Frage der inneren Haltung: Technikbegeisterung ja – aber gepaart mit ordentlich Verantwortungsbewusstsein, Lernbereitschaft und letztlich der Bereitschaft, Neues nicht nur mitzunehmen, sondern anzuführen. In Potsdam ist exakt jetzt der richtige Moment, um sich in diesen Sektor zu bewegen. Gut möglich, dass es bald kaum noch klassische Mechanik braucht. Klingt übertrieben? Vielleicht. Oder vielleicht ist das hier genau der Anfang vom neuen Alltag am Hebebock.
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