ZEISS | 07743 Jena, Wetzlar
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Hochschule Darmstadt | 64283 Darmstadt
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Wer in Frankfurt am Main als Ingenieur für Optoelektronik ankommt – egal ob frisch von der Uni oder aus einer anderen Ecke der Branche –, steht erstmal vor einer eigentümlichen Mischung: Kosmopolitischer Bankenstadtpuls trifft Forstwiesen-Ruhe, Hightech-Forschung auf knallharte Mittelstandslogik. Klingt abgehoben? Vielleicht ein wenig. Gleichzeitig steckt in der Region aber eine technische Energie, die man unterschätzt, wenn man bloß an den Euro-Tower und die EZB denkt. Lassen wir den Frankfurter Äppelwoi beiseite: Wer optoelektronisches Know-how hat, taucht hier in eine herausfordernde, manchmal widerspruchsvolle Arbeitswelt ein – geprägt von Lasern, Halbleitern, Datenbrillen. Und, na klar, von Unsicherheiten. Aber dazu gleich mehr.
Manche meinen, Optoelektronik sei ein Nischenfeld. In Wahrheit ist es eher ein feines Netzwerk aus Anwendungsgebieten – von industriellen Bildverarbeitungssystemen bis zu Quantensensorik, von Medizintechnik über Telekommunikation bis zum autonomen Fahren. Frankfurt ist da so etwas wie das nervöse Herz eines unsichtbaren Marktes: Auf engstem Raum ballen sich hier Unternehmen, die entweder selbst die Technik entwickeln oder als Zulieferer und Spezialdienstleister mitmischen. Immer wieder stößt man auf Technologiezentren jenseits der Skyline, wo man zu später Stunde noch das blaue Flackern aus den Laserlaboren sieht. Ich frage mich manchmal, ob die Energieeffizienz-Fanatiker aus dem Bankenturm wissen, was nebenan an Licht gebändigt wird. Wahrscheinlich nicht.
Eine Warnung gleich vorweg: Der Job als Ingenieur für Optoelektronik ist nichts für Schönwetter-Tüftler. Projekte werden hier schnell komplex, weil in Frankfurt das Optik-Cluster eng mit Halbleiter-Fertigung, Softwareentwicklung und Automatisierung verflochten ist. Das klingt nach interdisziplinärer Zusammenarbeit – und bedeutet in der Praxis: Meetings mit Physikern, Diskussionen mit Elektronikern und gelegentlich ein zähes Ringen mit den betriebswirtschaftlichen Vorgaben aus dem Management. Wer darauf hofft, ausschließlich am Lasertisch zu stehen, wird ab und zu ernüchtert vor PowerPoint-Folien sitzen. Kein Geheimnis, aber trotzdem: Genau dieser Mix macht das Feld so spannend – und stressig. Die Arbeitszeiten? Eher flexibel, aber wehe dem, der ohne Zeitgefühl technische Spezifikationen entwirft. Nein, das ist kein romantischer Forscheralltag. Eher ein anspruchsvoller Spagat zwischen Handwerk und Systemintegration, zwischen präziser Messtechnik und Innovationsdruck – immer mit dem Flackern der nächsten Deadline im Nacken.
Jetzt Klartext: Die Gehälter in diesem Segment sind in Frankfurt spürbar höher als im Bundesdurchschnitt – kein Wunder angesichts der Lebenshaltungskosten. Einstiegsgehälter ab 4.200 € sind für Absolventen mit passender Spezialisierung keine Seltenheit, mit einigen Jahren Erfahrung landen viele bei 5.000 € bis 6.200 €. Das klingt nach einer goldenen Zukunft, stimmt’s? Nicht ganz. Denn die regionale Konkurrenz (und die Erwartungshaltung!) sind erheblich. Unternehmen – von großen internationalen Playern bis zu wendigen Mittelständlern – suchen nicht nur den brillanten Einzelkämpfer, sondern den Teamplayer mit Kommunikationsgeschick und Lust auf stete Weiterbildung. Und die Weiterbildung? Die ist kein Beiwerk, sondern Pflicht: Spezialisierungen in photonischer Messdiagnostik, automatisierter Fertigung oder Quantentechnologien werden bevorzugt gesehen; an der TU Darmstadt, in Frankfurts F&E-Instituten oder auf unternehmensinternen Kursen. Wenig überraschend in einer Branche, die praktisch jährlich veraltet. Ich habe schon erlebt, dass gestandene Ingenieure sich noch einmal fundamentale Halbleiterphysik draufschaffen mussten – mit Mitte 40 übrigens.
Was viele unterschätzen: Der Wechsel aus anderen Disziplinen – etwa Elektrotechnik, Maschinenbau, Informatik – ist möglich, aber kein Selbstläufer. Die Anforderungsklassik bleibt: Komplexes Denken, ständiger Lernwille, Englisch (meist unvermeidbar), Belastbarkeit. Wer die technische Neugier nicht mitbringt, wird im optischen Dickicht – ehrlich gesagt – nicht lange glücklich. Was aber Frankfurts Reiz ausmacht? Die Vielfalt – sowohl der Projekte als auch der Leute. Zwischen globalen Forschungsverbünden, agilem Mittelstand und zuweilen eigenwilligen Start-ups entwickelt sich eine Arbeitskultur, die selten wirklich locker, aber auch kaum je dröge ist. Manchmal, in hektischen Phasen, wünscht man sich einen weniger aufgeheizten Markt. Andererseits: Wer gern am Puls der Innovation arbeitet, bekommt hier mehr als sein sprichwörtliches Tageslicht zu sehen – das volle Lichtspektrum sozusagen.
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